Es gibt viele Arten von Nagetieren: Hast du ein Meerschweinchen, einen Hamster, ein Streifenhörnchen (F: Streifenbackenhörnchen / Eastern Chip-munk / Tamias striatus) oder eine Rennmaus Gerbillinae als Haustier? Dann weißt du sicher, dass sie Nagetiere sind – ebenso wie Eichhörnchen, Siebenschläfer, Baum- und Steinmarder, Waschbären, Ratten und Mäuse, Murmeltiere, Biber, Bisam oder Nutria, die in der Natur leben. Weltweit gibt es fast 2.300 Nagerarten, in Deutschland leben knapp 30 davon.
Warum Meerschweinchen? Sie leben nicht im Meer und sehen aus nicht aus wie Schweine. Wie kommen die kleinen Nager also bloß zu ihrem Namen? Das hat einmal mit der Herkunft zu tun: Seefahrer brachten sie aus Südamerika (wurden dort von den indigenen Völkern als Haustiere gehalten; leben dort aber auch noch als Wildtiere) mit Schiffen – also übers Meer – nach Europa. Den zweiten Teil ihres Namens verdanken sie ihrem Quieken, dass sich ein bisschen so anhört wie das von Schweinen (ef).
Bei Nagern sitzen die Schneidezähne sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer und sind auffallend groß. Und so kräftig, dass bspw. ein Biber einen Baum in nur einer halben Stunde fällen kann! Anders als bei uns Menschen wachsen Nager-Zähne ständig nach. Nagetiere sind klein und kurzbeinig. Sie sind meist Pflanzenfresser. Anders sieht es bei Ratten aus: sie sind Allesfresser.
In freier Natur werden Nagetiere selten älter als ein Jahr. Sie haben viele Feinde wie Vögel, hier v.a. Greifvögel wie Eulen (ff. Foto Uhu Bubo bubo), Milan (F: Rotmilan Milvus milvus), Bussard (F: Mäusebussard Buteo buteo) oder Falke (F: Turmfalke Falco tinnunculus) und Säugetiere, die sie als Nahrung betrachten.
So kann z.B. eine Hauskatze 12 Mäuse pro Tag fangen – wichtig auf dem Bauernhof… „Tierische Hilfe“ ZEIT 22.2.19 und ein Rotfuchs vertilgt bspw. ≈ 30 Kilo Mäuse jährlich DeWiSt 20.1.16.
um Kämpfen sind Nager nicht gemacht, daher sind sie Meisten im Verstecken und leben in Baumlöchern (ff. F: Nordamerikanischer Waschbär Procyon lotor -Neozoen- und Baum- bzw. Edelmarder Martes martes), Erdhöhlen/-baue (ff. F: Alpenmurmeltier Marmota marmota und Rötel-/Waldwühlmaus Myodes glareolus) oder auch Kellern.
…und auch, wenn sie niedlich aussehen, sorgt ihr Anblick nicht immer für Freude. Mäuse und Ratten z.B. befallen Lebensmittel und machen sie ungenieß-bar. Marder (Foto zuvor: Stein-/Hausmarder Martes foina) zerbeißen häufig Kabel im Auto-Motor. Und so mancher an der Leitung kauende Siebenschläfer hat schon mal die Stromversorgung lahmgelegt.
Die Rückkehr des heimischen Bibers Castor fiber hat schon für viel Aufregung gesorgt. Doch nicht alle pelzigen Nager, die durch unsere Gewässer schwim-men, sind zwangsläufig Biber. Oftmals kann es sich um den aus Nordamerika stammenden Bisam Ondatra zibethicus (Neozoen – fälschlicherweise auch Bisamratte genannt) handeln. Auch die aus Südamerika stammenden Nutrias Myocastor coypus (Neozoen – F: Parc animalier de Sainte-Croix / Frankreich) kommen bei uns vor. Siehe auch „Nutrias breiten sich in Mecklenburg- Vorpommern aus“ SWP 12.4.24: Um Schäden begrenzen zu können, sie seit 2017 in MV gejagt werden. Das Umweltbundesamt sieht die Tiere eher positiv. „Sie vertreiben die viel mehr Schaden anrichtenden Bisam aus deren Lebensraum!“
Die häufigsten Arten:
Platz 1: Das Eichhörnchen Sciurus vulgaris lebt auf Bäumen und ist ein tag-aktiver Kletterkünstler. Abgesehen von der Paarungszeit sind Eichhörnchen Einzelgänger.
Platz 2: Siebenschläfer Glis glis sind nachtaktiv und gehören zu den s.g. Bilchen (Schlafmäusen). Für seinen rd. 7-monatigen Winterschlaf gräbt sich der Sieben-schläfer in die Erde ein.
Platz 3: Die Waldmaus Apodemus sylvaticus wiegt maximal 35 Gramm und hat große Augen. Sie ist nachtaktiv und gehört zu den am stärksten verbreiteten Säugerarten Europas.
Anmerkung: Lange wurden Hasen und Kaninchen den Nagetieren zugeordnet. Heute werden sie zur Familie der Hasenartigen Lagomorpha gezählt. Im Gegensatz zu Nagetieren besitzen Hasen und Kaninchen ein zusätzliches kleines Zahnpaar (Stiftzähne) dicht hinter den oberen Nagezähnen. Wer kennt den Unterschied?
Quellen: Julia Anderson „Starke Zähne“ SÜDWEST-PRESSE/KRUSCHEL 17.6.20; HF Hartmut Felgner „Die Rückkehr der Großraubtiere“ und Anhang I; NABU Aachen; Wikipedia; siehe auch Blog „Fährten & Spuren“!