Spechte sind ein medizinisches Wunder. Ein Mensch, der seinen Schädel mit vergleichbarer Wucht gegen einen Baum schlagen würde, wäre auf der Stelle tot. Ein Specht, der dies bis zu 20-mal pro Sekunde tut, trägt nicht einmal eine Gehirnerschütterung davon. Dass Spechte nicht komplett hirngeschädigt sind, liegt an der speziellen Anatomie ihres Schädels. Das Zungenbein ( Knochen-Muskelstruktur), die sich vom Schnabel um den Schädel windet, federt die Wucht der Schläge ab wie ein Helm. Zudem leitet der untere Teil des Schnabels, der minimal länger ist als der obere, die Aufprallenergie ab, was sich ebenfalls hirnschonend auswirkt. Auffällig sind ihr wellenförmiger Flug u. die hüpfende Fortbewegung am Boden. Die meisten Spechte sind Höhlenbrüter; ihre Baum-höhle zimmern sie mit dem Schnabel selbst. Zwei bis vier Wochen dauert es für gewöhnlich, bis die Behausung fertig ist. Verlassene Spechthöhlen werden nach dem Auszug von anderen Waldtieren gern genutzt; gibt es im Wald zu wenig Spechte, haben es auch die anderen Tiere schwer, ein geeignetes Versteck zu finden (siehe hierzu unter Schwarzspecht). Diese hohe Bedeutung für andere Tiere im Wald war auch der Hauptgrund dafür, dass der Buntspecht vom NABU 1997 zum „Vogel des Jahres“ erklärt wurde. – Der weit hörbare Trommelwirbel zu Beginn des Frühlings dient als Ersatz für den ♥-Gesang und zur Abgrenzung des Reviers. Die meisten Spechtarten in Deutschland sind Standvögel u. verlas-sen ihre Heimat im Winter nicht; nur der Wendehals besucht sein Quartier in Afrika. Wir haben 10 heimische Spechtarten (Bunt-, Schwarz-, Grün-, Grau- Mittel-, Klein-, Dreizehen-, Weißrücken-, Blutspecht u. Wendehals), bei denen sich die Seltenheit stark unterscheidet. Anm.: Die beispielhaften Lebensraum-fotos wurden aufgrund eigener Beobachtungen in diesen Gebieten ausgewählt.
Übersetzt man seinen wissenschaftlichen Namen, so müsste der Buntspecht eigentlich „großer Baumhämmerer“ heißen. Und das nicht zu unrecht: Sein schnelles Trommeln ist meist über weite Strecken zu hören. Er ist größer als der Klein- oder der Mittelspecht, seine schwarz-weiß-roten „kleinen Brüder“. Der Buntspecht ist in deutschen Wäldern flächendeckend verbreitet, und gibt es einen Park mit ein paar älteren Bäumen, findet man ihn auch in der Großstadt. Kennzeichen: Länge: 23 – 26 cm; ca. amselgroß; dunkler meißelförmiger Schna- bel; schwarzweiße Flügel und einen hellen Bauch, der sich kontrastreich von den tiefroten Unterschwanzdecken absetzt. Das ♂ unterscheidet sich nur durch einen roten Scheitelfleck vom ♀; Juv. durch einen komplett roten Scheitel (Foto) und sehen damit dem Mittelspecht etwas ähnlich.
Weiße Schulterflecken auf kurzen Flügeln kennzeichnen diese Spechtart. Sie sind bekannt für ihre Spechtschmieden, in denen sie Zapfen in Rindenspalten einklemmen, um sie dann genüsslich aufzumeißeln. Es soll Spechtschmieden geben, unter denen schon mehrere 1.000 leere Kiefern- und Fichtenzapfen gefunden wurden. Auch Futterhäuschen haben sie für sich entdeckt (im Winter hängt er nicht selten an Meisenknödeln).
Lebensraum: Sie bewohnen Laub- und Nadelwälder, Parks, (große) Gärten und Feldgehölze. Am liebsten sind ihnen alte Bäume mit viel Totholz. Hier finden sie ausreichend Nahrung u. einen hohlen Baum als „Verstärker“ für ihr Trommeln-entdecken. Ihre Leibspeise sind holzbewohnende Insekten und deren Larven, welche sie im Totholz aufspüren. Außerdem fressen sie Fichten- und Kiefern-samen, weiche Früchte und gelegentlich sogar Eier oder Jungvögel.
PS: Spechtbaum: Verlasene Spechthöhlen sind beliebter Wohnraum für eine ganze Menge Nachmieter (z.B. Hornissen, Wespen, Hummeln, Siebenschläfer, Fledermäuse, Vögel u.a.). Vornehmlich Jahresvogel (nur Vögel aus dem hohen Norden ziehen bei Futtermangel gelegentlich oder invasionsartig südwärts. Brut: Mai; Nisthöhle meist mindestens 3 m hoch; nur Holzspäne als Nistmate-rial. Stimme: Der häufigste Ruf ist ein kurzes u. spitzes „kix“. Ist ein Buntspecht aufgebracht, etwa durch einen Artgenossen, kann man ein schnelles Schnarren hören. Das bekannteste Geräusch des schwarzweißen Spechtes ist aber wohl sein kurzes, aber häufiges Trommeln.
Der Schwarzspecht Dryocopus martius ist der größte Specht Europas; seine Größe (Länge: 45 cm) und Färbung machen ihn unverkennbar. In Mitteleuropa ist er weit verbreitet, gebietsweise aber selten geworden. Er bewohnt meist aus-gedehnte Waldungen mit Altholzbeständen; diese sind für das Vorkommen der Art von größter Wichtigkeit. Er zimmert seine Bruthöhle zumeist in den Stamm eines wenig beasteten und mehr oder weniger freistehenden Baum (gerne in Buchen, Kiefern und Tannen, weniger in Fichten). Das Flugloch ist im Gegen-satz zu dem anderer Spechte oval.
i Besonders wichtige Elemente eines Ökosystems sind s.g. „Schlüssel” oder „-arten”. Im Wald zählt hierzu der Schwarzspecht: Er zimmert geräumige Baum-höhlen, die im Verlauf der Jahre ihre Strukturen verändern können. In Europa dienen Schwarzspechthöhlen bis zu 60 unterschiedlichsten Arten als Schlaf- oder Überwinterungsplatz, als Nahrungsdepot oder zur Jungenaufzucht. Viele dieser Großhöhlenbewohner sind in ihrem Bestand gefährdet und würden den Wald ohne den Schwarzspecht nicht oder in deutlich geringerer Anzahl besie-deln. Nachnutzer sind z.B. Baummarder, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Hohl-taube, Kleiber, Kohlmeise, Star, Schellente, Raufußkauz, Waldkauz, Hornisse, Honigbiene, Wespe, Käfer u.a. (DeutscheWildtierstiftung, Wiki).
Weitere Kennzeichen: fast vollständig schwarz; ♂ rote Kopfplatte; das „Käpp-chen“ des ♀ ist etwas kleiner und sitzt nur am Hinterkopf; Schnabel sieht gelb-lich aus. Im Flug streckt er den Kopf weit vor; der fast krähengroße Vogel fliegt nicht wellenförmig wie andere Spechte, sondern geradlinig. Überwiegend Jahresvogel (ad. sind reviertreue Standvögel; Juv. streifen weit umher umher – durch Beringung bis 500 km vom Geburtsort entfernt festgestellt). Der Vogel ernährt sich in erster Linie von Insekten und ihren Larven, die im Holz leben; vereinzelt auch Kiefernsamen u. Beeren. Mit Vorliebe verzehrt er Holzameisen. Auf der Suche nach ihnen schlägt er oft große Löcher in befallene Stämme. Brut: April-Juni; nach dem Ausfliegen werden die Juv. noch mehrere Wochen von den Eltern gefüttert. Im Flug ruft er weithin vernehmbar „krükrükrü“, in Brutstimmung grünspechtartig „kwickwikwi…“ und im Sitzen bei Erregung „kliüh“. Zur Fortpflanzungszeit trommelt er häufig und ruft schallend, in der Tonfolge immer schneller werdend „kwick – kwick-kwickkwick…“.
Der Grünspecht ist verhältnismäßig groß (Länge: 32 cm); er hat ein überwie-gend moosgrünes Gefieder (unterseits graugrün) u. einen gelblichen Bürzel. In Mitteleuropa ist diese Art weit verbreitet, bewohnt lichte Wälder, Parkland-schaften, Obstbaumgelände; im Gebirge über 1.700 m hoch hinauf.
Weitere Kennzeichen: adulte Vögel haben einen roten Scheitel; Umgebung der Augen schwarz; ♂ hat einen roten Bartstreif, ♀ einen schwarzen. Juv. sind un-ten kräftig hell und dunkel gewellt oberseits haben sie hellere Flecken. Jahres-vogel (streift nur wenig umher). Brut: April-Mai; Bruthöhle vorzugsweise in Weichhölzer wie Linden, Espen und Obstbäumen.
Juv. werden nach dem Ausfliegen noch etwa 3 Wochen von den Eltern geführt u. gefüttert (Foto). V.a. im Frühling hört man die lachenden Rufreihen beider Geschlechter, die wie „glück-glück-glück…“ klingen. Im Gegensatz zu anderen Spechten trommelt er nur selten.
Grün- und Grauspechte sind s.g. Erdspechte; sie suchen ihre Nahrung, die v.a. aus Ameisen u. sonstigen Insekten sowie ihren Larven besteht, auf dem Boden (Foto); gelegentlich auch Körner, Eicheln, Äpfel, Kirsche u.a. Früchte; plündert auch Bienenstöcke. Sie hängen mit ihrer langen, klebrigen Zunge bis zu 10 cm weit und ziehen sie mit Ameisen besetzt wieder zurück. Im Winter lebt er bei uns v.a. von der Roten Waldameise, in deren fest gefrorenen Haufen er bis zu 1 m tiefe Löcher hackt, um an seine Beute zu gelangen. Wenn das in sehr strengen Wintern nicht gelingt, verhungern viele Grünspechte.
Der Grauspecht sieht dem bekannten Grünspecht sehr ähnlich, hat aber einen grauen Kopf und ist etwas kleiner (Länge: 25 cm). In Mitteleuropa weit verbrei-tet; er bevorzugt Berg- u. Hügelland und fehlt im Gegensatz zum Grünspecht im größten Teil des Norddeutschen Tieflandes.
Weitere Kennzeichen:♂rote Stirn; Bartstreif schwarz und schmal. Gesang: ruft abfallend und in der Tonfolge langsamer werdend „gü-gü-gü-gü-gük“. Jahres-vogel; streicht im Norden seines Verbreitungsgebietes umher, gelegentlich aber auch in Mitteleuropa. Brut: Mai; Nisthöhle in Bäumen verschiedener Art in wechselnder Höhe. Bei aller Vorliebe für Ameisen und -Puppen (Fotos: N.P.-
Zentrum Falkenstein/Bayer. Wald) ist der Grauspecht nicht so sehr auf diese Nahrungs-quelle spezialisiert wie der deshalb im Winter gefährdete Grün-specht. Anders als dieser erscheint er dann auch an Futterplätzen (auch Fett-futter, wie es den Meisen geboten wird). Wegen dieser Unterschiede in der Nahrungsaufnahme können beide auch nebeneinander vorkommen. Der Grau-specht kann seine klebrige Zunge weniger weit vorstrecken als der Grünspecht. Er trommelt häufiger als dieser, und sein sonst ähnlicher ♥-Ruf klingt im Vergleich mit dem Lachen und Wiehern des Grünspechts melancholisch.
Der Mittelspecht ist in lichtdurchfluteten Laubwäldern mit alten Eichen und Buchen zu Hause. Hier kann er sich eine Bruthöhle zimmern und ausreichend Nahrung finden, wie holzbewohnende Insekten und ihre Larven; auch Früchte, und Samen. Baumsaft spielt für seine Ernährung eine wichtige Rolle. Mit seiner langen Zunge wird dieser vom Stamm abgeleckt. Ist Totholz vorhanden, kann man ihn gelegentlich auch in Parks oder Erlenwäldern entdecken. Sorgfältig in Reihe gepflanzte artenarme Fichten-Monokulturen meidet er; hier findet er nicht genügend Insekten, die er mit seinem – im Vergleich zum Buntspecht – schmächtigeren Schnabel aufnehmen könnte.
Sein roter, rundlich wirkender Kopf ist zwar auffällig, aber durch seine geringe Stimmfreudigkeit ist der mittelgroße Specht nicht leicht zu entdecken. Auf ein Trommeln kann man bei ihm lange warten, häufiger hört man eine Serie schneller „kücks“. Die erste Silbe ist dabei etwas höher, sodass man insgesamt „kweck kück-kück-kück“ verstehen könnte. Wie der Name schon verrät, ist er der mittlere unter den drei häufigsten schwarzweißen Spechten: Bunt-, Mittel- und Kleinspecht. Weitere Kennzeichen: Länge: 19,5 – 22 cm; leuchtend rote Kopfplatte, gestrichelte Flan-ken; hellrote Unterschwanzdecke. Das ♂ ist etwas intensiver rot gefärbt, ansonsten sehen beide Geschlechter nahezu identisch aus. Standvogel; verlässt sein Brutgebiet nur zur Nahrungssuche. Sie mögen es gerne sonnig. Ist eine warme Baumhöhle in einer alten Eiche angelegt, starten die Spechte Mitte April mit dem Brutgeschäft.
Der Kleinspecht ist etwa sperlingsgroß, hat keine weißen Schultern und ist auf der Unterseite nicht rosa oder rot gefärbt. In Mitteleuropa ist er recht weit ver-breitet, doch nirgends ausgesprochen häufig; gebietsweise fehlt er auch ganz. Er bewohnt Obstbaumgelände, Parkanlagen, Auwälder und kommt außerdem in lichten Laub- und Mischwäldern vor.
Weitere Kennzeichen: Länge: 14,5 cm. Adulte Vögel sind kleiner als die anderen schwarzweißen Spechte. ♂ Scheitel rot, ♀ grauweiß.; gebänderter Rücken, Unterseite der Vögel schmutzigweiß mit dunkler Strichelung. Juv. ähneln dem ♀, haben aber manchmal etwas Rot auf dem dunkleren Scheiter. Am fliegen-denVogel fällt die weiße Bänderung der Schwingen auf, sonst verläuft wie bei allen Spechten auch der stoßweise Flug bogenförmig. Jahresvogel (streift nur wenig umher; die Vögel aus dem hohen Norden ziehen im Winter manchmal bis nach Mitteleuropa – nirgends häufig). Die Nahrung besteht in erster Linie aus Insekten u. ihren Larven. Im Winter sucht er v.a. solche, die im Holz leben oder dort überwintern; im Sommer verzehrt er viele Blattläuse und Raupen. Im Frühling hört man sein Trommeln sehr oft und seinen Ruf, ein 8-10 Mal gereih-tes, gedämpftes „Gick-gick-gick“ ähnlich dem eines Turmfalken, nur nicht so schrill. Brut: April-Juni; Bruthöhle vielfach in abgestorbenen, stärkeren Ästen alter Bäume und stets nach unten gewandt.
Während über 200 Arten der großen Specht-Familie 4 Zehen (je 2 nach vorn und hinten gerichtet) haben, kommt der Dreizehenspecht Picoides tridactylus, wie sein Name sagt, mit dreien aus. Es fehlt die erste, genau nach hinten, beim Baumklettern nach unten gerichte Zehe, die ihm nur hinderlich wäre, wenn er sich zu weit ausholenden kräftigen Schlägen an die Rinde klammert. Nahrung: hauptsächlich Larven von Käfern, also vornehmlich Bockkäfern, u.a. im Holz lebende Kerbtiere; auch Ameisen, Schmetterlinge, Raupen und Schnecken. Er ist bei uns nur in den Alpen, dem Bayer. Wald und den Sudeten verbreitet (Foto links: Białowieża-Urwald / Puszcza Białowieska/PL IUCN-II) und nächst dem Weißrückenspecht am seltensten.
Der heimliche Vogel (dabei keineswegs menschenscheu) hält sich gern unauf-fällig in dichten, flechtenbehangenen Fichten nahe der oberen Baumgrenze auf. Weitere Kennzeichen: Länge: 22 cm; Oberseite vorwiegend schwarz und grau-weiße Rückenmitte; Oberkopf des ♂ gelb, des ♀ grauweiß; 2 weiße Längsstrei-fen; Flanken kräftig dunkel quergebändert; beide trommeln langsam (im Früh-jahr, im Sommer und manchmal noch im Herbst). Die Stimme ähnelt der des Buntspechts ist aber weicher. Standvogel (der im Winter im Brutgebiet oder wenig tiefer bleibt und nur aus-nahmsweise weiter, bis Oberitalien u. Mittel-deutschland, streift; die nordische Unterart wurde als Irrgast in Ostpreußen nachgewiesen). Brut: Mai; Nisthöhle in 2 – 15 m Höhe, meist in Fichten.
Von den schwarz und weiß gezeichneten „seltenen Spechtarten“ kommen in Mitteleuropa noch drei weitere vor, unter ihnen zählt der Weißrückenspecht als seltenster. Man findet ihn nur in geringer Zahl und verstreut in den Alpen und Voralpen sowie im Bayer. Wald und Böhmerwald. Im Gegensatz zum Dreizehenspecht braucht er Laubbäume, im Alpengebiet Buchen, die nur bis zu einer Höhe von 1.220 m vorkommen.
Er ist der größte unserer Buntspechte (Länge: 25 cm), ähnelt in der Färbung – Rot auf Scheitel und Unterseite – mehr dem Mittelspecht. Weitere Kennzeichen: Hinterrücken weiß, Oberkopf beim ♀ weißlich; vom Bunt- und Mittelspecht durch das Fehlen des großen weißen Schulterfeldes, das beim Weißrücken-specht schwarzweiß gebändert ist, und durch den reinweißen Rücken unter-schieden; lockt „kjück“, etwas tiefer als das „Kix“ des Buntspechtes; beide Geschlechter trommeln. Ausgesprochener Standvogel (der jedoch ab und zu auch außerhalb seines Verbreitungsgebietes festgestellt worden ist). Nahrung: in der Rinde und besonders in morschen Bäumen lebenden Kerbtiere; vorwie-gend Larven von Bockkäfern, ferner Roßameisen. Brut: April-Mai; etwas größere Höhle als Buntspechte, mit Vorliebe in morsche Bäume.
Der Blutspecht gehört zur Unterfamilie der Echten Spechte (Picinae). Er ist sehr nahe mit dem Großen Buntspecht (Dendrocopos major) verwandt, mit dem er gelegentlich auch sympatrisch vorkommt und hybridisiert. Ursprünglich nur im Nahen u. in den westlichsten Randbereichen des Mittleren Ostens verbreitet, dehnte die Art gegen Ende des 19. Jh. ihr Brutareal über den Balkan bis ins östliche und nordöstliche Mitteleuropa aus. Während die Nord- und Westaus-breitung weitgehend zum Stillstand gekommen ist, hält die Arealausweitung in Richtung Osten unvermindert an. Vom sehr ähnlichen Buntspecht unter-scheidet er sich durch die mehr rosaroten Farbtöne im Steißbereich und durch das Fehlen des geschlossenen Zügelbandes zum Nacken hin. Unter den europ. Spechten ist er der ausgeprägteste Kulturfolger. Er besiedelt bevorzugt sied-lungsnahe Regionen, häufig Gärten, Parks, Obstgärten und Plantagen, Fried-höfe oder andere vom Menschen umgestaltete Landschaften. Er ernährt sich zu fast gleichen Teilen von Früchten, Nüssen und Kernen sowie von Wirbellosen, vornehmlich von Insekten. Er gehört zu den Spechten mit dem größten vegetarischen Nahrungsanteil. Er ist weitgehend Standvogel.
Der etwa sperlingsgroße Wendehals Jynx torquilla mit seinem rinderartig gemusterten Gefieder gehört zu den Spechten. Wie bei diesen sind mit Aus-nahme beim Dreizehenspecht auch bei ihm zwei vorne und zwei nach hinten gerichtet.Seinen Namen hat er erhalten, weil er bei Erregung in merkwürdiger Weise den Hals verdreht. Er ist in Mitteleuropa weit verbreitet, aber nirgends häufig. Er bewohnt Parkanlagen, Obstbaumgelände und lichte Laubwälder.
Häufig hält er sich am Boden auf, wo er nach Ameisenhaufen Ausschau hält; auch KäferKäfer, Kleinschmetterlinge und Spinnen. Kennzeichen: Länge: 16,5 cm; das graubraune, lebhaft gemusterte Gefieder ist charakteristisch; oben gesprenkelt und mit dunklem Rückenstreif, unten quergewellt; Schnabel kräftig; hat keinen Stützschwanz; Geschlechter gleichgefärbt; sitzt längs und quer zum Ast. Der Flug verläuft weniger bogenförmig als der anderer Spechte. Er fliegt nur kleine Strecken, meist in geringer Höhe, von Baum zu Baum. Som-mervogel (überwintert in Afrika). Wendehälse öffnen Ameisenhaufen u. fahren mit ihrer langen, klebrigen Zunge hinein, um Ameisen und ihre Puppen heraus-zuholen. Wenn sie umherhüpfen, wird der Schwanz leicht gestelzt. Brut: Mai; er brütet v.a. in Baumhöhlen, in Höhlen von Mauern u. Erdwällen, auch Nistkästen dienen als Brutplatz. Weithin hört man den ♥-Ruf des ♂ , ein klagend u. etwas jämmerlich klingendes, 8 – 12 Mal gereihtes „Gäh“, das es von seinem Sitz im Baum aus vollem Hals erschallen läßt.
Quellen: „Das Reader’s Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropa“ Das Beste (ISBN 3 87070 044-0); „Wegweiser durch die Natur – Vögel Mitteleuropas“ Das Beste (3 87070 180 3); Vogelporträt NABU.de; Apotheken-Umschau 4/97; SÜDWEST-PRESSE/WISSEN/Die Nistplätze der Vögel 26.8.23; Kai Friedemann „Hör mal, wer da hämmert“ TVdirekt 2023; Wiki.