Auf der Weide – Der Schäfer und seine Schafe leben das ganze Jahr zusammen

Das ganze Jahr zieht ein Schäfer mit seiner oder eine Schäferin mit ihrer Herde durch das Land. Auch im Winter werden oft große Strecken zurückgelegt, stets begleitet von Hütehunden, die den Kommandos folgend aufpassen, dass die Schafe beisammenbleiben. Im Grunde genommen machen sie es genau so wie schon viele Generationen vor ihnen – nur dass ein Schäfer oder eine Schäferin heute meist ein Auto und natürlich ein Handy oder ein Smartphone bei sich haben.

Wie wird man Schäfer? Schäfer, oder genauer gesagt Tierwirt mit der Fachrichtung Schäferei, ist ein klassischer Ausbildungsberuf. In drei Jahren lernt man in der Ausbildung alles über den Körperbau der Schafe, über Krankheiten, die Verdauung, das Futter und wie man die Klauen schneidet. Aber auch über die Natur muss ein Schäfer viel wissen und darüber, wie man Schafprodukte wie Wolle oder Milch verarbeitet und verkauft.

Schäfer/-innen müssen Zäune * für Pferche und Koppeln stecken und betriebs-wirtschaftlich rechnen können – z.B. ist zu überlegen, wie lange eine Wiese für die Schafe als Futter reicht, um den Tag planen zu können. Die Schafhaltung hat eine wichtige Funktion in der Landschaftspflege und der extensiven Nutzung von ökologisch wertvollen Gebieten. 1 % der Schäfereien werden heute noch als Wanderschäfer bezeichnet (≈ 15 % des gesamten Schafbestandes). V.a. im süddeutschen Raum hat die Wanderschäferei eine lange Tradition; die Ziegen-haltung dagegen (≈ 154.900 Expl.) spielt nur eine marginale Rolle. BW ’19: 15 Wander- und etwa 110 Berufsschäfer (’21 1.300 Betriebe mit rd. 208.000 Schafen – davon 146.500 Mutterschafe) LNV-3/2022; die Naturschutz-verwaltung BW fördert rd. 700 Schafhalter mit ≈ 7 Mio. € jährlich; mit ihren Schafen beweiden sie extensiv eine Fläche von insges. 12.300 ha Wacholder-heiden, Kalkmagerrasen u.a. Biotoptypen.

– als Mindestschutz gelten mindestens 90 cm hohe, stromführende Elektro-zäune (Stromnetze, Litzenzäune mit mindestens 5 Litzen) oder 120 cm hohe, feste Koppeln aus Maschendraht, Knotengeflecht oder ähnliches Material, mit festem Bodenabschluss. Symposium MLR 19.3.18; siehe Heiner Schumann, Wolfsbüro NLWKN, zum Weidetier- und Zaunschutz GzSdW!

Nachwuchs auf der Weiden: In den Monaten Februar bis April werden die meisten Lämmer geboren. Dann haben die Schäfer alle Hände voll zutun, denn sie müssen nicht nur erkennen, wenn ein Schaf sein Lämmchen erwartet, sie müssen oft auch bei der Geburt helfen. Wenn das Lamm geboren ist, leckt die Mutter es sorgfältig ab, damit das Kleine sie künftig am Geruch erkennen kann. Eine halbe Stunde ach der Geburt können die meisten Lämmer bereits stehen und wenig später schon munter auf der Weide umhersausen. 3 – 4 Wochen lang trinken die Kleinen Milch bei ihrer Mutter, bevor sie selbst auf der Weide grasen.

Der Hütehund: Hütehunde (ff. Foto lks.: Belgischer Schäferhund; rechts: Wie alle Herdenschutzhunde ist der Šarplaninac recht eigenwillig und gewohnt, Entscheidungen selber zu treffen; muss er auch, schließlich geht es gegen Bären und Wölfe) passen auf, dass die Schafe zusammenbleiben. Sie laufen an den Grenzen der Weiden, die für seine Schützlinge gesteckt wurden. Aber nicht nur das: Hütehunde sorgen auch dafür, dass die Schafherde ruhig und geordnet eine Straße überqueren oder die Weide wechseln kann.

Zum vorherigen Foto „Herdenschutz„: Sarplaninac/Deltari Ilir (F: Schlat), Esel (F: N.P. Hohe Tauern/Österreich), Lama (F: Schäferei Hertler, Deggingen; Anm.: In USA mit Erfolg zum Schutz von Nutz- und Haustieren vor Pumas u. Kojoten. In der Schweiz – Alp Gfellen/Entlebuch und St. Galler Weisstannental – und Schweden werden die ersten Herdenschutz-Lamas eingesetzt bzw. erprobt: „Lamas und Esel sind zwar weniger effektiv als Hunde, dafür aber auch weniger konfliktträchtig, wesentlich pflegeleichter und kostengünstiger“), Yaks (F: Republik Tuwa/Тыва Республика © Piotr Malczewski; NABU-Experte Silvester Tamàs empfiehlt Yaks: „Diese sind groß und kommen selbstbewusst daher. Luchs und Wolf nehmen Reißaus. Außerdem sind sie Nutztiere und fressen nur Gras“ – praktiziert wird dies mit Yaks und zwei Eseln auf der Galtziegenalp Heubödeli/Taminatal/St. Gallen), Schäfer Hertler (Nordalb / Deggingen), Tiroler Bergschaf (F: Nesselwängler Edenalpe/Tirol/Österreich).

Dafür braucht man einen Hund, der von Natur aus für diese Aufgabe besonders geeignet ist, sowie eine entsprechende Ausbildung. Ein gute Hund ist z.B. der Deutsche Schäferhund, weil er sehr intelligent ist und sich gut trainieren lässt. Aber auch andere Hunderassen sind geeignet, bspw. der Australian Shepherd oder der Border Collie.

Landschaftspflege: Damit Wiesen und große Grünflächen nicht einfach verwildern, muss an sie regelmäßig mähen – das nennt man Landschaftspflege. Beim Verwildern verschwinden nämlich auch viele typische und zum Teil vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Viele Stellen sind jedoch schwer zugänglich oder einfach zu groß für einen normalen Rasenmäher. Hier werden Schafe als „natürliche Rasenmäher“ eingesetzt. Man kann sich Schafe auch wochenweise mieten. Dann sollte man aber auch wirklich viele Platz habe (pro Tier eine Grünfläche von rund 1.000 m2).

Produkte vom Schaf: Als Nutztiere werden Schafe vom Menschen schon seit Jahrtausenden * gehalten. Denn sie liefern ihm Wolle, Milch und Fleisch. Aus der Milch wiederum kann man viele andere Produkte herstellen wie Joghurt, Käse oder auch Körperpflegeprodukte (z.B. Schafmilchseife). Und die Wolle lässt sich zu Kleidung, Decken oder auch Spielzeug weiterverarbeiten. Es gibt viele verschiedene Schafrassen und so sind für die Erzeugung von Milch oder Wolle manche Rassen, die keine wolle tragen und solche, die ausschließlich zur Milchproduktion gezüchtet werden.

* Vor 10. – 11.000 Jahren wurde der Mufflon Ovis orientalis musimon (Neozoen – Wildpark Heidenheim/Brenz) domestiziert. Er ist damit nach dem Hund eine der ältesten domestizierten Arten überhaupt. Die beeindruckenden Hörner wurden bei vielen Rassen weggezüchtet. Seitdem gibt es Hausschafe (bspw. F: Kamerunschaf / anerkannte Haarschafrasse – Nord-Vorpommersche Wald-landschaft/Mecklenburg-Vorpommern). Als wahrscheinlichster Ort der erstmaligen Domestikation wird Anatolien angesehen. Online-Vortrag „Wolf & Schaf“ mit Eckhard Fuhr 3.12.21.

PS: Vermeidbares Tierleid: Prozess gegen Schafhalter nach Wolfsriss. Weil er seine Schafe nicht vorschriftsmäßig gegen Angriffe von Wölfen geschützt hat, musste sich ein Schafhalter am Amtsgericht in Dannenberg/Niedersachsen verantworten. Nun muss er eine Geldauflage zahlen Wolfmaganzin 29.3.24.

Quellen: Nicole Hauger „Auf der Weide“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 20.4.21; siehe „Kinderbroschüre zur Wanderschäferei“ >>>; Hartmut Felgner „Die Rückkehr der Großraubtiere“ pdf und F-Serie; Wikipedia.