Insekten auf Wanderschaft

Wie Vögel, so legen auch einige fliegende Insekten zum Teil beachtliche Strecken zurück, allerdings sind ihre Reisen weit weniger erforscht. Wissenswertes zum Zugverhalten von Schmetterling, Schwebfliege & Co.

Europäische Hornisse ♀ „Königin“ Vespa crabro (Areal Gartenteich in Schlat)
Asiatische Hornisse – Nest (Badhof Bad Boll)

Einwanderer aus Asien: Die Asiatische Hornisse Vespa velutina als Beispiel einer ein-geschleppten Art dienen, die sich in ihrer neues Heimat mit hohem Tempo ausbreitet. 2004 wurde das erste Nest der Asiatischen Hornisse im französi-schen Departement Lot-et-Garonne entdeckt. Seitdem hat sie ganz Frankreich und u.a. Teile von Spanien, Deutschland und weiteren Ländern erobert.

Die Erforschung wandernder Insekten: Im Juni ’24 veröffentlichten Forscher der britischen University of Exeter die Ergebnisse von Forschungen, die sie am Puerto de Bujaruelo in den Pyrenäen gemacht haben. Der Pass dient ihren Beobachtungen zufolge jeden Herbst rund 17 Mio. Insekten (hochgerechnet) als Pforte in den Süden, davon etwa 90 % Bestäuber. Man kann davon ausgehen, dass auch an anderen Orten des Pyrenäenkamms solche Wanderungsbewe-gungen stattfinden und wahrscheinlich viele Mrd. Tiere so in wärmere Regionen reisen.

Beginnend am Startort Konstanz wurden die Flugbahnen der Nachtfalter über die Alpen an ein nachfolgendes Flugzeug gesendet. Auf diese Weise konnten zahlreiche Daten gesammelt werden. Besonders erstaunlich ist, dass die Tiere auch bei Wind und wechselnder Topografie ihre Flugrichtung über weite Strecken präzise einhalten können. Das sind Indizien für einen inneren Kompass, wie ihn auch viele Vögel besitzen.

Überwindung von Hochgebirgen: Fluginsekten, die zwischen Mitteleuropa und Afrika wandern, bevorzugen auf ihren Wegen eher Flugrouten ohne größere Hindernisse, wie etwa entlang der Oberrheinischen Tiefebene, der Burgundi-schen Pforte oder entlang des Rhonetals oder der Wiener Pforte. Um nicht in die größten Höhen der Gebirge hinauf zu müssen, suchen Insekten bei gemäßigten Windverhältnissen oft tieferliegende Pässe, wo sie den Berg überqueren. Bei Rückenwind lassen sich die Tiere hoch in die Luft tragen und ohne großen Energieaufwand über den jeweiligen Gebirgszug hinübergehen. Herrscht Gegenwind, bleiben sie sich an der Erdoberfläche und nutzen den Windschatten von Felsen und Pflanzen, um es über den Berg zu schaffen.

Rund 4.000 km legen Totenkopfschwärmer auf ihren saisonalen Wanderungen zwischen Europa und Afrika zurück. Die Flugetappen können dabei bis zu 80 km lang sein.

Weitere Langstreckenwanderer (Auswahl):

Moarchfalter / Monarch butterfly / Danaus plexippus (F: Elk Island N.P. bei Edmonton #16 Yellow-head Hwy./Saskatchewan)

Millionen Monarchfalter überfluten jeden Herbst die Wälder von Michoacán in der mexikanischen Sierra Nevada. Vom Norden kommenden, finden sie über tausende Kilometer sicher ihr Winterquartier, obwohl sie vorher noch nie dort gewesen sind.

Hainschwebfliege Episyrphus balteatus auf Brombeerblüte („Hagenstein-Route“/N.P. Kellerwald-Edersee/HE)

Neben ihrem Äußeren, das die weitaus wehrhaftere Wespe imitiert, hat die Hainschwebfliege eine weitere Besonderheit.Trotz ihrer geringen Größe (Körperlänge von 7 – 12 mm) überwindet sie in Schwärmen Mittel- und Hochgebirge, um die kalte Jahreszeit im wärmeren Süden Europas zu verbringen.

Distelfalter (F: N.P. Unteres Odertal/BB – erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 50 km/h bei einer Flughöhe bis zu 1 km; die Wanderschaft erstreckt sich über 15.000 km und umfasst mehrere Generationen) und Admiral (auf Schmetterlingsflieder – Gartenteichanlage Schlat) gehören zu den bekanntesten Wanderfaltern. Im Sommer kann man sie auch in Deutschland antreffen.

Wanderheuschrecken (F links: Puszcza Białowieska/PL; rechts: Kerkini See / NO-GR – bereits in der Bibel ist diese Insektenplage erwähnt) legen lange Wege aus andern Gründen zurück als die meisten anderen Insekten. Sie sind nicht auf der Suche nach einem geeigneten Klima, sondern nach Nahrung. In Mittel-europa trat die letzte Heuschreckenplage in der Mitte des 18. Jh. auf; zwischen Marokko und Indien sind die bedrohlichen Schwärme, die aus mehr als einer Mrd. Einzeltieren bestehen können, auch heute noch gefürchtet, da sie innerhalb kürzester Zeit ganze Landstriche kahlfressen können.

Quellen: Südwest Presse/WISSEN 17.8.24, MDR, Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, FAO, Locust Watch, NABU, andere Medienberichte.