Tiere und Pflanzen leben ohne Uhr und Kalender: Obwohl sie nicht wissen, wie spät oder welcher Tag es ist, gelingt es Pflanzen, zur rechten Zeit die Blüten (lks. „cirdiane Rhythmen. F: LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes) zu öffnen. Schon vor fast 300 Jahren hat der französische Wissenschaftler Jean Jacques d’Ortous de Mairan entdeckt, dass die Mimose ihre Blätter auch ohne Sonnenlicht öffnet und später wieder schließt. Auch Tiere (rechts: Bären schlafen in Alaska länger als in Europa; in Zoos schlafen sie gar nicht. F: N.P. Bayerischer Wald) wissen, wann es Zeit ist für Winterschlaf oder die Reise in den Süden ist.



Menschen und viele Tiere leben in einem Rhythmus, den wir innere Uhr nennen. Auch ohne Wecker würden wir ungefähr zu selben Zeit aufwachen und müde werden. Dabei sind die einen Frühaufsteher, andere gehen lieber spät aus Bett und schlafen länger.

Forschende fragten sich lange Zeit, was diese „innere Uhr“ steuert. Heute weiß man: Verantwortlich dafür ist ein Gen namens „Period“. Es sorgt dafür, dass ein bestimmtes Eiweiß im Körper gebildet wird, das sich im Laufe des Tages ansammelt und wieder abbaut. Das steuert die innere Uhr. Menschen haben gleich mehrere Period-Gene, einfachere Tiere wie Fruchtfliegen haben nur eines. 2017 erhielten die drei US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young den Nobelpreis für Medizin für ihre Forschungen zur Funktion und Kontrolle der inneren Uhr.


Pendler zwischen den Kontinenten: Zugvögel legen beim Wechsel von der warmen zur kalten Jahreszeit Tausende Kilometer zurück (F links: 2007: 11.500 km langer Non-Stop-Flug Alaska – Neuseeland. F: Westerheversand/N.P. Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer; rechts: Schon Ende August fliegen sie nach Afrika und legen dabei mehr als 10.000 Kilometer zurück F: Masurische Seenplatte/Polen). Sie werden beim Wechsel der Jahreszeiten ganz unruhig, denn ihre innere Uhr sagt ihnen, dass es Zeit ist, sich bald auf den Weg zu machen. Wenn sie dann in der Umwelt weitere Zeichen erkennen, wie sinkende Temperaturen oder kürzer werdende Tage, dann wissen sie: Jetzt geht es los!




Nicht nur Vögel zieht es in den Süden, auch Insekten wie einige Libellen (Links: Die Wanderlibellen legen in einer Höhe von 1.000 – 2.000 m, Strecken von rund 8.000 km über den Indischen Ozean zurück. © John C. Abbot, Wikipedia), Heu-schrecken (rechts: Im Mittelmeerraum sehr häufig. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich jedoch bis nach Südwestasien. F: Kerkini See/NO-GR) oder manche Schmetterlingsarten (lks: Einzelne Tiere legen bei Wanderungen im Herbst in Nordamerika bis zu 3.600 km zurück. F: Elk Island N.P. bei Edmonton #16 Yellowhead Hwy./Saskatchewan/Kanada); rechts: erreicht eine Reise-geschwindigkeit von 50 km/h bei einer Flughöhe bis zu 1 km. Die Wanderschaft erstreckt sich über 15.000 km und umfasst mehrere Generationen. F: N.P. Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer) legen weite Strecken in wärmere Länder bzw. Regionen zurück.


Wie ausgeschaltet: Eine weite Reise schaffen nicht alle Tiere, denn man braucht dafür extrem viel Kraft und Energie. Einige Tiere ziehen deshalb nicht in den Süden, sondieren nutzen einen anderen Trick: Den Winterschlaf (lk. Murmeltiere halten einen ausgedehnten Winterschlaf, der zwischen 6 und 7, aber auch bis zu 9 Monate dauern kann. F: N.P. Hohe Tauern/Austria; rechts: rd. 7 Monate hält er seinen Winterschlaf. F: Süßener Wald). Dabei ist es kein echter Schlaf, sondern eher eine Starre. Das Herz der Tiere schlägt nur noch selten und sie atmen kaum noch.


Es gibt aber auch Tiere, die nicht in diese Starre fallen, sondern nur ruhen, z.B. Wildschweine (lks. F: N.P. Bayer. Wald) und Eichhörnchen (rechts: Nur in der kalten Jahreszeit tragen alle Eichhörnchen diese langen Ohrhaare , s.g. Pinsel-ohren, denn diese schützen die empfindlichen Hörorgane vor Kälte. F: Wohn-gebiet Schlat). Sie können zwischendurch auch wach werden und dann wieder einschlafen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass man Einfluss darauf nehmen kann, wann, wie tief und wie lange Tiere Winterschlaf halten, indem man das Licht und die Temperatur künstlich verändert. Auch hier bestimmt also die innere Uhr zusammen mit den äußeren Einflüssen, wann Tiere beim Winterschlaf einschlafen und wann sie wieder aufwachen.


In den Tropen gibt es übrigens Tiere (lks.: Lebt im äußersten Norden von Western Australia und des Northern Territory, sowie auf einigen Inseln vor der australischen Nordküste. F: D’Entreecasteaux N.P./AUS; rechts: Ist überall verbreitet, wo es trocken ist, vom Bergland bis zu den Küstendünen. F: Kerkini-See/NO-Griechenland) die im Sommer ruhen, wenn es draußen sehr heiß ist, s.g. Sommerruhe Ästivation, und sie wenig Wasser finden.
Licht und Temperatur: Die Gene bestimmen nicht komplett darüber, wie unsere innere Uhr tickt. Auch äußere Einflüsse wie Temperatur und Licht spielen eine große Rolle – v.a. im Jahresrhythmus.


In der warmen Jahreshälfte wachsen Pflanzen schnell und tragen Blüten (lks. mit Hainschwebfliege (schützt sich durch „räuberische Zeichnung“ von Wespe; F: „Hagenstein-Route“/N.P. Kellerwald-Edersee/Hessen) und Früchte (rechts: Schlater Wald). Wenn es kälter und dunkler wird, ziehen sie wichtige Bestand-teile in Stämme und Wurzeln zurück.




Nachtaktiv🌛: Mäuse (F: Schlater Wald), Eulen (F: Schulhof Dürnau) oder Nachtfalter (lks. F: Garten in Schlat) nutzen die Dämmerung oder die dunkle Nacht. Sie haben sich optimal auf die Bedingungen in der Nacht angepasst. Für Mäuse gibt es nachts weniger Fressfeinde. Andere Tiere, wie dunkle Nachtfalter, sind Nachts besser getarnt als am Tag. Vereinzelt wurden sogar Wanderungen einzelner ♂ der Herbst-Mosaikjungfer (rechts F: N.P. Kurische Nehrung / Ку́ршская коса́ UNESCO/IUCN-II) in der Nacht beobachtet und dokumentiert.


Manche sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, die sie auch im Dunkeln gut finden können. Einige Pflanzen machen ihnen die Arbeit leicht, den sie öffnen ihre Blüten (lks. Pflanzenart in der Familie der Nachtkerzengewächse F: Denali N.P./AK-US); rechts: auch Rotes Leimkraut, – Nachtnelke, – Waldnelke oder Herrgottsblut genannt. F: LSG Oberes Filstal) in der Dämmerung.

Nicht der Tag, wie bei den meisten anderen Pflanzen, sondern die Nacht ist ihr Element! Denn jede Nacht führt sie ihr duftendes Blütenspektakel auf, um mit ihren leuchtend gelben Blüten Nachtfalter u.a. Insekten zur Bestäubung anzulocken. Google 25.10.2022.
Tagaktiv ☀️: Menschen in Nordeuropa haben im Sommer oft Schwierigkeiten einzuschlafen, weil es dort nachts nicht mehr richtig dunkel wird, Im Winter, wenn Licht fehlt, sind sie oft träge. Auch viele Pflanzen sind tagaktiv. Sie öffnen morgens ihre Blüten und drehen sie im Tagesverlauf, wenn die Sonne über den Himmel wandert. So können sie von tagaktiven Insekten bestäubt werden.

Einige Hähne krähen auch dann noch, wenn sie in einem abgedunkelten Raum bleiben. Doch dann gerät ihr Rhythmus durcheinander und sie wissen nuícht mehr, wenn es morgens hell wird.

Quellen: Carolin Sage „Im eigenen Rhythmus“ NWZ/KRUSCHEL 2.9.25; LibellenWissen.de; scinexx.de; tierchenwelt.de; Wikipedia. Siehe auch „Meteorologie“ und „Tiere im Winter„!