Schlangen im Garten – Reihe: Tiere in der Stadt

Fast 4.000 Schlangenarten leben auf unserem Globus, 7 davon auch in Deutschland. Sie bei einer Wanderung oder einem Spaziergang in freier Wildbahn oder gar daheim am heimischen Teich zu sehen, ist eher unwahrscheinlich, denn die Tiere sind äußerst scheu und einige zudem sehr selten.

Die Nördliche Ringelnatter Natrix natrix mag die Nähe von Wasser und ist daher am ehesten im Gartenteich anzutreffen (F: Gartenteich in Schlat).

Nachrichtlich: Blindschleiche. Sechs Schlangenarten sind im Südwesten zu Hause. Das hat der NABU BW anlässlich des Weltschlangentages am 16. Juli mitgeteilt. – Eigentlich sollten sich Gartenbesitzer darüber freuen, Schlangen in ihrem Garten zu entdecken. Denn sie zeigen an, dass der Garten ökologisch in einem guten Zustand ist. Da es sich bei Schlangen um äußerst menschenscheue Tiere handelt, kriechen die scheuen Reptilien in den meisten Fällen bereits davon, bevor man sie überhaupt zu sehen bekommt. Auch wenn sich viele vor ihnen ekeln oder fürchten, ist es nicht nötig, gleich in Panik zu verfallen, wenn man wirklich einmal auf eine trifft. Es gilt: Zuallererst Ruhe bewahren, denn in der Regel greifen die Kriechtiere nur dann an, wenn sie sich bedroht fühlen. Falls sie sich jedoch bedroht fühlen, können sie zuschnappen. Eine Entwarnung vorab: Giftig sind die wenigsten heimischen Arten. Die meisten regionalen Schlangenarten stehen außerdem unter Artenschutz – wenn möglich solltest du sie deshalb nicht stören oder einfangen. 

Juv. Ringelnatter Natrix natrix und Häutungsreste der Schlingnatter Coronella austriaca (F: Scheu-nenviertel Schlüsselburg/Weser/NRW).

Fast immer ist es die ungiftige Nördliche Ringelnatter, die einem begegnet. Sie ist die am weitestenverbreitete Schlange in Deutschland und für Menschen absolut ungefährlich; bei Gefahr versprüht sie allerdings eine stinkende Flüssigkeit. Erkennungsmerkmale dieser dunkelgrauen Schlangenart sind die beiden gelben halbmondförmigen Flecken im Nackenbereich, die aufgrund ihrer runden Form der Schlange ihren Namen verleihen.♂ bemessen eine Körperlänge von rund 75 cm, ♀ können auch mal 1,5 m lang werden. Sie lebt häufig an stehenden Gewässern und geht oft schwimmend auf die Jagd nach Amphibien, weshalb Gartenbesitzer mit Teich v.a. Rücksicht nehmen sollten. Zudem kann sie ihre Eier im warm-feuchten Komposthaufen ablegen.

Schlangen sind in BW selten – Heimat von vier ungiftigen Nattern: Hinzu kommen Kreuzotter und Aspisviper, die als einzige Arten auch Giftzähne besitzen. (NABU 11.7.23)

Seit 2017 unterscheidet man in Deutschland zwei Ringelnatterarten, die Nörd-liche Ringelnatter Natrix natrix und die Barrenringelnatter Natrix helvetica. Beide tagaktiv. Auf den ersten Blick unterscheiden sich Ringel- und Barren-ringelnatter kaum; allerdings ist die letztere durch schwarze Balken an den Flanken zu erkennen; in der Größe bis 190 cm. Die Barren-Ringelnatter ist mehr in Westeuropa verbreitet und erreicht in Deutschland ihre Verbreitungsgrenze. (NABU Herne).

Schling- oder Glattnatter Coronella austriaca (F: Verkehrstod im Parkovi prirode Papuk/Kroatien).

Die Schlingnatter gilt als kleinste deutsche Schlange und nach der Ringelnatter die zweithäufigste in Deutschland. Sie ist wärmeliebend und ernährt sich vorwiegend von Mäusen und Reptilien. Ihr Name stammt von ihrem Jagdver-halten, sie umschlingt Beutetiere und tötet sie dann. Mögliche Verwechslungs-gefahr besteht mit der selteneren und giftigen Kreuzotter. Die zierlichen, graubraunen Nattern werden rund 70 cm lang und haben ein unregelmäßiges, schwarzes Muster auf der Rückenseite.

Weitere Merkmale sind Streifen bei den Augen. Im Gegensatz zur Kreuzotter besitzt die Schlingnatter nicht das charakteristische Zickzack-Muster. Außerdem hat die Schlingnatter runde Pupillen, die Kreuzotter schlitzförmige. Sie ernährt sich von kleinen Reptilien, Insekten oder Mäusen. Auch die Schlingnatter spritzt, wenn sie gereizt wird, ein übelriechendes Sekret aus.

Die Kreuzotter Vipera berus ist durch ihr charakteristisches Zickzackband gekennzeichnet; die Au-gen sind sehr auffällig, die kupferfarbene bis dunkelrote Iris hat eine senkrechte Pupille, was die Kreuzotter klar als Giftschlange ausweist. (F: Archipelago N.P. „Schärenmeer“ / FIN Meerbusen).

Die Kreuzotter gehört zur Familie der Vipern und Ottern, die alle giftig sind. Damit zählt sie zu den wenigen Giftschlangen hierzulande, ist jedoch extrem selten, auch im heimischen Garten. Ihr Biss ist in den seltensten Fällen lebens-gefährlich. Allerdings sollten Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen wie Allergien einen Arzt aufsuchen, nachdem sie von einer Kreuzotter oder Aspisviper (die beiden heimischen Giftschlangen) gebissen wurden. Die Färbung kann sehr unterschiedlich sein, meist ist sie braun oder gräulich. Die Oberseite ist charakterisiert durch ein dunkles Zickzackmuster. Die Kreuzotter fühlt sich am Waldrand unter dichtem Bewuchs oder in Feuchtgebieten wohl, da sie sich u.a. von Fröschen ernährt. Tagaktiv ist sie in Gärten ein selten gesehener Gast, allerdings sollten auch hier Teichbesitzer Vorsicht walten lassen. Sie wird maximal 90 cm lang. Lebendgebärend, können sie sich auch in kälteren Regionen aufhalten. (Siehe Nachzug soll Bestand sichern BR24 21.9.23)

Schon gewusst? Für den Menschen ist ihr Biss selten lebensgefährlich, obwohl das Gift bis zu dreimal so giftig ist wie das der Klapperschlange. Denn der Gift-vorrat der Kreuzotter beträgt nur 11 – 18 Milligramm, gefährlich wird es für gesunde Menschen erst bei vielfach größeren Mengen. (Wiki).

Die äußerst seltene tag- und nachtaktive Aspisviper Vipera Aspis ist vom Aussterben bedroht – und ist neben der Kreuzotter die zweite heimische Giftschlange. Ihr Gift ist sogar stärker als das der Kreuzotter, wie der NABU BW schreibt. Die Viper zeichnet sich durch einen gedrungenen Körperbau von 60 – 70 cm Länge aus, der Kopf ist breit und dreieckig mit erhöhter Schnauzenspitze. Aspisvipern sind meist hellgrau bis braun. Ein senkrechtes Strichmuster zieht sich über die Haut, wie bei der Kreuzotter, allerdings weniger breit. Vereinzelt gibt es auch schwarze Exemplare. Zu ihrer Nahrung zählen Eidechsen und Mäuse.

Auch die ungiftige Äskulapnatter Elaphe longissima ist hierzulande äußerst selten anzutreffen – allerdings aufgrund der stattlichen Länge von bis zu 200 cm leichter zu erkennen. Damit ist diese Natter die größte einheimische Schlange. Die inzwischen seltene Art ist aus der griechischen Mythologie heraus bis heute Symbol der Ärzte und Apotheker. Sie hat einen schmalen und hellen Kopf, der Körper ist olivgrün, braun und glänzt; kann aber auch schwarz sein. Auf dem Rücken befinden sich helle Flecken. Auf ihrem Speiseplan stehen v.a. kleine Säugetiere wie Mäuse oder Eidechsen sowie Vögel und ihre Eier. Die ungiftige und tagaktive Natter kriecht auf der Jagd nach Beute auch auf Bäume. (myHOMEBOOK, Helmi Tischler-Venter „Keine Angst vor Schlagen im Garten“ NR-KURIER 8.8.20).

Die ungiftig und tagaktive Würfelnatter Natrix tessellata jagt im Wasser, kommt aber nur vereinzelt in Nebenarmen von Lahn, Mosel und Rhein vor. Am namensgebenden Würfelmuster kann man sie von anderen Nattern unterscheiden.

Tipp: Es kann durchaus passieren, dass man eine Schlange in einer misslichen Lage findet, aus der sie sich nicht selbst befreien kann. Ein Paradebeispiel hier-für ist der Lichtschacht, aus dem das Kriechtier nicht mehr herauskommt. In so einem Fall kann man die örtliche Naturschutzbehörde (Wildtierbeauftragte/r beim Landratsamt) informieren, evtl. auch einen Experten aus dem Zoohandel; manchmal rückt auch die Tierrettung oder Feuerwehr an. Anm.: Kritische Situationen entstehen in der Regel dadurch, dass der Mensch in den Lebensraum der Tiere eindringt. Hierzulande ist die Angst vor Schlangen unbegründet. Seit 1960 gab es lediglich einen belegten Todesfall durch einen Schlangenbiss.

Nachrichtlich:

Westliche Blindschleiche Anguis fragiles (F: Areal Wolfsfels / Parc naturel régional des Voges du Nord / Réserve de biosphère transfrontaliére par I’UNESCO / Frankreich)

Fälschlicherweise wird auch die Westliche Blindschleiche als Schlange ange-sehen. Bei dem Kriechtier handelt es sich jedoch um eine Eidechse ohne Beine. Im Gegensatz zu „echten“ Schlangen kommt die recht häufig vor – und ist komplett harmlos.

Quellen: Neben den bereits angegebenen Quellen generell „Schlangen in Deutschland“ SÜDWEST-PRESSE/WISSEN/Deutsche Wildtierstiftung, „Die Kreuzotter“ NATURSPIEGEL 4/00; „Schlangen in Gefahr – Mythos Äskulap-natter“ LfU BW Juli 2000; „Scheue Froschjägerin – Aus dem Leben der Ringel-natter“ NATURSCHUTZ heute 4(05; „Planet Wissen, WHO, NABU, DGHT, amphibien-reptilien.com 2.7.22; zur flickr-Fotoserie.