Die Hautflügler unter den Insekten, wie z.B. Bienen und Faltenwespen, gingen in den letztenJahren besonders alarmierend („Krefelder Studie„) zurück, u.a. auch durch Mangel an geeigneten Nistplätzen. Dabei kann den bedrängten Insekten oft mit einfachsten Mitteln geholfen werden. Die meisten Hautflügler, die in Holz nisten, bohren ihre Gänge nicht selbst, sondern beziehen bereits vorhandene Bohrgänge, etwa von Käfern. Hier setzt unsere Hilfe an: Bohrlöcher von 2 – 10 mm Durchmesser und im aufgehängten Zustand leicht ansteigender, unterschiedlicher Länge in einem Holzblock (z.B. Buchen- oder Eichenholz – nicht mit Konservierungsmitteln behandelt) bieten Insekten künstliche Brut-stätten. Insekten nehmen auch gerne Lochziegelsteine an, wenn sie an einem sonnigen Platz so aufgestellt werden, dass die Löcher waagerecht zu liegen kommen und nicht gegen die Wetterseite weisen. Auch im Winter bleiben die Insekten-Nisthilfen draußen. (Quelle: Info-Tafel imNaturgarten in der Kloster-villa Adelberg).
Wildbienen sind insbesondere durch den Verlust von geeigneten Nistplätzen, z.B. infolge Bebauung und Versiegelung von Hofflächen und Wegen, gefährdet. Unbefestigte Feldwege sind oft ideale Brutplätze. Bereits eine einfache Schotte-rung kann der ganzen Herrlichkeit ein jähes Ende bereiten. Die Beseitigung von altem Holz (Viehunterstände, Zaunpfähle, Altholzbeigen, morsche Bäume, trockene Äste an Alleebäumen und auf Obstwiesen…) trägt ebenfalls zur Ver-nichtung von Brutstätten bei. Zu Foto oben Mitte: Geschlossene Hohlstengel dienen bereits als Brutröhre.
Schon gewusst? Honigbienen nehmen ihre Arbeit erst wieder auf, wenn die durchschnittlichen Temperaturen mindest 10° C betragen. Sie steuern v.a. Salweiden an, besser bekannt als Weidenkätzchen. Die Salweiden gehören zu den ersten Sträuchern, die im Frühling blühen. (NWZ/KRUSCHEL 18.4.23).
Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Viele Insekten, die auch in unseren Gärten vorkommen, profitieren davon. Lassen Sie Raum für alte Baumstämme, Totholzhecken, Stängel oder Laubhaufen! (Waldwissen.net).
Vor rund 2000 Jahren brachten die Römer die Fertigkeit des Trockenmauer-baus zu uns nach Mitteleuropa. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Mauern dann zu interessanten Lebensräumen aus Menschenhand entwickelt. Auf alten Hofreiten, an Friedhöfen, in naturnahen Gärten, in Weinbergen oder als Hang-stützen auf Ackertrassen – immer noch leisten ungefugte Mauern aus Natur-steinen aufgeschichtet dem Menschen wichtige Dienste.
Mauern sind ein faszinierender Lebensraum. Aus den Ritzen zwischen den Steinen lugen im Sommer die leuchtenden Blüten des Weißen Mauerpfeffers heraus, auf der Mauerkrone prangen die dichten Polster des gelben Scharfen Mauerpfeffers. Im Schatten sorgen Zimbelkraut und Steinbrech für Farbtupfer und gelegentlich lassen sich auch echte Raritäten entdecken, wie der Braun-stielige Streifenfarn oder die Hauswurz.
Richtig interessant wird es, wenn man sich Zeit nimmt und Ausschau nach den tierischen Untermietern hält: Im Obergeschoss, wo Wind und Wetter eine größere Lücke geschaffen haben, können Vögel nisten, ein Stockwerk tiefer – reger Flugverkehr zeugt davon – haben in einem Hohlraum Wespen ihr Domizil. Mäuse schätzen die geschützten, trockenen Innenräume und dieses weiß auch das Mauswiesel, das ihnen gerne dort nachstellt. In den schmalen Ritzen und Fugen warten Wolfsspinnen darauf, dass es dunkel wird und sie auf die Jagd nach nachtaktiven Insekten gehen können, wie dies auch für Erd- und Wechselkröten gilt – besonders gerne verspeisen diese die Schnecken in der Nachbarschaft. Gut zu beobachten sind die Zauneidechsen. Gerade für sie, die selten geworden sind, stellen Trockenmauern wichtige Überlebensräume dar. Tipp: Leider werden wechselwarme Tiere wie Eidechsen besonders in den kühlen Morgen-/Abendstunden, wenn sie ihre optimale „Betriebstemperatur“ noch nicht oder nicht mehr haben, leichte Beute von Hauskatzen. Mit groben Maschendraht über der Mauer lassen sich aber unnötige Verluste leicht ver-hüten. („Lebensraum Trockenmauer“ NABU).
Wenn Waldbäume ein Alter von 150 bis 200 Jahren erreichen, werden sie zum Artenparadies. Hunderte Pilze, Insekten, Vögel und Säuger siedeln dann in Rin-dentaschen, Baumhöhlen oder Blitzrinnen – allesamt Kleinstlebensräume, welche die alten Riesen so schützenswert machen. Rund 20.000 Tierarten leben in den Wäldern Deutschlands, etwa 1/3 von ihnen auf, in oder an Bäumen – genauer gesagt, an möglichst alten Bäumen! Denn je größer und dicker eine Buche, Fichte, Eiche oder Linde ist, desto stärker ist sie vom Leben gezeichnet: Mit zunehmendem Alter brechen die ersten trockenen Äste ab, der Frost sprengt Risse in die rauer werdende Rinde, Blitze schlagen Wunden in den Stamm. Solche Anzeichen des Alterns bedeuten jedoch nicht gleich das Ende. Im Gegenteil, sie machen einen Baum, der 150 Jahre und älter ist, für viele hochspezialisierte Bewohner des Waldes erst richtig attraktiv.
Astlöcher, abstehende Rinde, Baumhöhlen oder Spalten im Stamm sind kleine, heiß begehrte Nischen, in denen unzählige Arten einen Lebensraum finden. Bei Untersuchungen in den Tieflandbuchenwäldern Brandenburgs haben Biologen 24 solcher Kleinstlebensräume auf, an oder in Bäumen entdeckt und ein jeder wies seine eigene Artengemeinschaft auf. In einer großen Baumhöhle gefüllt mit zersetztem Holz und Nistmaterial fanden die Wissenschaftler die Spuren von über 270 Käfer- und Wirbeltierarten. Aufgrund dieser Vielfalt werden dicke Bäume mit Höhlen, Horsten, Blitzrinnen, ausgebrochenen Kronen oder ande-ren Kleinstlebensräumen auch Habitatbäume genannt – und in vielen Waldge-bieten besonders geschützt. („Habitatbäume : Je oller desto doller“ naturwald-akademie.org).
Wer kennt sie nicht, die Burgen der Roten Waldameise Formica rufa an Weg-rändern im Wald oder an Lichtungen, stets dort, wo noch Sonnenstrahlen auf den Erdboden treffen können. Heute findet man ihre Behausungen trotz inten-siver Schutzmaßnahmen immer weniger. Man nimmt an, dass mit dem sauren Regen bestimmte Pilze, mit denen sie in Symbiose leben, absterben und so auch den Ameisen die Lebensgrundlage entzogen wird. Das Volk der Roten Wald-ameise lebt und stirbt mit der Königin (sie wird ca. 25 Jahre alt und legt bis 300 Eier pro Tag), da keine jungen Königinnen aufgenommen werden. Die Gefähr-dung der Roten Waldameisen erfolgt durch Straßenbau, Bäume rücken, Einsatz von Maschinen in der Forstarbeit, Bioveränderungen (zu wenig licht, kein Holz am Boden, ungünstiger Unterwuchs etc.), eingewehte Gifte, Tritt (Siedlungs-nähe) und durch den erhöhten Wildschweinbestand der letzten Jahre. PS: Die Urzeit-Ameise lebte vor 80 Mio. Jahren; „Ameisen sind neben dem Menschen die vorherrschendsten Landorganismen“. (Reader’s Digest Nov. 1999; „Die Rote Waldameise“ von Elke Gotzen, NATURSPIEGEL 4/2000; Begleitschrift zur Aus-stellung „Natur- & Umweltschutz in Raum Göppingen“ – Ameisenschutzwarte / Bezirksgruppe Göppingen).
Wo kann man heut noch bunte Wiesen mit Glockenblumen und Salbei, Licht-nelken und Bocksbart, Mit Storchschnabel und Margeriten sehen? Die meisten Wirtschaftswiesen bieten heutzutage ein monotones Bild: Einheitsgrün, wohin man blickt. Nur an Böschungen und Straßenrändern leuchtet es da und dort noch bunt; aber auch hier macht vielfach die Mähmaschine der Blütenpracht vorzeitig den Garaus. Dabei ist das Leben in der Blumenwiese durch vielseitige Wechselbeziehungen der Nahrungskette, z.B. Räuber-Beutebeziehung, mitein-ander verknüpft. Es ist aber auch abhängig von Blühaspekten, Nahrungspflan-zen und der Bestandsdichte. Erst in jüngster Zeit haben Einsichten in ökologi-sche Zusammenhänge und Bemühungen des Naturschutzes dazu geführt, dass Grünflächenämter für ihre Rasenflächen stärker nach Flächennutzung, Be-standeszusammensetzung bzw. Standorten und ökologischen Gesichtspunkten abgestufte Pflegekonzepte erarbeiten. Aber auch Kleinflächen von jeweils wenigen Quadratmetern in vielen Hausgärten können zu einem System biolo-gisch reichhaltiger Flächen beitragen, wenn sie genügend eng miteinander ver-bunden sind (s.g. Trittsteinkonzepte).
Tipp: An Frühjahrsblühern haben nicht nur Menschen ihre Freude. Sie sind auch eine „schmackhafte Starthilfe für Insekten“. Die Gehörnte Mauerbiene, Erd- und Gartenhummeln erwachen als erste aus der Winterstarre und suchen Nahrung. Der NABU verweist auf eine ganze Liste an insektenfreundlichen Frühblühern. Dazu gehören Narzissen, Schlüsselblumen, Märzenbecher, Blau-sternchen, Winterling, Primeln, Schneeglöckchen, Krokusse, Buschwindrös-chen, Lerchensporn und Scharbockskraut, ebenso Sträucher wie Salweide und Kornelkirsche. (SWP/epd 18.4.23; siehe auch „Bienen füttern“ BMEL 29.3.23)!
Schon gewusst? Siehst du im Frühling eine Hummel herumfliegen, kannst du dir ziemlich sicher sein, dass gerade eine Majestät an dir vorbeiflog. Denn im Frühling fliegen nur die Hummel-Königinnen aus, um Futter zu sammeln. (NWZ/KRUSCHEL 18.4.23). Im zeitigen Frühjahr gehen die Königinnen auf die Suche nach einem Nistplatz, an dem sie ein neues Hummelvolk gründen können. Dazu werden Totholzhaufen, Steinspalten und Mäuselöcher gründlich inspiziert, manchmal auch Vogelnester oder gar Hausisolierungen NABU.
Das Leben in den Blumenwiesen ist durch Fressen und Gefressenwerden ge-kennzeichnet. Krabbenspinnen sitzen gut getarnt auf Blüten und Raubfliegen lauern auf ihrer Warte auf Beute. Hornissen und Wespen jagen andere Insekten und füttern ihre Nachkommen damit. Heuschrecken sorgen mit ihren „Gesän-gen“ für Stimmung und verschiedene Zikadenarten saugen mit ihrem Rüssel Pflanzensaft. Die Larve der Schaumzikade verbirgt sich in der „Teufelsspucke“, die häufig an Pflanzenstengeln zu sehen ist, und netzbauende Spinnen wie die Wespenspinne warten auf Beute. Schon gewusst? …dass die Lebenszeit eines Hornissenvolkes vom Frühjahr bis November dauert? …nur die begatteten Jungköniginnen überwintern? …sich die Arbeiterinnen im Hornissenvolk von Kohlenhydraten wie Baumsäften oder Honigtau ernähren?
Schon gewusst? Hornissen sind tödlich – Schnell weg hier, da vorne ist eine Hornisse! Drei Stiche töten einen Menschen sieben ein Pferd – stimmt gar nicht. Hornissenstiche sind nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich. Das
Gift der Hornissen ist sogar weniger giftig als das von Wespen oder Bienen, allerdings ist ein Hornissenstich schmerzhaftes. Ihre Stachel sind sehr viel länger als die von Bienen oder Wespen und können daher auch in tiefere Hautschichten eindringen. Gefährlich wird es nur, wenn man allergisch ist. (NWZ/KRUSCHEL 16.5.23; Asiatische(Riesen-)Hornisse BR24 8.6.23 + „Asiatische Hornisse auf Vormarsch“ SWP 23.4.24); siehe auch i Merkblatt „Hornissen“!
Hilfe bei Wespen- und Hornissen-Alarm: Weder Wespen- noch Hornissen-Nester dürfen selbstständig entfernt werden, weile die Tiere und ihre „Fortpflanzungsstätten“ gesetzlich geschützt sind. Liegt ein Ausnahmefall vor, der von der örtlichen Naturschutzbehörde am Landratsamt genehmigt worden ist, sollte mit der Entfernung eine Fachkraft beauftragt werden. Nisten sich an vermieteten Häusern oder Wohnungen Wespen, Hornissen oder Vögel ein, muss der Haus- oder Wohnungsbesitzer informiert werden. Er entscheidet, was getan werden soll SWP 13.4.24. („Hornissen“ Deutsche Umwelthilfe – Infoblatt 7/1988; „Keine Angst vor Hornissen – Friedliche Brummer“ NATURSCHUTZ heute 3/02; „Die Hornisse – friedfertig und schützenswert“ Info-Faltblatt Ldks. Göppingen)
Am Boden leben Laufkäfer, Grillen Schrecken, Asseln und Schnecken. Typische Säugetiere der Blumenwiesen sind Maulwurf, Wühl- und Feldmaus. Auch Fle-dermausarten machen hier Jagd auf Insekten. Für Zauneidechsen, Blindschlei-chen, Schling- und Ringelnattern sowie für einige Froschlurche sind die ver-schiedenen Wiesen wichtige Teillebensräume. („Lebensraum Blumenwiese“ Bayerisches STMLU 1987; Die Blumenwiese“ AID 1155/ 1989;“ Blumenwiesen – verhaltenswertes Naturerlebnis“ Schwäbischer Albverein 2003; „Königliche In-sekten: Hornissen“ EDEKA 32/2015).
Bekannt ist, dass die langfristig anstehenden Temperaturen negative Auswirkungen auf weiter Teile der hiesigen Tierwelt haben. Es gibt aber auch fremde Arten, die durch das wärmere Klima günstige Bedingungen vorfinden und sich zunehmend bei uns ausbreiten, wie bspw. Goldschakal, Bienenfresser, Wiedehopf, die Europäische Gottesanbeterin (Vor 30 Jahren war sie in BW ausschließlich am Kaiserstuhl bekannt. Inzw. hat sich die kannibalisch lebende Fangschrecke auch auf weitere Teile ausgebreitet. Für den Menschen ist die Gottesanbeterin vollkommen ungefährlich NABU 19.10.23.), Feuerlibelle oder Asiatische Hornisse. Statt im Herbst zurück in den Süden zu fliegen, über-wintert der Admiral Vanessa atalanta vermehrt im Rheintal und hat dort eigene Populat. ausgebildet. Die Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea ist eigent-lich in Südeuropa beheimatet, gehört aber mittlerweile zu den häufigsten Wildbienen in Deutschland. Sie schwirrt in der Jahresrangliste 2023 erstmals auf Platz 8, in BW im August auf Platz 3 („Wildbiene des Jahres 2024“). Tauben-schwänzchen (s.g. Kolibrifalter) Macroglossum stellatarum fliegen häufig ab April vom Mittelmeerraum bis nach Skandinavien und legen dabei bis zu 2.000 km zurück. Immer häufiger überwintern die Wanderfalter auch in warmen Regionen Deutschlands u. legen ihr Eier hier ab. („Bienen, Wespen u. Hornissen – Kein Grund zur Panik“ NABU aktiv; NABU 31.8., 18.12.23 u. 15.2.24; SÜDWEST PRESSE/WISSEN/Profiteure des Klimawandels 13.1.24).
Im Mai den Mäher ruhen lasen: Mit der Aktion „Mähfreier Mai“ will die Deutsche Gartenbaugesellschaft 1822 mehr Vielfalt in die Gärten bringen. Viele mähten noch immer das ganze Jahr über und besonders im Mai bis zu zweimal pro Woche ihren Rasen. In vielen Nachbarschaften gebe es den sozialen Druck, „ordentlich“ zu sein. Seltener zu mähen sei aber kein Zeichen von Verwahr-losung, sondern von ökologischem Bewusstsein. Erhebungen aus Großbritan-nien zeigten, dass die Menge an Nektar um das Zehnfache erhöht werden könne, wenn einen Monat nicht gemäht wird SWP/dpa 27.4.24.
i Schon gewusst? 570 Arten von Wildbienen gibt es in Deutschland, weiß die Biologie-Professorin Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg. Der Klimawandel setze den Tieren massiv zu (Andrea Löbbecke „Insektenhotels reichen nicht“ SWP/dpa 17.5.24).
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