Sie sehen beeindruckend aus, aber man bekommt sie selten zu Gesicht: Wölfe leben seit gut 20 Jahren wieder in unseren Wäldern, nachdem sie 150 Jahre lang ausgerottet waren. Darüber freuen sich Naturschützer sehr, doch Nutztier-halter wie Schäfer und Landwirte haben Angst um ihre Tiere.

Bis vor etwa 150 Jahren war der Wolf Canis l. lupus, auch Grauwolf genannt, in Deutschland so lange gejagt worden, bis alle Tiere getötet waren. Die Menschen hatten Mals sehr viel Angst vor den geschickten Raubtieren und wollten auch ihre Schafe, Hühner und Rehe schützen. Seit 1990 steht der Wolf in Deutsch-land unter Naturschutz (Schutzstatus: Washingtoner Artenschutzabkommen CITES-Anhang II/Berner Konvention BK-II/EU-ArtSchVO-A+B/Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie FFH-II+IV/BNatSchG-b = „besonders geschützt“ + s = „streng geschützt“/BArtSchV-b/s/Rote Liste Kat. 3 „gefährdet“/“Tier des Jahres 2003″/ Wolfsmonitoring FVA BW) und darf in der Regel nicht getötet werden. Dadurch sind einzelne Wölfe und Wolfspaare aus Polen oder Italien wieder nach Deutschland eingewandert. Sie ließen sich zuerst in Brandenburg und Sachsen nieder, wo auch auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz die ersten Wolfs-welpen in freier Wildbahn geboren wurden. Mittlerweile gibt es lt. Bundesamt für Naturschutz BfN (Monitoringjahr 1.5.23 – 30.4.24) in Deutschland wieder 209 Rudel, 46 Paare und 19 territoriale Einzeltiere (= 1.000 Expl.).


Wem zufällig Wölfe über den Weg laufen und die Kamera parat ist, darf „draufhalten“ (sich aber auf keinen Fall dem Wolf nähern, auch nicht, um das Tier zu fotografieren)! Sie jedoch gezielt aufzusuchen bzw. ihnen nachzustellen ist kein „Kavaliersdelikt“, sondern eine Straftat mit Androhung bis zu 5 Jahren Gefängnis (Polizeiticker.ch 19.2.21; FR 4.5.21). Bei fast allen Wolfsfotos in Polen war ein Forstbeamter bzw. Ranger zugegen („illegaler Wolfstourismus auf Truppenübungsplatz“ DJZ 26.2.21)!

Steckbrief: Gewicht: 45 – 50 kg; Schulterhöhe: 60 – 80 cm; Paarungszeit: Jan. – März. Vorkommen: Sehr anpassungsfähige Wildart, in Offenlandschaften und Wäldern, seit 1998 in Deutschland wieder heimisch. Verhalten: lebt in großen Rudeln auf bis zu 300 km². Besonderheit: Wird auf den ersten Blick leicht mit einem Schäferhund verwechselt. Stammvater aller Hunderassen (einen Pudel und Wolf unterscheidet nur 1 % der DNA). Wölfe werden etwa 10 – 13 Jahre alt und bekommen einmal im Jahr Nachwuchs.


Reviersuche als Überlebenskonzept: Allein umherstreifende Wölfe sind nicht sUngewöhnliches. Die Welpen stehen noch unter dem Schutz des Rudels. Später wendet sich das Blatt. Damit die Gruppe nicht zu groß und damit das Futter für alle zu knapp wird, werden die „Jährlinge“ nach 1 – 3 Jahren) aus dem Rudel vertrieben. Diese Jungwölfe streifen in der Folge umher. bis sie ein eigenes Revier gefunden haben. Kommt dann ein zweiter Wolf mit dem passenden Geschlecht hinzu, ist die Grundlage für das nächste Rudel gelegt. Damit schlägt die Natur zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit der Verbreitung sichert sichert sich der Wolf gleichzeitig das Überleben seiner Art. Auf dieser Suche können sie dabei Strecken von 800 km und mehr zurücklegen. ’09 ist der Lausitzer Wolf „Alan“ bis nach Belarus gelaufen; in entgegengesetzter Richtung wäre dies bis Paris gewesen. (Auszug Thomas Hehn „Zum Wolf kommt ein Luchs“ NWZ/KREIS GÖPPINGEN 8.5.19; FAPAS 28.12.17).







Wölfe fressen v.a. Rehe, Rotwild Cervus elaphus, Mufflon Ovis orientalis musimon (Neozoen) und Wildschweine Sus scrofa, und in Skandinavien aber auch Ren-tiere Rangifer tarandus, Weißwedelhirsche Odocoileus virginianus (…aus Minnesota/USA in den 1930/40-ern ausgesetzt, inzw. in ganz Skandinavien ausgebreitet) und Elche Alces a. alces (zum Foto: Elchkuh „Matylda“ regelmäßig auf dem Zarenweg/Carska Droga – Biebrzański Park Narodowy/Polen) – suchte die menschliche Nähe zum Schutz ihres Kalbes vor Wölfen.. Manchmal reißen sie auch Schafe u.a. Nutztiere. Ein erwachsener Wolf frisst täglich etwa 2 – 3 kg Fleisch. Nicht immer erfolgreich, können sie nach längerer Zeit ohne Nahrung 1⁄4 ihres Körpergewichts auf einmal fressen (im Extremfall ≈ 12,5 kg/24 h). Für einen Menschen von 80 kg sind das ≈ 20 Schnitzel bei einem Abendessen. In Notzeiten können sie mehrere Wochen ganz auf Nahrung verzichten.


Anmerkung zum Foto (links): Fotografiert in den Tagebau-Restlöchern des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft/Brandenburg; (F: rechts): Verwaschene Wolfsspur – typisch: „schnürender Trab“ – der Wolf setzt die Hinterpfote in den Abdruck der Vorderpfote derselben Körperhälfte.

Anmerkung: Als Mindestschutz gelten mindestens 90 cm hohe, stromführende Elektro-Zäune (Stromnetze, Litzenzäune mit mindestens 5 Litzen) mit festem Bodenabschluss. (FVA-Vidios Weidenetze, Litzenzäune, Wildgehege. Dr. Regina Walther, Wolfsmonitor SN, „Zum angewandten Herdenschutz mit Herden-schutzhunden“ – Symposium MLR BW 19.3.18. Positionspapier zur Weidetier-haltung 12.6.19; „Finanzielle Aufstockung Herdenschutz“ UM BW–Rubrik Wolf).


Zum Foto (links): fester Wolfsschutzzaun (Ldkrs. Uckermark/BSR Schorfheide-Chorin/Brandenburg); (F: rechts): Herdenschutzhund benannt nach dem zw. Kosovo und Mazedonien gelegenen Grenzgebirge „Šar Planina“.
Hilfe für Landwirte: Schäfer und Bauern wollen ihre Tiere vor dem Wolf schützen. Sie bekommen z.B. Geld vom Umweltministerium, um hohe Zäune aufzubauen. Wir trotzdem ein Tier von einem Wolf getötet, bekommen sie oft eine Entschädigung. Viele kritisieren aber, dass es viel zu kompliziert ist, diese Hilfen zu beantragen und sie ihre Tiere nicht ausreichend schützen können. Die Politiker in Deutschland haben jetzt entschieden, dass es leichter werden soll, einen Wolf (s.g. Problemwolf) ausnahmsweise abzuschießen, wenn er für bestimmte Nutztiere eine Gefahr ist. Normalerweise ist das nämlich streng verboten. Naturschützer kritisieren diese neue Regelung. Sie freuen sich über die Rückkehr des Wolfes und sagen, dass es wichtig ist, die Tiere zu schützen. Jedes Jahr sterben ohnehin viele Wölfe, weil sie von Autos überfahren oder abgeschossen werden, obwohl das nicht erlaubt ist.

Autobahnen ‚BAB‘ in Deutschland: Wolfsgebiete mit den meisten Straßen weltweit; ≈ 13.000 km BAB sind eine latente Gefahr, die schon manchen Artgenossen zur Strecke gebracht hat. V.a. Juv. werden Unfallopfer (häufig laufen sie Elterntieren hinterher, ohne auf den Verkehr zu achten). D-weit wurden seit 2000 ≈ 387 Wölfe überfahren.
Keine Angst vor Wölfen: Für den Menschen sind die Wölfe normalerweise keine Gefahr. Sie sind sehr scheu und halten sich von Menschen fern. Einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen ist deshalb für die meisten sehr unwahrscheinlich.

Solltest du doch einmal einen sehen, verhalte dich ruhig, dann zieht sich der Wolf in der Regel von selbst zurück. Auf keinem Fall solltest du dem Wolf nachlaufen oder gar füttern. Das kann sein Verhalten gegenüber den Menschen ändern und dann gefährlich werden. Falls du einen Hund dabei hast: in jedem Fall anleinen und nahe bei dir behalten; gleiches gilt auch bei Luchs-begegnungen!


i Wolf & Jagdhund: Eine Begegnung wird immer wahrscheinlicher, wie ein † Unfall auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz dokumentiert. I.d.R. kommt es zu Zusammenstößen, wenn Hunde sich allein im Gelände bewegen und dort auf Wölfe treffen, die sie als Artgenossen bzw. Eindringlinge ansehen.




Anm.: Gegen den allgemeinen „Rotkäppchen“-Trend (Wolf als Bösewicht) z.B. die US-amerikanisch-britische Literaturverfilmung 1990 von Kevin Costner -Online-Vortrag „Wolf und Schaf“ mit Eckhard Fuhr 3.12.21 – und die entzückenden Neuerscheinung „Blaukäppchen und der gute Wolf“ von Nico Sternbaum (Autor/Illustrator, Wiesbaden, genehmigt 7.4.22). Siehe auch Offener Brief gegen Herabstufung des Wolfsstatus GzSDW u.a. 15.7.25 !
i Rund 1.600 Exemplare in Deutschland: Der Wolf wurde nach Angaben der Artenschutzorganisation WWF in Westeuropa Mitte des 19. Jh. ausgerottet. Er überlebte demnach nur im Osten und Süden Europas. Erst in den 1970er und 1980er Jahren erfolgte ein Umdenken, in dessen Folge der Wolf in vielen europäischen Ländern unter Schutz gestellt wurde. Im Monitoringjahr 2023/ 2024 wurden laut Bundesumweltministerium rund 1.600 Wölfe in Deutschland nachgewiesen, Tendenz steigend. Das Europäische Umweltbüro ‚EEB‘ – ein Dachverband verschiedener Umweltorganisationen – schätzt, dass es in Europa derzeit mehr als 20.000 Tiere gibt. (Quelle: Magdalena Henkel „Wolfsjagd wird erleichtert“ SWP/BLICK IN DIE WELT/dpa 10.5.25).

Na sowas: Hilfe für von der Leyen! Scarlett Johansson ist mit einem Stimmorgan gesegnet, das nachdrücklich Eindruck hinterlässt. Im Film „Her“ mimte sie einst eine Computer-Stimme, in deren Klang sich der Hauptdarsteller verliebte. Eine der fünf Stimmen der Sprachassistenz von ChatGPT klang verdächtig nach eben jener Software-Stimme aus dem Film – auch wenn die Betreiberfirma OpenAI bestritt, mit Absicht auf den Johansson-Sound gesetzt zu haben. Anders ist das beim US-Landwirtschaftsministerium: Für die Behörde ist Johansson an vorderster Front in ihrem Kampf gegen den Wolf im Einsatz. Denn im Westen der USA greift Isegrim wieder Rinder und Schafe an. Die Behörden beschallen deswegen per Drohne aufgespürte Wölfe auch mit AC/DC-Songs aus dem Film „Marriage Story“ – in der sich Johansson und Kollege Adam Driver als Paar in Scheidung einen stimmgewaltigen Streit liefern. Dem „Wall Street Journal“ erklärte der Ministeriums-Bezirksleiter in Oregon, Paul Wolf – je, er heißt wirklich so – dass die Tiere Menschen als Gefahr wahrnehmen müssten. Eine, die die Erfolgsquote der Amis genau beobachtet, ist Ursula von der Leyen. Vor drei Jahren riss ein Wolf ihr 30-jähriges Pony „Dolly“ auf der Weide. Das soll nicht noch einmal passieren! Die Lautsprecher sind in Niedersachsen wahrscheinlich schon montiert und bald heißt es: Marsch, Scarlett Johansson. (SWP/Jacqueline Westermann 6.8.25)

i Wolf reißt Schafe im Schwarzwald: Experten können Vorfall im Fördergebiet „Wolfsprävention Schwarzwald“ eindeutig zuordnen. Auch die Attacke auf ein Kalb ist aufgeklärt. Die Untersuchung von Abstrichproben habe einen Wolf als Verursacher nachgewiesen, teilte das Umweltministerium BW auf Nachfrage mit. Auch für ein totes Rinderkalb in der Gemeinde Lenzkirch wenige Tage zuvor soll lt. UM verantwortlich sein. (Auszug SWP/BLICK IN DIE WELT/dpa + JÄGER 29.9.25; siehe auch FVA-Statusbericht Wolfsmonitoring 2023/24 BW). Anm.: Vielleicht gelingt es ja zukünftig dank KI, schon bei der Anlegung eines Sender-Halsbandes ein vorprogrammiertes Navigationssystem einzuimpfen, damit der Wolf in den durch Viehweiden strukturierten Waldrändern des Schwarzwaldes, vom kleinstrukturiertem Südschwarzwald ganz zu schweigen, nicht versehentlich aus dem Wald herausläuft. Allerdings ist die Behauptung des naturschutzpolitischen Sprechers der CDU-Landtagsfraktion, dass sich keiner an einen „Wald-Wolf“ stört, illusorisch. Es gibt einen Haufen Jäger, die das anders sehen…

Man könnte einen Abschuss des Wolfs im Nordschwarzwald dann zustimmen, sollte die Zahl der gerissenen Schafe und Ziegen von rd. 130 Tieren amtlich (und nicht dem Wahlkampf wie in Brandenburg geschehen geschuldet sein; hier hat die Agrarministerin noch rechtzeitig die Reißleine „Gregor Beyer“ gezogen) bestätigt werden (auch wenn es vermutlich u.a. am mangelndem Schutz der Nutztiere liegen wird, wie beispielsweise wolfsabweisender E-Zaun – deshalb liegt wohl auch aus den letzten Monaten kein Erstattungsantrag vor!). Ich bezweifle aber, dass sich die Akzeptanz mit dem Abschuss eines „Problem-wolfes“ verbessern wird. Es ist eben so, das sich die Politik nicht die Ergebnisse der Wissenschaft in Sachen Wolf und Herdenschutz zu eigen machen will.
Günstiger Erhaltungszustand – politisches „Wünsch dir was“ zum Wolf: Es wird gestritten. Wieder um den Wolf. Und wieder abseits der faktenbasierten Ebene. Prominent ist die angekündigte Änderung des Bundesnaturschutz- und Jagdgesetzes für den Wolf. Weniger öffentliche Beachtung findet die Meldung des Erhaltungszustands geschützter Arten und Lebensräume an die EU-Kommission i.R. des FFH-Berichts, welche Ende Juli wie alle 6 Jahre fällig war – und über jegliches weitere gesetzliche Vorgehen bestimmt. Für den Wolf wurde vorerst ein „unbekannter“ Erhaltungszustand nach Brüssel gemeldet. Das ist sehr verwunderlich, hat Deutschland doch eines der besten Wolfsmonitorings in ganz Europa. An der Datenlage kann es also nicht liegen. Das „vorerst“ wird noch brisant, hat der Bundesagrarminister doch schon angekündigt, im Herbst die Methode der Zustandsermittlung zu ändern, um „günstig“ nachmelden zu können. (Auszug Maria Neuwald „NABU – Naturschätze.Retten 8.9.25; siehe hierzu auch „Im Land der Wölfe“: Die Deutschen und der angeblich böse Wolf – seit 25 Jahren ist er zurück. Aber es wird nicht gefeiert, sondern gestritten. Auch über die Frage, ob mn ihn jetzt wieder bejagen sollte. (Quelle: Ullrich Fichtner „Unter Wölfen“ DER SPIEGEL Nr. 37 5.9.25)
Leichter Abschuss – Bund sieht Entwicklung positiv – mit Folgen für das Raubtier: Die Bundesregierung hat einen günstigen Erhaltungszustand des Wolfs in fast ganz Deutschland nach Brüssel gemeldet (siehe zuvor!). Das ermöglicht den Bundesländern künftig eine „leichte Handhabe im Umgang mit dem Wölfen, die bspw. Weidetiere reißen“, teilte das Umweltministerium mit. Für den Alpenraum wurde trotz wiederholter Forderungen aus Bayern kein günstiger Erhaltungszustand gemeldet. Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wirft dem Bund vor, die Almbauern „im Regen stehen“ zu lassen. (SWP/dpa 19.10.25).
i Wildtier nicht näher kommen lassen: Das Umweltministerium stellt klar, dass der Wolf auf keinen Fall motiviert werden dürfe, sich Menschen zu nähern. „Wer dem Wolf begegnet, sollte ihm klar signalisieren, dass dieser in den Nähe von Mensch und Hund nicht erwünscht ist: durch lautes Rufen oder Anschreien und entschlossenes, selbstbewußtes Auftreten sowie das Werfen von Steinen oder Stöcken in Richtung des Wolfes.“ Entsprechende Schilder sind an Knotenpunkten postiert. (Auszug Jens Schmitz „Wolf nähert sich den Menschen“ SWP/SÜDWEST-UMSCHAU 21.6.25)
Quellen: Nina Jakobs „Die Wölfe sind zurück“ SÜDWEST-PRESSE/KRUSCHEL 9.9.20; Wiki; LNV BW Hartmut Felgner… „Die Rückkehr der Großraubtiere“ pdf und F-Serie; Bestimmungshilfe für Naturfreunde „Fährten und Spuren“ DJV 2017. Siehe auch Urs Willmann „Comeback“ DIE ZEIT N° 613 und „Wölfe bleiben seltene Stammgäste in BW“ SWP/dpa 21.12.24.