FOTOPIRSCH I – Potpourri der heimischen Wildarten – Schalenwild

Die Fotos zeigen die wichtigsten Wildarten aus Wald und Flur. Zur besseren Übersicht erfolgt eine Einteilung in Schalenwild, Hasen, Raub- und Federwild. Diese Zuordnung ist der Jägersprache entnommen und wird nachfolgend beschrieben: Mit Schalenwild bezeichnet der Jäger die artenreiche Ordnung der Paarhufer (Zehengänger mit 2 oder 4 Huf-Zehen an jedem Fuß). Zur Unterordnung der „wiederkäuenden Paarhufer“ gehören die Familien der Hir-sche (Geweihträger) und der Hornträger (Wisent, Moschusochse, Muffel-, Stein-, Gamswild), zur Unterordnung der „nicht wiederkäuenden Paarhufer“ die Familie der Schweine (Schwarzwild).

Elche ♂ Alces a. alces (im „Bast“) breiten sich über Polen zurück nach Mitteleuropa aus (F: Biebr-zański Park Narodowy/Polen… und Hirschkuh Matylda mit Kalb).

Elche gehören zu den Hirschen und sind die größte Hirschart der Welt. Sie er-reichen eine Größe von 2,3 m (Schulterhöhe). Elche leben in kälteren Regionen in Nordeuropa, Nordasien und Nordamerika. Sie sind Einzelgänger, die sowohl tagsüber als nachts aktiv sind. Elche mögen junge Baumtriebe und Wasser-pflanzen und davon futtern sie ganz schön viel. Großes Tier, großer Hunger! Im Sommer sind es rund 32 kg und im Winter 15 kg, weil sie im Schnee nicht so viel finden. Sie sind die einzigen Hirsche, die unter Wasser fressen können (hier v.a. See- und Teichrosen). Die Muskeln und die dicken Fettpolster an ihrer Nase hel-fen ihnen, unter Wasser die Nasenlöcher zu verschließen.

Die ♂ tragen ein auffälliges Geweih, das eine Spannweite von bis zu 2 m haben kann. Besonders große Elchgeweihe heißen übrigens Schaufelgeweih, weil sie einer Schaufel ähnlich sehen. Das Elchgeweih ist im Herbst, zum Beginn der ♥ Sept./Okt. ausgewachsen. Mit gefegtem Geweih versuchen die Elchbullen dann, Rivalen einzuschüchtern und ♀ zu beeindrucken. Doch selbst in dieser Phase versuchen sie Kraft zu sparen und ihre Gegner einzuschüchtern, indem sie mit ihrem Geweih Sträucher und Büsche bearbeiten. Während der ♥ nehmen die Bullen kaum Nahrung auf und verlieren stark an Gewicht. Das Geweih eines Elchs kann schon mal 20 kg wiegen. Der Rekorde liegt bei 36 kg! Sie werfen es zur Winterzeit ab, weil sie in dieser Zeit weniger Futter finden und es Energie spart, weniger Gewicht mit sich herumzutragen. Im Frühjahr wächst ein neues nach. Die Tragezeit der Kälber beträgt etwa 9 Monate; sie werden zw. Mai-Juni geboren. Niemals zuvor gab es so viele Elche, Rehe und Hirsche auf der Nord-halbkugel (Studie Oregon State University – Dagens Nyheter 11.4.12; DJV 23.9.16; tierchenwelt.de; Wiki).

Rothirsch ♂ Corvus elaphus (F: N.P. Hainich/Thüringen).

Das dämmerungs- und nachtaktive Rotwild lebt in nach Geschlechtern abge-trennten Rudeln bzw. Trupps; ältere Hirsche treten meist als Einzelgänger auf. Die ca. 1 – 1,5 m hohe Hirschart benötigt ausgedehnte Waldgebiete mit ruhigen Einständen und geschützten Äsungsflächen. Die deutlich größeren „Hirsche“ tragen ein alljährlich abgeworfenes und nachwachsendes Geweih sowie im Herbst/Winter die dunkle Halsmähne.

Das individuell bzw. je nach Alter u. Gesundheitszustand sehr verschiedenartige Geweih nimmt bis zum 12. Lebensjahr an Stärke und Größe zu. Der Geweihab-wurf erfolgt im Febr./April, das „Fegen“ des noch weichen „Bastes“ im Juli / Au-gust. Die  ♥ dauert von Sept. – Okt. Im Mai/Juni setzt das „Tier“ (Hirschkuh ♀) meist ein, selten zwei Kälber. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

Rehbock ♂ Capreolus capreolus – kleinste europäische Hirschart (F: Palace Park in Białowieża/PL)

Das sehr anpassungsfähige und weit verbreitete Rehwild lebt in unterwuchsrei-chen Waldgebieten, Feldfluren und Parklandschaften. Die im Sommer häufig in Familientrupps im Winter in Verbänden auftretenden Rehe sind meist in den Morgen- bzw Abendstunden zu beobachten und ruhen tagsüber im Dickicht.

Das Sommerkleid der ca. 0,6 – 0,7 m hohen, schlanken, feingliedrigen Hirschart zeigt eine rostbraune Färbung mit gelblichweißem „Spiegel“, die Winterdecke eine graubraune mit weißem Spiegel. Ausgewachsene ♂ tragen i.d.R. ein im April/Mai gefegtes „Sechsergehörn“ (zwei Stangen mit je drei Enden), das im Okt./Nov. abgeworfen wird. Die ♥ liegt im Juli/August. Im Mai/Juni setzt die „Ricke“ 1 – 2 rotbraune und weißgefleckte Kitze. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

DamhirschServus dama (F: NP Schönbuch/Baden-Württemberg).

Damwild ist häufig in Wildparks und Gattern, regional aber auch wild in Misch-wäldern und Parklandschaften zu finden. Das vorwiegend dämmerungsaktive Wild tritt meist in großen Rudeln auf. Nur in und kurz nach der Setzzeit steht das Tier ♀ mit dem Kalb allein. Die ca. 0,9 – 1,1 m hohe Hirschart wurde aus dem Mittelmeerraum eingeführt. Das weißgefleckte unterseits weißliche Som-merkleid ist rotbraun mit weißem, oben dunkel umrandetem „Spiegel“ und lan-gem, oberseits schwarz gestreiftem „Wedel“ (Schwanz“), die kaum gefleckte Winterdecke graubraun gefärbt. Ausgewachsene ♂ tragen stattliche, am Stan-genende schaufelartig verbreitete und im August/Sept. gefegte Geweihe, die im Mai abgeworfen werden. Die ♥ liegt im Okt./Nov. Im Mai setzt das ♀ 1 – 2, sel-ten 3 Kälber. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

Sikahirsch ♂ Cervus nippon (F: WP Edersee/Hessen).

Sikawild wird in unseren Breiten meist nur in Gattern bzw. Wildparks gehalten und kommt in freier Wildbahn nur in wenigen, eng begrenzten Landstrichen vor. Das tag- und nachtaktive Sikawild tritt bis zur ♥, getrennt nach Geschlech-tern, in Rudeln, im Winter in Mischrudeln auf. Die ca. 0,8 – 1,1 m hohe Hirschart stammt aus Ostasien. Das rötlichbraune Sommerkleid ist unregelmäßig weiß-lich gefleckt mit weißem, oberseits schwarz umrandeten Spiegel und kurzem, weißem Wedel; die graubraune Winterdecke zeigt keine bzw. nur wenige weiße Flecken. Die ♂ tragen eine kurze Halsmähne sowie ein im Sept. gefegtes und im April abgeworfenes Stangengeweih mit vier bis acht Enden. Die ♥ dauert von Sept. – Dez. Zw. Mai und August setzt das ♀ 1 – 2 Kälber. Der Dybowski-Hirsch ♂ Cervus nippon hortulorum (die größte Art unter den Sikahirschen, der im Osten Sibiriens lebt, weist einen besonders dunklen Farbton auf. Bei ihm ist auch im Winterkleid die Fleckzeichnung noch undeutlich auszumachen. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

Wisente ♂ „4-5-jährige Bullen“ Bison bonasus (F: Białowieski Park Narodowy/Polen).

Die wenigen Wisente, die es in Deutschland gibt, haben v.a. ein Akzeptanzpro-blem. In freier Wildbahn leben sie nur im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfa-len. Dort lebt seit 2013 eine frei umherstreifende Wisentherde von 25 Tieren. Erst diesen Sommer starb ein Jungbulle der Herde an den Folgen illegalen Be-schusses. Nach einem Rechtsstreit dürfen die Tiere bestimmte Flächen nicht mehr betreten bzw. dort fressen. Am 13.9.17 wurde ein in Polen freilebender ♂ beim Überwechseln nach Lebus in Brandenburg auf Anordnung des Ordnungs-amtes kurz darauf erschossen.

Es war der erste Wisent auf deutschem Boden seit über 200 Jahren. Wisente u. andere Wildtiere können heute, anders als 2017, kaum noch von Polen nach Deutschland wandern. Denn der Zaun, der an der Landesgrenze gegen die Aus-breitung der Afrikanische Schweinepest ‚ASP‘ errichtet wurde, ist für viele Tiere ein fast unüberwindbares Hindernis. Der WWF fordert die Bundes-Grenzländer zu Polen auf, die Zäune durchlässiger für Wildtiere zu machen. „Für Wisente, Rehe und Elche ist der Zaun eine Katastrophe, dabei sind es v.a. Menschen, die die ASP in Ställe eintragen“. (WWF 22.9.22; zum Steckbrief; Wiki).

Nachrichtlich: Der Moschusochse Ovibos moschatus, auch Bisam- oder Schafs-ochse genannt, ist ein Paarhufer und gehörter Verwandtschaftsgruppe der Ziegenartigen (Caprini). Die bis zu 1,50 m hohen ♂♂ u. 1,30 m hohen ♀♀ Tiere sind Bewohner der arktischen Tundren und heute ursprünglich nur noch in Grönland, Kanada und Alaska zu finden. 1974 wurde in Nordsibirien (Taimyr-Halbinsel) eine Herde aus CDN und Alaska wieder erfolgreich angesiedelt. Kleinere Herden ursprünglich grönländischer Tiere leben inzwischen auch in Norwegen (Dovrefjell-N.P. – es bedurfte allerdings 20 Jahre dauernder Ver-suche, bis 1947 die Wiederansiedlung einer Herde gelang; 2011 lebten hier etwa 300 Tiere) und Schweden (Härjedalen / Skandinavisches Gebirge).

Europ. Mufflon ♂ „Widder“ + links ♀ „Schaf“ Ovis orientalis musimon (F: NSG/FFH Diersfordter Wald/NRW).

Mufflons kommen bei uns nur vereinzelt in den Laub- und Mischwäldern der norddeutschen Mittelgebirge vor, ansonsten häufiger in Wildparks und Gattern. Das scheue, tag- und dämmerungsaktive Muffelwild steht gern in Rudeln oder kleine Trupps (♂) zusammen. Die ca. 0,7 – 0,8 m hohe Wildschafart stammt aus Sardinien und Korsika. Die Färbung des glatten Haarkleid ist bei ♂ im Sommer rotbraun bzw. bei Schafen ♀ gelblichbraun; Schnauze, Bauchseite und Läufe sind weißlich gefärbt. Die deutlich größeren ♂ tragen schwere, schneckenför-mig gedrehte Hörner („Schnecken“ ) und meist einen hellen Sattelfleck. Bei rei-fen Widdern sind Schneckenlängen von durchschnittlich 70 cm zu erwarten, aber auch 80 und mehr cm sind möglich. Die ♀ besitzen keine Schnecken oder nur kurze Stümpfe. Die ♥ dauert von Okt. – Dez.. Im März/April setzt das ♀ 1 – 2 Lämmer. Wegen ihres spezifischen Fluchtverhaltens und der meist fehlenden topografischen Möglichkeiten werden sie häufig leichte Beute für Wölfe. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

Alpen-Steinbock ♂ Capra i. ibex (F: Steinwild-Kolonie Gebiet Churfirsten/Schweiz).

Steinwild ist ein Vertreter der Wildziegen Capra und kommt in verschiedenen Unterarten in den Hochlagen der Gebirge Europas vor. Der Steinbock gilt als der König der Berge. Früher wurde vielen Körperteilen des Steinwildes eine heilende Wirkung nachgesagt, weshalb es nahezu ausgerottet wurde (im 19. Jh. existierten nur noch ca. 100 Expl. um den Berg Gran Paradiso/I). In den baye-rischen Alpen existiert nur noch ein kleiner Restbestand in den Berchtesgade-ner Alpen, im Inntal und in der Nähe der Benediktenwand. Dort wechselt es seinen Lebensraum je nach Jahreszeit. Im Sommer bewohnt der geschickte Kletterer überwiegend die Felsregionen oberhalb der Baumgrenze, im Winter bevorzugen die Tiere jedoch tiefer gelegene Regionen, wo sie sich vorwiegend von holzigen Trieben ernähren. Im Sommer bieten ihnen die Alpenmatten in den Felsregionen frische Gräser und Kräuter.

Die Herden bestehen aus ♀ mit ihren Kitzen, wobei regelrechte Kindergärten gebildet werden. Alte ♂ bleiben Einzelgänger. Merkmale beider Geschlechter sind ihre nach hinten gebogenen Hörner, die bei den ♂ bis zu 1 m lang werden können. Über die Jahresringe auf der Hornrückseite kann das Alter abgezählt werden. Der ♂ erreicht eine Widerristhöhe bis zu 0,80 m. Das Haarkleid ist im Sommer rotbraun und im Winter graubraun. In der ♥ Nov./Dez. schliessen sich die ♂ einer Gruppe an u. tragen Rivalenkämpfe aus; sie bleiben dann bis in den Frühling bei der ♀-gruppe. Erreicht ein ♂ die Geschlechtsreife, schliesst es sich in Junggesellengruppen zusammen. Erst mit ca. 6 Jahren sind die Hörner groß genug um gegen andere ♂ um eine ♀-herde zu kämpfen. Die Setzzeit ist im Mai / Juni. PS: Mit der 20 €-Goldmünze „Steinbock“ erscheint am 19.6.23 die 2. Ausgabe der BRD-Serie „Rückkehr der Wildtiere“. (Bayer. Staatsregierung/ Wildportal, BJV, Waldwissen; „Suche nach dem König der Alpen“ SWP 17.6.23).

Gamsbock ♂ Rupicapra rupicapra „Brunft“ (F: „Rote Flüh“/Tannheimer Tal/Tirol – Österreich).

Das Gamswild hält sich im Sommer in der Latschen- und Felsregion nahe der Baumgrenze auf und zieht sich im Winter in die obere Waldzone zurück. Die tagaktiven Gämsen treten in Rudeln, kleinen Trupps oder einzeln auf und schließen sich in der ♥ Nov./Dez. zu größeren Gemeinschaften zusammen. Die ca. 0,7 – 0,8 m hohe Ziegenart hat ein gelblichbraunes Sommer- und ein dunkles Winterkleid; markant der schwarz- bzw. braunweiß gezeichnete „Grind“ (Haupt). Der ♂weist am Nacken und Rücken lange Grannenhaare, den s.g. „Gamsbart“, auf. Beide Geschlechter verfügen über relativ dünne, aufrecht ste-hende, an der Spitze nach hinten gebogene Hörner („Krucken“), die beim ♂ stärker ausgeprägt und gekrümmt sind. Im Mai/Juli setzt die Geiß meist ein Kitz. Im Schweizer Jura beträgt der Nahrungsanteil durch den Luchs 21 %. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements).

Wildschweine bevorzugen dichte, zum Teil sumpfige Laub- und Mischwälder, die ihnen genügend Deckung und Suhlstellen (F: NP Schönbuch – am Fohlen-weide-Traufweg) bieten. Das Schwarzwild lebt, mit Ausnahme der einzelgänge-rischen älteren Keiler, in „Rotten“ (Familienverbände). Es ist vorwiegend nacht-aktiv, ruht tagsüber im Dickicht und suhlt gerne im Schlamm.

Die 0,6 – 1,0 m hohe, massiv wirkende und relativ hochbeinige Schweineart hat ein braunes bis schwarzbraunes Borstenkleid. Kennzeichnend sind der kräftige, gedrungene Körperbau, der keilförmige Kopf, der kurze Rüssel, die kleinen Au-gen und aufrechten Ohren. Die ♀ besitzen zudem lange, spitze, nach außen bzw. oben gebogene „Hauer“ (Eckzähne). Rauschzeit ♥ Nov. – Jan.; im März / April werden 4 – 12 bräunlich und hellgestreifte Frischlinge geboren. Anm.: Durch die klimabedingt häufiger auftretenden Mastjahre bei Buche und Eiche steigt das Nahrungsangebot, was zu einer schnellen Gewichtszunahme und v.a. einer früheren Geschlechtsreife der ♀ Schweine führt.

Quellen: „Im Wald und auf der Heide“ – Eine Bestimmungstafel der verbreites- ten heimischen Wildarten LJV BW; (Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements; pdf „Die Rückkehr der Großraubtiere“; pdf „PIRSCH mit der Kamera“; Wiki. Siehe auch Urs Willmann „Comeback“ DIE ZEIT N° 613 und Assata Frauhammer „Borstige Allesfresser“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 14.12.20!