Winter im Gebirge – Die Tiere in den Alpen sind perfekt an Kälte, Schnee und Eis angepasst

Die Alpen sind das höchste Gebirge Mitteleuropas. Auf dem allerhöchsten Gipfel, in 4.800 m Höhe (Mont Blanc 4.805 m), herrschen extreme Lebens-bedingungen: eisige Kälte und Schnee, nur wenig Nahrung und kaum Schutz vor dem Wetter. Die Tiere, die in dieser Umgebung leben, haben Strategien entwickelt, um diese Herausforderungen zu meistern. Manche wechseln im Winter ihr Fell (wie der Schneehase) bzw. Federkleid (Schnee. bzw. Moor-schneehuhn) oder fahren die Körperfunktionen (wie Gams oder Steinbock) herunter, andere (bspw. Murmeltier) verschlafen die kalte Jahreszeit einfach.

Der Tarnkünster – Schneehase Lepus timidus: Seinen Namen verdankt der Schneehase seinem weißen Winterfell, das im Sommer braun ist. Damit können ihn Fressfeinde wie der Steinadler in der hellen Umgebung der beschneiten Berge kaum sehen. Auch sein Körperbau ist an das kalte Klima in bis zu 3.500 m Höhe angepasst. Er hat kurze Ohren, die nicht so schnell frieren können und riesige Pfoten mit viel Fell zwischen den Zehen. So kriegt er keine kalten Füße und kann auf pulvrigem Schnee innen, ohne einzusinken. Wenn Adler oder Fuchs Jagd auf ihn machen, rennt der Schneehase einfachfit bis zu 80 km/h hakenschlagend davon. Die meisten Jäger kommen da nicht mehr mit. Zum Schutz kommt er ohnehin fast nur in der Dunkelheit aus seiner Schneehöhle heraus.

Das Angepasste – Schneehuhn Lagopus: Das Schneehuhn mag es gerne kühl: Im Sommer und Herbst ist es meist oberhalb von 3000 m zu finden, während es sich im Frühjahr „nur“ noch auf 1.800 bis 2.700 m aufhält. Überschreitet die Temperatur 15°C , wird es ihm zu warm und es zieht sich an schattige Plätze zurück. Vor dem Winter wechselt es sein hellbraunes Gefieder in ein weißes, dichteres Federkleid. So ist es ei beim Schneehasen für Fressfeinde in der verschneiten Landschaft kaum zu erkennen. Auch seine Füße sind dann gefiedert, sodass das Schneehuhn wie auf Schneeschuhen leichtfüßig über den Schnee wandern kann. Das ist überlebenswichtig, denn wie andere Hühner-vögel auch, halten sich Alpenschneehühner meist am Boden auf und fliegen kaum.

Das Moorschneehuhn Lagopus lagopus ist sozusagen eine verwandte Vogelart, die auch zu den Raufußhühnern Tetraoninae gehört. Die Art ist in Nordeuropa, Nordasien und im Norden von Nordamerika vertreten. Siehe HF „Finnland – Nordskandinavien“ und F-Serie.  

Die Schlafmütze – Murmeltier Marmota marmota: Sie leben in Kolonien und überwintern 6 – 7 Monate lang in einem kuschelig mit Gras ausgepolsterten Bau. Davor haben sie sich ein dickes Fettpolster angefuttert. Beim Schlafen halten sie sich gegenseitig warm, während ihre Körpertemperatur auf 2 – 3°C  sinkt. Auch die Körperfunktionen werden gesenkt auf zwei Atemzüge und 20 Herzschläge pro Minute. Normalerweise schlagen Murmeltierherzen 200 Mal pro Minute! Die Hirntätigkeit kommt in dieser Zeit fast ganz zum Erliegen. Im Sommer wird es dem Alpenmurmeltier leicht zu heiß. Dann zieht es sich ebenfalls in seinen – dann kühlen – Bau zurück.

König der Alpen – Steinbock Capra ibex: Nicht von ungefähr gilt der Alpenstein-bock als König der Alpen. Seine Anpassung an den alpinen Lebensraum ist perfekt, seine Kletterkünste sind legendär und seine stoische Ruhe mitten im Schneesturm bewundernswert. Steinböcke sind Meister im Energiesparen und vertrauen auf ihren Instinkt. Alpensteinböcke sind im Winter gräulich gefärbt, das Fell ist außerdem länger und dichter als im Sommer. Hierdurch sind die Tiere gut vor extremer Witterung geschützt. Für die wärmeren Monate erfolgt ein Fellwechsel. Das Sommerfell der Böcke ist dabei dunkelbraun (außerdem tragen sie ganzjährig einen Ziegenbart),  ♀♀ sind eher rötlich oder goldbraun gefärbt.

Die Faule – Gämse Rupicapra rupicapra: Im Winter sind die Gämsen wie die Steinböcke im Energiesparmodus: Sie bewegen sich nur, wenn es unbedingt notwenig ist. Und sie senken ihre Körpertemperatur, damit sie auch im Ruhe-zustand weniger Energie verbrauchen. Um nicht soviel Kraft für die Futtersuche aufzuwenden, suchen sie sich steige Hänge mit südöstlicher bis südöstlicher Ausrichtung – hier scheint mehr Sonne hin uns es liegt weniger Schnee. So finden sie leichter ihre karge Nahrung: Gräser, Kräuter, Pilze Blätter und Knospen.

Im Herbst wechseln die Gämsen ihr helles Sommerfell gegen ein dichtes, dunkles Winterklei mit langen Deckhaaren und darunter liegenden feinen Wollhaaren. Das schwarze Winterfell erwärmt sich schneller in der Sonne.

Die Verfressene – Alpendohle Pyrrhocorax graculus: Sie ist eine der wenigen Gebirgsbewohner die das ganze Jahr oben am Berg bleibt. Denn sie muss sich auch im Winter keine Sorgen um Futter machen:

Der schwarze Vogel sieht der Amsel sehr ähnlich und profitiert von den Lebens-mittelresten der vielen Wanderer, die das ganze Jahr über in den Bergen unterwegs sind. Kein Wunder also, dass es deshalb in de bayerischen Alpen heute mehr Bergdohlen gibt als noch vor 100 Jahren. Damals war es im Winter weitaus schwieriger , Nahrung zu finden. Nur in sehr harten Wintern sind sie auch im Tal zu sehen.

Der Eisliebhaber – Gletscherfloh Desoria saltans: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fühlt er sich am wohlsten, denn sein nur rund 2 mm großer Körper ist bestens an die Kälte angepasst. Er produziert eine Art eigenes Frostschutzmittel, mit dessen Hilfe er Temperaturen bis zu – 20°C überlebt. Dieses Mittel sorgt dafür, dass sie Körperflüssigkeit nicht gefriert. Gletscher-flöhe ertragen sogar ein einjähriges Einfrieren im Eis! Sie gehören zu den Insekten, sind also wechselwarm. D.H., ihre Körpertemperatur ist an die Umgebung angepasst. Die Flöhe finden das Leben im Gletscher als angenehm. Bereits bei 12°C plus stirbt er.

Quellen: Nicole Hauger „Winter im Gebirge“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 18.1.22; „Der Steinbock – König der Berge“ BERGFREUNDE; Wikipedia.