Eichhörnchen – Immer auf dem Sprung

Wenn im Herbst Haselnüsse und Walnüsse reifen, legen Eichhörnchen ihre Vorräte für die kalte Jahreszeit an. Es gibt etwa 280 Hörnchenarten auf der Welt. Das Eurasische Eichhörnchen hat eines der größten Verbreitungsgebiete unter den Säugetieren. Es kommt fast in ganz Europa, in Nordasien vom Ural bis nach Kamtschatka sowie in China und Korea vor; in Portugal, Spanien und Großbritannien gibt es Lücken. In Deutschland ist das Eurasische Eichhörn-chen Sciurus vulgaris bisher noch ohne Konkurrenz – auch dunkle gehören zu dieser einheimischen Art. Es lebt sowohl in natürlichen Wäldern wie auch in städtischen Parks u. ländlichen Wohnsiedlungen. Die nachfolgende Fotoserie und Grafiken zeigen, welche ausgeklügelten Methoden die kleine Kobolde benutzen, wer ihnen Konkurrenz macht und wie viele Nüsse am Ende tatsächlich wiedergefunden werden.

Das bei uns heimische Eichhörnchen hat viele Fellfarben. Es gibt rote (Foto oben), braune und fast schwarze Varianten.

Sie könnten ursprünglich als Anpassung an verschiedene Arten von Wäldern entstanden sein. Die dunkle Farbe wäre demnach in hoch gelegenen Nadelwäldern entstanden, die rote in gemischten Laubwäldern.

Vorräte anlegen: Eichhörnchen fressen am liebsten Nüsse (durchschnittlicher Nahrungsbedarf in Gramm/Tag: Frühling 80,Sommer 55, Herbst 70, Winter 35), Früchte (F: Weißdorne Crataegus – N.P. Plitvicer Seen/HR – in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel gibt es 200 bis 300 Arten; in Europa werden etwa 22 Arten unterschieden), Pilze (F: Kiefernsteinpilz Boletus pinophilus Белый гриб сосновый – Krasny Les Ромин-тенская пущ/Oblast Kaliningrad/RUS) und Beeren. Die gibt es allerdings nur im Sommer. Im Winter finden die Nager kaum Nahrung. Sie legen sich daher große Nahrungsvorräte an. Dafür sammeln sie im Herbst viele Hasel-, Walnüsse wird am meisten geschätzt – eine Walnuss hat 4 – 5x soviel Gehalt wie eine Haselnuss), Bucheckern (F: Oberes Lontal/ Ostalb) und Samen (F: Fichtensamen Picea -Hinterhornbach/NP Tiroler Lech/ Österreich); Nordmann-Tanne Abies nordmanniana (F: Przemkowski Park Krajobrazowy/Polen), manchmal auch Eicheln (F: Stieleiche Quercus robur – Grasberg/Ldkrs. Osterholz/NI – so richtige Energiebomben; die haben aber richtig viele Gerb- und Bitterstoffe – wenn sie davon zu viele fressen, dann bekommen Eichhörnchen schon auch mal Durchfall und Bauchweh).

Die vergraben sie im Boden. Wenn es im Winter kein Futter mehr gibt, suchen sie ihre Verstecke wieder auf. Sie haben eine besonders gute Nase. So können sie riechen, wo die Nüsse vergraben sind. Sogar unter einer Schneedecke finden sie ihre Verstecke wieder. Dabei gehen sie auf der Suche wie folgt vor:-

  • Sichtprüfung: Nuss drehen und auf Risse, Flecken und Löcher prüfen. Ist eine Nuss von Maden befallen wird sie sofort samt Made gefressen.
  • Schütteltest: Nuss in das Maul nehmen und schütteln, um das Gewicht des Kerns abschätzen zu können.
  • Nahe gelegenes Versteck: Verstecke unterhalb der Baumkrone werden deutlich öfter von Dieben gefunden als die weit entfernten.
  • Entferntes Versteck: Lieblingsnüsse werden bis zu 60 m vom Fundort vergraben. Zwischenlager werden v.a. angelegt, wenn viele andere Hörnchen da sind. So kann ein Tier sich in kurzer Zeit mehr Beute sichern.
  • Ordnung: Nüsse und Samen werden nach Qualität, Sorte, Vorlieben und sogar Verderblichkeit sortiert und in Gruppen getrennt vergraben.
  • Wintervorrat: Bis zu 3.000 Verstecke legt ein Eichhörnchen an. Davon findet es fast ⅔ wieder. Aus vergessenen Nüssen und Samen keimen in Frühling neue Bäume und Sträucher.
  • Futterdiebe (siehe Fotos): Der Erfolg hängt entscheidend davon ab, ob die Verstecke von anderen Tieren gefunden werden können oder nicht. Zu den Dieben zählen neben anderen vorratshaltenden Säugetieren aus Vögel.
  • Neu sortieren: Sobald kein Nachschub an der Futterstelle mehr da ist, machen sich die Eichhörnchen dann, die Verstecke zu überarbeiten – d.h. eine Nuss bleibt nicht immer im gleichen Versteck, sondern wird auch mal umgezogen. V.a., wenn es eine wertvolle ist.
  • Wiederfinden: Das räumliche Orientierungsvermögen hilft dem Eichhörn-chen, versteckte Beute wiederzufinden – erst auf den letzten Zentimetern hilft ihm seine Nase.

Nagetierverwandtschaft: Eichhörnchen gehören zur großen. Ordnung der Nagetiere, die mehr als ⅓ aller Säugetiere umfassen. Ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Lebensbedingungen macht sie so erfolgreich. Aus Nord-amerika stammende Grauhörnchen beginnen sich in Europa zu etablieren (z.Z. Großbritannien u. Italien) und auf Kosten des weniger robusten Eichhörnchens auszubreiten. Hinweise auf frei lebende Grauhörnchen in Deutschland gibt es aber noch nicht.

Siebenschläfer Glis glis (F: Süßener Wald) – Wanderratte Rattus norvegicus (Neozoen – F: Parc animalier de Sainte-Croix/Frankreich), Bisam Ondatra zibethicus (Neozoen – F: NSG Waldnaab/Bayern – wegen des Schwanzes fälschlich als „Bisamratte“ bezeichnet), Waldmaus Apodemus sylvaticus (F: Hausgarten in Dürnau), Grauhörnchen Sciurus carolinensis / Eastern gray squirrel (F: St. James’s Park in London/ Großbritannien), Zwergmaus Micromys minutus und Gleithörnchen Pteromyini. Es gibt Baum- (z.B. wie zuvor Grau-, Rothörnchen Tamiasciurus hudsonicus /American red squirrel und dunkle Farbvariante (F: Wood Buffalo N.P./Alberta CDN), Erd- (siehe nachstehende Fotos) und Flughörnchen (siehe zuvor Gleithörnchen).

Verwandtschaftsbeispiele (Erdhörnchen) von links: Gelbbauch-Murmeltier Marmota flaviventris / Yellow-bellid Marmot (F: Alaska Range); Richardson-Ziesel Spermophilus richardsonii / Richardson’s ground squirrel (F: Jasper N.P./ Alberta/CDN); Arktisches Ziesel Citellus undulatus / Arctic ground squirrel (F: Denali N.P./Alaska); Goldmantel-Ziesel Spermophilus lateralis / Golden-mantled ground squirrel (F: Banff N.P./Alberta); Streifen-/Backenhörnchen Tamias striatus / Eastern Chipmunk (F: Wood Buffalo N.P./Alberta CDN); Schwarzschwanz-Präriehund Cynomys ludovicianus / Black-tailed prairie dog (F: Golden Prairie #16 Yellowhead Hwy./Saskatchewan/CDN);  Alpenmurmel-tier Marmota marmota (F: Edenalpe/Tirol/Österreich).

Quellen: Anja Tröster „Immer auf dem Sprung“ SÜDWEST PRESSE / WISSEN 17.10.20 + „Vorräte anlegen“ KRUSCHEL 19.9.20/ef; Wikipedia.