Im Winterwald – Wie Wildtiere die kalte Jahreszeit gut überstehen

Die Bäume sind kahl, alles ist grau und nass oder von Schnee bedeckt – im Winter ist im Wald nicht los? Im Gegenteil: Zwar halten viele Tiere Winterschlaf, Winterruhe oder sind in eine Winterstarre verfallen und viele Zugvögel sind in den Süden geflogen. Trotzdem gibt es auch in der kalten Jahreszeit im Wald viel zu beobachten. Manche Waldbewohner kannst du dann sogar besonders gut entdecken, wenn sie nach Futter suchen oder Fährten & Spuren im Schnee hinterlassen. Siehe auch Blog „Tiere im Winter“!

Auch kannst du weiter sehen, weil die Bäume und Sträucher nicht die Sicht mit einem Blätterwald einschränken. Wichtig ist es, die Tiere nicht zu erschrecken: Stress führt zu einem erhöhten Herzschlag und somit zu einem vermehrten Energieverbrauch. Und die ist ohnehin in der Kälte knapp!

Gute Nacht… bin im Winterschlaf (ein Zustand, in dem bestimmte Tiere mit Hilfe gesenkter Körpertemperatur ohne zu Fressen überwintern). Diese Wildtiere bekommst du in der Winterzeit nicht zu sehen: Igel Erinaceus europaeus (Foto: Buda Ruska/Nordost-Polen), Siebenschläfer (Foto: Schlater Wald) und Murmeltier Marmota marmota (Nationalpark Hohe Tauern/Öster-reich). Nicht im Bild, gehören aber zu den Winterschläfern, sind Fledermaus, Haselmaus und Feldhamster. Dafür haben sie sich teils im Herbst ein Fett-polster zugelegt und sich an frostgeschützte Plätze wie in Höhlen oder Baum-löcher zurückgezogen.

Auch Fische (Europäischer Wels oder Flusswels Silurus glanis – F: „Grenzbach“ NSG Langenauer Ried/BW), Frösche (Grasfrosch F: Gartenteich in Schlat), Lurche (Feuersalamander – F: Schlat-Unterdorf) , Schlangen (Kreuzotter – F: NSG Ramsholmen i Ekenäs, Raseborg/Süd-FIN), Schildkröten (Europäische Sumpfschildkröte – NP Lonsjko Polje/HR), Eidechsen (Zauneidechse – F: NSG Spielburg Göppingen-Hohenstaufen), Schnecken (Weinbergschnecke – F: Schlat – Rommental) und Insekten (Hornisse – F: Areal Gartenteich in Schlat) sind nicht mehr unterwegs. Sie verfallen in eine s.g. Winterstarre (ein Zustand, in dem viele Tiere überwintern, die ihre Körpertemperatur an die Außentempe-ratur anpassen) – das bedeutet, sie werden stocksteif, atmen kaum noch und auch das Herz schlägt nur noch alle paar Minuten.

Braunbär (Europ. Braunbär – F: Karhunpolku/Bärenpfad Nord-Karelien/FIN), Waschbär (F: N.P. Kellerwald-Edersee/HE), Dachs (F: von der Heiligenberg-straße zum Wegkreuz Richtung Wasserberg, Schlat) und Eichhörnchen (F: LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes) verschlafen zwar auch einen Großteil der kalten Jahreszeit., sind aber auch immer wieder mal im Wald oder wie die Biber (F: D/NL-Naturentwicklungsgebiet „De Gelder-se Poort“) in ihren Gewässern unterwegs, v.a. bei gutem Wetter. Das nennt man Winterruhe (ein Zustand, den du dir als mehrfach unterbrochenen Winterschlaf vorstellen kannst, bei dem hin und wieder gefressen wird). Braunbär und Dachs fressen sich vor der Winterruhe einen ordentlichen Winterspeck an. Eichhörn- chen haben sich dafür im Herbst einen Futtervorrat angelegt und Bucheckern, Eicheln und Nüsse vergraben. Biber können in unserer Klimazone nur über-leben, wenn sie genügend Wintervorräte (meist Weidenäste, die am Boden des Gewässers vor Höhlen oder Nisthügeln befestigt sind) gesammelt haben.

Wer ist wach im Winterwald? Raubtiere wie Wolf (Eurasischer Wolf/Grauwolf Canis l. lupus), Luchs (Eurasischer Luchs/Nordluchs), Wildkatze (Europäische Wildkatze), Fuchs (Rotfuchs), Fischotter (Eurasischer Fischotter Lutra lutra), Baum- (auch Edelmarder Martes martes) und Steinmarder (auch Hausmarder Martes foina), Hermelin (auch Großes Wiesel), im hohen Norden der Vielfraß (Gulo gulo – skandinavisch: fjeldfross, was so viel wie Berg- oder Felsenkatze bedeutet), vielleicht auch der aus größerer Entfernung hinzugekommene Mar-derhund (auch Enok) und jüngst der Goldschakal (Eurasischer Goldschakal Canis aureus – beide Neozoen) sind natürlich auch im Winter auf Beutezug.

Unser Schalenwild wie Wisent (Bison bonasus – bei uns nur am Rothaarsteig/ NW), Elch (Alces a. alces; bei uns in Brandenburg und auf dem Truppenübungs-platz Grafenwöhr/BY), Rot– (Cervus elaphus), Dam-, SikaCervus nippon Neo-zoen, Europäisches MuffelOvis orientalis musimon (überwiegend Gehegewild), Reh– (Capreolus capreolus), Schwarzwild (Sus scrofa), ebenso wie Feldhase (Lepus europaeus) und Federwild wie Auer-, Birk- und Haselwild, Fasan (Mongo-lischer Ring- Phasianus colchius mongolicus F: N.P. De Groote Peel/NL + Böh-mischer Jagd- „Kupferfasan“ Phasianus colchicus – beide Neozoen F: UNESCO Kulturlandschaft Wachau/A) und Rebhuhn (Perdix perdix) – im Gebirgswald noch Steinbock (Capra ibex), Gams (Rupicapra rupicapra), Schneehase (Lepus timidus) – bleiben ebenfalls im Winter wach (nennt man „winteraktiv“) und streunen auf der Suche nach Futter durch Wald und Feld. Wenn du genau hinschaust, kannst du vielleicht auch ihre Spuren im Schnee entdecken. Trotzdem müssen sich auch diese Tiere vor der Kälte schützen, bspw., indem sie sich ein dickes Winterfell zulegen. Außerdem ist Ruhe und Rückzug angesagt, um nicht zuviel Energie zu verbrauchen.

Wintervögel wie Amsel, Spatz (Feldsperling), Meise (Kohlmeise) und Rotkehl-chen plustern ihr Gefieder auf. Dadurch entstehen Luftpolster, die die Wärme am Körper halten.

Viele Menschen wollen den Tieren im Winter helfen. Schließlich ist es bitterkalt und das Futterangebot ist knapp. In der Regel ist es aber nicht nötig, hier etwas zu tun. Im Gegenteil: Das Füttern von Wildtieren ist oft sogar verboten (Füttern nur in absoluten Notzeiten). In besonders kalten Wintern mit stark vereister Schneedecke füllt der Förster oder Jäger aber regelmäßig Futterstellen im Wald auf.

Und Vögel freuen sich dann über Futterkugeln oder Körnermischungen in gefüllten Futterhäuschen. Ganz wichtig: Ein Tier, das Winterschlaf hält, darf nicht geweckt werden. Das würde zu viel Energie kosten und das Tier könnte erfrieren oder gar verhungern (bspw. beim Wintersport im Auerhahn-Revier).

Quellen: Assata Frauhammer „Im Winterwald“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 5.1.23; HF Hartmut Felgner „Die Rückkehr der Großraubtiere“ und F-Serie; Bestimmungshilfe für Naturfreunde „Fährten und Spuren“ DJV 2023; Wikipedia. Siehe auch Urs Willmann „Comeback“ DIE ZEIT N° 613 und Assata Frauhammer „Borstige Allesfresser“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 14.12.20 und Leonie Dries „Die Stockwerke des Waldes“ SÜDWEST PRESSE/KRUSCHEL 11.3.23!