Wie Vögel, so legen auch einige fliegende Insekten zum Teil beachtliche Strecken zurück, allerdings sind ihre Reisen weit weniger erforscht. Wissenswertes zum Zugverhalten von Schmetterling, Schwebfliege & Co.

Wespen und Hornissen eilt ihr schlechter Ruf voraus. Am Esstisch sind sie ungebetene Gäste. Dennoch sind sie spannende, vielfältige und nützliche Insekten. An ein paar einfachen Merkmalen lassen sich die verschiedenen Wespenarten gut unterscheiden. i NABU
Was tun bei einem Wespennest im Garten oder auf dem Balkon? Im Juli und August haben Wespen Hochsaison. Ihre Nester bauen sie am liebsten an abgedunkelten Orten, etwa im Rollokasten, Holzdach oder Gartenhäuschen. Aber Vorsicht: Wespennester dürfen nicht einfach so beseitigt werden. Die Tiere sind geschützt. i BR24 + 8.8.24.

Einwanderer aus Asien: Die Asiatische Hornisse Vespa velutina als Beispiel einer eingeschleppten Art dienen, die sich in ihrer neues Heimat mit hohem Tempo ausbreitet. 2004 wurde das erste Nest der Asiatischen Hornisse im französi-schen Departement Lot-et-Garonne entdeckt. Seitdem hat sie ganz Frankreich und u.a. Teile von Spanien, Deutschland und weiteren Ländern erobert.

Schon gewusst? Gefahr für Menschen nur bei Allergie: Für den Menschen ist die Asiatische Hornisse nach Angaben des NABU nicht gefährlicher als andere vergleichbare Insekten. Die Tiere gelten als friedlich, sofern sie in Ruhe gelassen werden. Nur wenn sie ihr Nest bedroht sehen, können sie aggressiv werden. Stiche sind ähnlich schmerzhaft wie die von Bienen oder Wespen. Gefährdet sind Allergiker: Bei ihnen können Stiche heftige Reaktionen auslösen, ähnlich wie bei anderen Insektenstichallergien. (Tanja Wolter „Asiatische Hornisse breitet sich aus“ SWP/SÜDWESTUMSCHAU 25.1.25).
Die Erforschung wandernder Insekten: Im Juni ’24 veröffentlichten Forscher der britischen University of Exeter die Ergebnisse von Forschungen, die sie am Puerto de Bujaruelo in den Pyrenäen gemacht haben. Der Pass dient ihren Beobachtungen zufolge jeden Herbst rund 17 Mio. Insekten (hochgerechnet) als Pforte in den Süden, davon etwa 90 % Bestäuber. Man kann davon ausgehen, dass auch an anderen Orten des Pyrenäenkamms solche Wanderungsbewe-gungen stattfinden und wahrscheinlich viele Mrd. Tiere so in wärmere Regionen reisen.

Beginnend am Startort Konstanz wurden die Flugbahnen der Nachtfalter über die Alpen an ein nachfolgendes Flugzeug gesendet. Auf diese Weise konnten zahlreiche Daten gesammelt werden. Besonders erstaunlich ist, dass die Tiere auch bei Wind und wechselnder Topografie ihre Flugrichtung über weite Strecken präzise einhalten können. Das sind Indizien für einen inneren Kompass, wie ihn auch viele Vögel besitzen.
Überwindung von Hochgebirgen: Fluginsekten, die zwischen Mitteleuropa und Afrika wandern, bevorzugen auf ihren Wegen eher Flugrouten ohne größere Hindernisse, wie etwa entlang der Oberrheinischen Tiefebene, der Burgundi-schen Pforte oder entlang des Rhonetals oder der Wiener Pforte. Um nicht in die größten Höhen der Gebirge hinauf zu müssen, suchen Insekten bei gemäßigten Windverhältnissen oft tieferliegende Pässe, wo sie den Berg überqueren. Bei Rückenwind lassen sich die Tiere hoch in die Luft tragen und ohne großen Energieaufwand über den jeweiligen Gebirgszug hinübergehen. Herrscht Gegenwind, bleiben sie sich an der Erdoberfläche und nutzen den Windschatten von Felsen und Pflanzen, um es über den Berg zu schaffen.
Rund 4.000 km legen Totenkopfschwärmer auf ihren saisonalen Wanderungen zwischen Europa und Afrika zurück. Die Flugetappen können dabei bis zu 80 km lang sein.
Weitere Langstreckenwanderer (Auswahl):

Millionen Monarchfalter überfluten jeden Herbst die Wälder von Michoacán in der mexikanischen Sierra Nevada. Vom Norden kommenden, finden sie über tausende Kilometer sicher ihr Winterquartier, obwohl sie vorher noch nie dort gewesen sind.

Neben ihrem Äußeren, das die weitaus wehrhaftere Wespe imitiert, hat die Hainschwebfliege eine weitere Besonderheit.Trotz ihrer geringen Größe (Körperlänge von 7 – 12 mm) überwindet sie in Schwärmen Mittel- und Hochgebirge, um die kalte Jahreszeit im wärmeren Süden Europas zu verbringen.


Distelfalter (F: N.P. Unteres Odertal/BB – erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 50 km/h bei einer Flughöhe bis zu 1 km; die Wanderschaft erstreckt sich über 15.000 km und umfasst mehrere Generationen) und Admiral (auf Schmetterlingsflieder – Gartenteichanlage Schlat) gehören zu den bekanntesten Wanderfaltern. Im Sommer kann man sie auch in Deutschland antreffen.


Wanderheuschrecken (F links: Puszcza Białowieska/PL; rechts: Kerkini See / NO-GR – bereits in der Bibel ist diese Insektenplage erwähnt) legen lange Wege aus andern Gründen zurück als die meisten anderen Insekten. Sie sind nicht auf der Suche nach einem geeigneten Klima, sondern nach Nahrung. In Mittel-europa trat die letzte Heuschreckenplage in der Mitte des 18. Jh. auf; zwischen Marokko und Indien sind die bedrohlichen Schwärme, die aus mehr als einer Mrd. Einzeltieren bestehen können, auch heute noch gefürchtet, da sie innerhalb kürzester Zeit ganze Landstriche kahlfressen können.

Insekten u. Spinnentiere lieben der Sommer, zum Leidwesen vieler Menschen. Zecken nerven schon ab dem Frühjahr, jetzt sind die Wespen dazugekommen und dann gibt es auch noch Nachrichten über den gefräßigen Japankäfer und lästige, invasive Ameisen Tapinoma magnum. In Kehl und andernorts treiben sie die Menschen zur Verzweiflung. Die eingeschleppte Art bildet Superkolonien und stammt vermutlich ursprünglich aus Nordafrika. Auf Gemüse, Feldfrüchte, Obstbäume und Zierpflanzen hat es der aus Japan stammende gleichnamige Käfer abgesehen. Er ist wegen seines Kahlfraßes gefürchtet und meldepflichtig (ff. ibox). Der invasive Pflanzenschädling ist in der Schweiz im Kanton Basel gefunden worden; in BW gab es Ende Juli ’24 Einzelfunde in den Räumen Freiburg sind Ludwigsburg. Im Verdachtsfall kann man sich auch an das Landwirtschaftsamt wenden. Viele Zecken sind aufgrund der gestiegenen Temperaturen inzwischen ganzjährig aktiv.Das Spinnentier verursacht die gefährliche Hirnhautentzündung FSME.
i Japankäfer einfrieren und fotografieren: Er ist nur etwa 1 cm groß, hat einen metallisch glänzenden grünen Kopf und braune Flügel. Auffallend sind 5 weiße Haarbüsche an jeder Hinterleibseite und 2 weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Die ♀♀ legen ihre Eier bevorzugt in feuchte oder bewässerte Grasflächen ab. Aus den Eiern schaffen dann die Larven, die Graswurzeln fressen und Schäden an den Wiesen und Rasenflächen anrichten. Um eine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern, sollen verdächtige Käfer dem zuständigen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden. Das in BW zuständige Landwirtschaftl. Technologiezentrum bittet die Bevölkerung, Käfer, auf die Merkmale des Japankäfers zutreffen, zu fangen, einzufrieren und zu foto-grafieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundorts per Mail an Pflanzen-gesundheit-kaefer@ltz.bwl.de geschickt werden. (Quelle: Dirk Hülser „Lästige Krabbeltiere“ NWZ 8.8.24)

Quellen: Südwest Presse/WISSEN 17.8.24, „Apps gegen das Insektensterben“ BUND 7.6.24 und Ökologischer Pflanzenschutz; MDR, Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, FAO, Locust Watch, NABUNews 20.6.24, andere Medien-berichte.
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