„Bloß nicht auffallen“, das ist das Leitmotiv vieler Tiere, um sich entweder vor Fressfeinden zu schützen oder möglichst unbemerkt an ihre Beute anschleichen zu können. Wenige Arten gehen jedoch genau den umgekehrten Weg u. betonen durch auffällige Farbmuster eine reale oder vorgespielte Gefährlichkeit. Bei der Tarnung werden zwei grundsätzliche Formen unterschieden: Mimese (Lebewesen passen ihr Äußeres im Laufe der Evolution an ihre Umgebung an, um nicht aufzufallen, wie z.B. Stabschrecken; sie sehen Zweigen und Ästen zum Verwechseln ähnlich – als Phytomimese bezeichnet) und Mimikry (hier ahmen Tiere auffällige Merkmale anderer Lebewesen nah, um deren Eigenschaften vorzutäuschen): ein Beispiel für ein Tier, das sich der Schutzmimikry bedient, ist die Schwebfliege. Sie profitiert von ihrer Ähnlichkeit mit Wespen, die mit einem Stachel ausgestattet wehrhaft sind. Ähnlich wie bei der Mimikry geht die Natur beim Aposematismus den Weg, durch ein besonders auffälliges Äußeres mögliche Fressfeinde abzuschrecken. Allerdings ist hier die Warnfärbung keine Vortäuschung, denn es handelt sich um Tiere, die durch Gift oder andere Abwehrmechanismen besonders wehrhaft sind; bspw. der mit einem giftigen Hautsekret ausgestattete Feuersalamander.
Im Vergleich zu manchen Reptilien, Meerestieren oder Insekten wirkt das Fellkleid der meisten Säugetiere zwar an die Umgebung angepasst (Fotos Wölfe), jedoch nicht besonders ausgefeilt im Hinblick auf den Tarneffekt. Es gibt allerdings auch Ausnahmen:
In nördlichen Breiten gibt es einige Arten, bei denen sich Sommer- und Winter-fell unterscheiden und an die jeweilige Jahreszeit angepasst ist, dazu gehören z.B. der Polar-/WeißwolfArktischer Wolf Loup arctique Canis lupus arctos oder der Polar-/Eis-/Schneefuchs Vulpes lagopus und das Hermelin Mustela erminea.
Neugeborene Frischlinge haben ein hellbraunes Fell mit dunklen Längsstreifen. Diese Färbung dient dabei als Tarnung. Nach 3 bis 4 Monaten verlieren sie diese Streifen und bekommen ein bräunliches Fell.
Ein markantes schwarzes Streifenmuster auf orangefarbenem Grund wie das des Tigers kann eigentlich keine Tarnung sein, würde man denken. Wenn man aber weiß, dass viele seiner Beutetiere, z.B. Sambar-Hirsche, die Farben orange und gelb nicht sehen können, und er häufig im hohen Gras auf seine Beute lauert, erkannt man die Tarnfunktion des Tigerfells.
Das auffällige Schwarz-Weiß-Fellmuster von Zebras: Welchen Zweck dient es? Mehrere Theorien wurden im Laufe der Jahrzehnte darüber aufgestellt: jüngere Forschungen ergeben, dass die aufdringliche Teste-Fliegen u.a. Insekten, die auf das Blut der Zebras aus sind, durch das Muster irritiert werden und so die Tiere nur schlecht anfliegen können. Durch die Streifen werden Zebras tatsächlich weniger von Insekten gestochen.
Mimese / Phytomimese – Aussehen wie Pflanzenteile, etwa Blätter oder Stöcke, bspw. die Stabschrecken, die Zweigen oder Ästen zum Verwechseln ähnlich sehen. Sie können im ausgestreckten Zustand eine Länge von mehr als 50 cm erreichen.
Mimikry – hier ahmen Tiere oder Pflanzen auffällige Merkmale anderer Lebe-wesen nach, um deren Eigenschaften vorzutäuschen. Ein bekanntes Beispiel für ein Tier, das sich der Schutzmimikry bedient, ist die Schwebfliege (Foto). Sie profitiert von ihrer Ähnlichkeit mit Wespen. Auch andere Insekten, wie die Wespenspinne Argiope bruennichi und die Gestreifte Quelljungfer Cordulegaster bidentata (Libelle -FFHIV/§/BArtSch-b/RL2) machen sich die gelb-schwarz gestreifte Optik nutzbar.
Beispiel für Aposematismus: der mit einem giftigen Hautsekret (Warnfarbe und giftige Flüssigkeit Samandarin auf der Haut als Schutz) ausgestattete Feuersalamander.
Quellen: „Tierische Tarnkleider“ SÜDWEST-PRESSE/WISSEN/Max-Planck-Institut für Ornithologie, WWF, BR, NR, flora-farm.de, Burger’s Zoo, Tierchenwelt.de, PeTA 2.3.24; Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Siehe auch Urs Willmann „Comeback“ DIE ZEIT N° 613 und Ester Wollschläger „Wildsauen – Meisterinnen der Tarnung“ ZEITLUPE 2.1.21.