Die große Herausforderung ist die mentale – zuzulassen, das in unserem durchorganisierten und kontrollierten mitteleuropäischen Biotop die wilde Natur immer noch mächtig ist. Die Rückkehr der Prädatoren ist die letzte Phase der Rettung einheimischer Wildtiere, deren Bestand und Lebensräume mit 19. Jh. durch unkontrollierte Übernutzung an einem Tiefpunkt angelangt waren. Bär, Wolf und Luchs kehren aber heute nicht in eine Wildnis zurück, sondern in eine von Menschen dominierte Landschaft mit vielfachen Ansprüchen ver-schiedener Nutzer. Wenn Großraubtiere in die Regionen Europas zurückkeh- ren, in denen sie zuvor kaum noch oder überhaupt nicht mehr vorkamen, freut das Naturschützer – Bauern und Viehzüchter sind alarmiert. Dies kann Kon-flikte auslösen! Wie kann man alle Interessen unter einen Hut bringen?
Die EU-Kommission rief die IT-Plattform „Large carnivores in the Europe“ ins Leben, auf der sich Landwirte, Landbesitzer, Jäger, Naturschützer und Wissen-schaftler darüber austauschen, wie Menschen und Großraubtiere miteinander auskommen können. „Wir müssen unsere natürlichen Mitbewohner mit Respekt behandeln, aber auch auf die Bedenken derer eingehen, deren Leben durch die große Nähe zu diesen Tieren tatsächlich beeinträchtigt wird“, so EU-Umweltkommissar Janez Potočnik mit Blick auf Bär, Wolf, Luchs und Vielfraß. In 27 EU-Staaten lebt mindestens eine dieser Arten in freier Wildbahn. Sie sind Teil der reichhaltigen biologischen Vielfalt; der Pegel der Emotionen stehe in keinem Verhältnis zu ihren tatsächlichen Vorkommen und die durch sie verursachten Nutztierschäden.
Zur PDF und zu Leserbriefe; siehe auch Urs Willmann „Comeback“ DIE ZEIT N° 613!