Nester und Höhlen – Wie Tiere sich auf ihren Nachwuchs vorbereiten

Kinder auf die Welt zu bringen, ist für alle Lebewesen etwas ganz Besonderes. Werdende Eltern bereiten sich gut auf die Geburt und die Zeit nach der Schwangerschaft (Haarwild = Tragezeit) vor. Sie besorgen alles, was ein Baby so braucht und richten ein gemütliches Kinderzimmer ein, damit der Nachwuchs sich wohlfühlt. In der Tierwelt ist das ganz ähnlich. Viele tierische Eltern bauen kuschelige Kinderstuben, in denen sie den Nachwuchs sicher zur Welt bringen und aufziehen können, Welche faszinierenden Ideen es dabei im Tierreich gibt, erfährst du hier.

Weißkopfseeadler-Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Sie kehren jedes Jahr zum Horst (Nest bspw. bei Adlern und Störchen) zurück und erweitern es gemeinsam. Der größte je gesichtete Horst war so groß wie ein Auto. Adler brüten am liebsten hoch oben in Bäumen und nutzen für ihren Horstbau Stöcke, Gras, Moos und Federn. Wenn dieser über die Jahre immer größer wird, kann es passieren, dass der Ast unter der schweren Last abbricht und der Horst abstürzt! Das bedeutet für das Adlerpaar viel Arbeit, denn es muss dann wieder einen neuen Horst bauen. Vielleicht brüten deshalb manche Adler lieber auf Felsen. Nachstehende Fotos von einem Seeadler Haliaeetus albicilla – Fährver-bindung „Siebeneichen“ über den Elbe-Trave[Lübeck]-Kanal/Schleswig-Holstein und Horst.

Unterirdische Burg: Europäische Dachse Meles meles, in der Jägersprache und im Märchen „Grimbart“ genannt, leben in riesigen Bauten unter der Erde. Diese Dachs-burgen werden von Generation zu Generation erweitert und vergrößert. Der älteste, je gefundene Dachsbau ist schätzungsweise mehr als 100 Jahre alt und größer als ein Fußballfeld. In der Mitte des Baus liegt das Wohnzimmer etwa 5 m unter der Erde. Dieser Hauptraum wird auch Kessel genannt.

Dachsbauten (Fotos von links: alter Dachs-/Fuchsbau – Heiligenberg/Schlat – Projekt „Fuchs & Dachs“ Vorschule Kindergarten „Pusteblume“ Schlat; NP Schorfheide-Chorin/Brandenburg; im Steilhang – südwestliche Uferseite des Kirchensees / NSG „Strangen“/Biosphärenreservat Schaalsee/Mecklenburg-Vorpommern) weit verzweigt und haben mehrere Stockwerke.

Dachse sind sehr reinlich, denn sie legen ihre Toiletten außerhalb der Burg an. Außerdem verlegen die Dachse regelmäßig neuen, trockenen Boden aus Stroh, Heu und Blättern. Das Noch, in dem sie ihre Kinder zur Welt bringen, polstern die Dachse mit weichem Moos und Fell aus und sorgen so für eine kuschelige Umgebung.

Fuchsbauten bestehen neben der Hauptröhre und dem Kessel auch aus mehreren Fluchtröhren. Füchse übernehmen auch Baue von Dachsen. Wenn der Bau groß genug ist, kommt es vor, dass neben dem Fuchs (als „Einlieger-wohnung“) auch Dachse den Bau gleichzeitig nutzen. 

Wildkaninchen leben nicht alleine, sondern in Familienverbänden mit bis zu 15 Tieren. Sie wohnen in einem großen unterirdischen Bau. Dieser Bau wird immer wieder erweitert und kann bis zu 100 m2 groß werden; also 10 m lang und 10 m breit. Das ist etwa so groß wie eine 4-Zimmer-Wohnung. Für die Geburt legt das ♀ eine eigenen Bau abseits der anderen Kaninchen an.

Diese Kinderstube hat einen eigenen Eingang, s.g. „Setzröhre“; er wird mit Gras, Blättern und Erde verschlossen, damit Fressfeinde ihn nicht so leicht finden. Kaninchenmütter mögen es ganz weich und kuschlig. Die Wände des Baus polstern sie mit Stroh und ihrem Fell, dass sie sich ausrupfen. Wenn die Babys zur Welt gekommen sind, deckt die Kaninchenmama ihren Nachwuchs sogar mit einer Decke aus Stroh zu.

Nashornvögel Bucerotidae kümmern sich gemeinsam um ihren Nachwuchs. Dabei gibt es eine klare Aufgabenteilung. Nach der Paarung sucht sich das ♀ einen hohlen Baum. Es schläft in das Loch und verschleißten Eingang mit ihrem Kot und Schlamm, den ihr das ♂ bringt. So haben Nesträuber keine Chance, an die Eier zu gelangen. Am Schluss bleibt nur noch ein schmaler Spalt. durch den das ♂ seine Familie mit Nahrung versorgt. Obwohl die Vogelmutter eingeschlossen ist, hält sie das Nest schön sauber. Sie wirft der Dreck einfach durch das kleine Loch nach draußen. Meist bleibt die Vogelmutter in der Höhle, bis ihre Kinder alt genug sind, um das Nest zu verlassen. Verlässt die Mutter das Nest früher, verschließen die Küken das Nest wieder von innen, um in Sicherheit heranzuwachsen.

Wenn es in Wäldern und Parks trommelt, klopft und hämmert, wissen alle Naturfreunde: Unsere gefiederten Handwerker sind wieder fleißig. Besonders den Buntspecht, die häufigste Spechtart in Deutschland, kann man nicht überhören. Bei der Zimmerei bewährt sich der meißelförmig Schnabel (20 Schläge pro Sekunde). Mit seinem Universalwerkzeug baut der Specht mehr Bruthöhlen, als er braucht. Oft jedes Jahr eine neue. Dafür muss das Holz möglichst weich sein, das erleichtert die Arbeit. Sein Zimmern findet eher im Heimlichen statt und klingt weniger laut als die „Werbetrommel“. Holzspäne rund um den gewählten Baumverraten die Heimarbeit. Mit Spänen polstern sie auch ihre Bruthöhle aus. So bleibt sie trocken, warm und sicher für den Nachwuchs. Die Fans der Spechte wie wie Meisen, Hohltauben, Dohlen und sogar Eichhörnchen ziehen einfach als Nachmieter in verlassene Spechthöhlen. Sie profitieren von der Baulust. Ein Segen für die Natur. Denn auch dort ist der Immobilienmarkt heiß umkämpft.

Quellen: Aline Klump „Nester und Höhlen“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 23.4.21; Kai Friedemann „Hör mal, wer da hämmert“ TVdirekt 13/2023; Wikipedia.