Vögel, deren Leben sich ausschließlich oder zu einem entscheidenden Teil des Jahres auf dem Wasser oder an Stränden größerer Süß- und Salzgewässer abspielt, zählen hierzu, wie bspw. Gänse (Ringelgans, Brandgans), Enten (Eiderente, Gänse- u. Zwergsäger), Möwen (Mantel-), Seeschwalben (Flußsee-, Trauersee-, Weißflügelsee-), Tölpel (Bass-), Lummen (Trottel-) u. Taucher (Eis-, Rothals-, Schwarzhals-, Zwergtaucher) ebenso wie die zahlreichen Schnepfen-vögel (Teil II), die ausgesprochene Strand- und Wattbodenvögel sind. Sie alle sind auf unterschiedlichste Art an das Leben und am Wasser angepasst; etwa durch Schwimmhäute zwischen den Zehen, durch anatomische Versetzung u. Umfor-mung der hinteren Extremitäten zu Paddeln, durch lange Beine für das Waten, durch lange, hochsensible Schnäbel fürs Stochern im Schlick, durch kurze, runde Flügel für die Unterwasserjagd oder durch lange, breite Flügel für stun-den- und tagelanges Segeln über den Wellen. Ihr Lebensbereich ist das Wasser, so unterschiedlich auch ihre spezielleEin- und Anpassung ist. (Walter Thiede „“Wasservögel und Strandvögel“, BLV-Naturführer). Anm.: teils abge-handelt Blog „Graugans… Reihe: Tiere in der Stadt“, „Fotopirsch III… Federwild„, zu See- und Fischadler „Fotopirsch IV… Greifvögel„)! Anm.: Die beispielhaften Lebensraumfotos wurden aufgrund eigener Beobachtungen in diesen Naturräumen ausgewählt.
Die Ringelgans Branta bernicla ist die kleinste und dunkelste der Meergänse-arten, zu denen neben der Ringelgans die Nonnengans, die Rothalsgans und die Kanadagans zählen. Die Ringelgans zählt zu den „Flying Five“ des Watten-meeres. In Mitteleuropa erscheint sie nur außerhalb der Brutzeit als Wintergast und Durchzügler im Küstengebiet. Sie kommt aus Spitzbergen und Grönland (hellhäutige Rasse) oder Sibirien (dunkelhäutige Rasse). Bei uns hält sie sich im Küstenbereich, v.a. im Wattenmeer, auf. Im Flug sind sie an ihrem dunklen Gefieder und den weißen Unterschwanzdecken zu erkennen; sie fliegen in langen, auf und ab wogenden Reihen, meist in geringer Höhe.
Die Brandgans Tadorna tadorna ist dank ihrer auffallenden schwarzweißen und rostroten Gefiederfärbung unverkennbar u. gehört zur Unterfamilie der Halb-gänse = ähneln in ihrem Habitus Gänsen; sie haben jedoch auch Merkmale, wie sie für Eigentliche Enten charakteristisch sind. V.a. in älterer Literatur findet man daher für diese Art die Bezeichnung Brandente. (Wiki). Der Amerikanische Nerz (Mink) macht ihnen zu schaffen. Brandgänse zählen zu den Flying Five des Watten-meeres. In Mitteleuropa kommt sie nur an den Meeresküsten vor. Dort bewohnt sie v.a. Landschaften mit Dünen oder Blockfeldern sowie Ruinen und nistet hauptsächlich in Kaninchen- und auch verlassenen Fuchshöhlen und Felsspalten. Vorwiegend Jahresvogel (viele Vögel fliegen jedoch, oft mehrere 100 km weit, in das traditionelle Mausergebiet auf dem Großen Knechtsand = eine Sandbank im östlichen niedersächsischen Wattenmeer).
i In einem Brandgans-Kindergarten können sich bis zu 100 Küken tummeln.
Die Eiderente Somateria mollissima ist eine unserer größten heimischen Meeresenten. Früher war sie vor allem aufgrund ihrer Daunen bekannt. Diese wurden aus den Nestern aufgesammelt und aufwendig gesäubert, um dann als Füllung in Kissen und Decken zu landen. Auch heute noch erinnert ihr wissen-schaftlicher Name an die Bedeutung ihrer isolierenden Daunen für die Menschen.
i Ihr deutscher Name bezieht sich nicht auf den Fluss Eider, sondern auf den isländischen Meeresgott Ægir, den Riesen der See. Ihr wissenschaftlicher Name bedeutet in etwa „Allerweichste mit dem schwarzen Körper“.
An Größe übertrifft der Gänsesäger Mergus merganser alle Schwimm- u. Tauch-enten; er ist ein hervorragender Schwimmer u. Taucher. Säger gehören zu den Entenvögeln u. verdanken ihren Namen den sägeartig gezähnten Kanten ihrer Schnäbel, mit denen sie schlüpfrige Fische gut festhalten können. In Mittel-europa brütet er nur selten. Der Schwerpunkt seiner inselhaften Verbreitung liegt im Nordosten zwischen Schleswig-Holstein und der Pommerschen und Masurischen Seenplatte. Weit getrennt davon brütet er auch in Südbayern an Flüssen und Seen. Teilzieher (überwintert meist im Küstenbereich; im Winter bekommen unsere heimischen Gänsesäger erheblichen Zuzug aus Nordeuropa; sie sind dann nicht selten auf großen eisfreien Gewässern zu beobachten).
Der Flug ist schnell und kräftig (Flügelschläge erzeugen ein deutliches Pfeifen); ♀ hat einen braunen Kopf und einen grauen Rücken. Zur Brutzeit bewohnt er fischreiche Gewässer mit Bäumen oder Felswänden in der Nähe.
Der kleinste Säger, den man in Mitteleuropa sieht, ist der Zwergsäger Mergus albellus; hier kommen sie ausschließlich als Wintergäste aus Skandinavien und Sibirien. Als Zugvogel erscheinen sie schon Ende Sept. in Ostpreußen, und im Okt. im ganzen Küstenbereich der Ostsee. Überwinternde Zwergsäger tauchen bei der Nahrungssuche auch unter die Eisdecke eines Gewässers. V.a. im Küstenbereich trifft man oft Trupps von ihnen an, die gemeinsam fischen.
Die größte Möwenarten Europas ist die Mantelmöwe Larus marinus. Man kann sie das ganze Jahr über an unseren Küsten beobachten. Die beeindruckenden Möwen mit den schwarzen Flügeln sind eher einzeln anzutreffen. Sie zeichnen sich auch durch ihre stoische Ruhe in einer Ansammlung aufgeregt kreischen- der Möwen aus. Im Winter stoßen Mantelmöwen aus nördlicheren Brutgebieten als Wintergäste dazu.
Die Flußseeschwalbe Sterna hirundo ist die verbreitetste Seeschwalbenart Mitteleuropas, doch ist sie gebietsweise selten geworden. Sie bewohnt Binnen- gewässer mit verlandeten Uferzonen, Strandwiesen, Flußmündungsgebiete sowie der Küste. Nicht selten vergesellschaftet sie sich auch mit anderen Seeschwalbenarten. Sommervogel, der in Westafrika überwintert. Fliegen oft wie eine weiße Wolke in die Höhe und kehren dann zu ihren Ruheplätzen zurück.
i Verwechslungsgefahr: Die Küstensee- ähnelt der Flußseeschwalbe, hat aber einen einfarbig dunkelroten Schnabel; überdies sind ihre Schwanzspieße länger (bei der Flußseeschwalbe ragen die Schwanzspieße im Sitzen nicht über die Spitzen der Flügel hinaus; im Flug wirkt die Oberseite grauer, die Flügel nicht durchscheinend).
In Mitteleuropa ist die Trauerseeschwalbe Chlidonias niger nur örtlich Brut-vogel, v.a. im Norden. Flache Seen und Teiche mit Verlandungsbeständen und offene Sumpfland-schaften mit freien Wasserstellen sind ihre Brutgebiete. Auf dem Zug (Sommervogel, der im tropischen Afrika überwintert) kann man sie auch in anderen Gewässern beobachten.
Die Weißflügelseeschwalbe Chlidonias leucopterus ist unregelmäßiger Gast zur Zugzeit von und nah Afrika (Mai/Juni und August/September), besonders in Bayern; brütet in Osteuropa und Vorderasien, nur ausnahmsweise bei uns. Im niedrigen Suchflug fliegt sie über die Wasseroberfläche und erbeutet ihr Futter. Sie brütet an Gewässern in Sümpfen und in Feucht-gebieten, nutzt dafür auch Überschwemmungsgebiete und Fließgewässer; ihr Nest baut sie schwimmend und verankert es an Pflanzenhalmen oder knapp über dem Wasser. (NABU-Artenporträt).
Der Baßtölpel Sula bassana ist unregelmäßiger Gast an der Nordseeküste, gelegentlich an der Ostsee; erscheint in geringer Zahl bei Helgoland. Der große, kräftige Hochseevogel ist ein vorzüglicher Stoßtaucher, brütet in großen Kolonien auf Inseln vor der Britischen Westküste und überwintert vor der westafrikanischen Küste, wenige im Mittelmeer.
Die stockentengroße Trottellumme Uria aalge ist bei uns ein Brutvogel auf Helgoland (NSG Lummenfelsen der Insel Helgoland). Ein Brutvogel hoher Felsenküsten (Kolonienbrüter auf Felsenetagen) der gemäßigten und kalten Nordmeere; Brutfelsen bis 400 m hoch. In den Kolonien sind Trottellummen sehr lautstark.
Der Eistaucher Gavia immer ist eine Vogelart aus der Gattung der Seetaucher Gavia. Die Art brütet in der Tundra und im borealen Nadelwald im nördlichen Nordamerika, in Grönland und auf Island und überwintert an den Küsten Nord-amerikas und Europas.In Mitteleuropa ist er in den Küstenregionen regelmäßig in den Mon. Nov. bis März in kleiner Zahl als Durchzügler und Wintergast zu beobachten; bei uns regelmäßig küstennah an der Nordsee überwinternd. Deutlich seltener ist er auch im Binnenland zu sehen; so wird er seit den 1970er Jahren immer wieder am Genfer- und am Bodensee beobachtet.
Der Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis und die folgenden Taucherarten gehören zu den Lappentauchern. Sie unterscheiden sich von den Seetauchern (siehe zuvor Eistaucher) dadurch, dass ihre Zehen nicht durch Schwimmhäute verbunden, sondern ein-zeln lappenartig verbreitert sind. Er ist in Mitteleuropa recht weit verbreitet u. dort das ganze Jahr über zu beobachten (Teilzieher, der auf offenen Gewässern überwintert). Er bewohnt Seen, Teiche und langsam fließende Flüsse mit Verlandungszonen. Außerhalb der Brutzeit kann man ihn örtlich auch im Küstengebiet antreffen. Sie fliegen häufiger als andere Taucher-arten und streichen dabei oft niedrig über das Wasser hin.
Der Haubentaucher Podiceps cristatus ist der häufigste von 5 in Mitteleuropa lebenden Lappentauchern. Sie alle leben auf und im Wasser und sind durch torpedoartigen Körperbau, am Steiß als Ruder ansetzenden Beinen, spitzen Schnäbeln und extrem kurzen Schwanz hervorragend an ihre Lebensweise, die Unterwasserjagd, angepaßt. Er kommt in ganz Mitteleuropa vor, ist aber gebietsweise selten geworden. Er bewohnt Seen und Teiche mit Ufervegetation. Außerhalb der Brutzeit findet man ihn auch auf Flüssen, Stauseen und in Meeresbuchten.
Weitere Merkmale: Beim Flug sind weiße Zonen in den Schwingen sehr auffäl-lig, die Flügelschläge sind rasch und kräftig. Vorwiegend Jahresvogel (einige Vögel aus dem Norden wandern ab, wenn die Seen zufrieren, an denen sie brüten). Das Nest ist meist als schwimmender Bau aus Pflanzenmaterial, der z.B. an Schilfstengeln verankert ist.
In Mitteleuropa kommt der Rothalstaucher Podiceps griseigena nur in den nördlichen Teilen vor. V.a. im küstennahen Bereich trifft man ihn auf Teichen und Lagunen mit reich-licher Vegetation. Eine besondere Vorliebe hat er für verlandete Seen und Teiche. Außerhalb der Brutzeit kann man ihn auch auf anderen Binnengewässern so-wie an der Küste beobachten. Fliegende Rothalstaucher sind selten zu sehen, weil sie hauptsächlich nachts ziehen.
Merkmale: Im Ruhekleid unterscheidet er sich vom Haubentaucher durch seinen kurzen, dickeren Hals, der auf der Vorderseite grau gefärbt ist; im Winterkleid hat er kein Weiß über dem Auge. Teilzieher: auf dem Zug in ganz Mitteleuropa. Das Nest ist ein Haufen schwimmenden Pflanzenmaterials meist zw. Wasserpflanzen.
Der Schwarzhalstaucher Podiceps nigricollis bewohnt Seen und Teiche mit Verlandungsbeständen, v.a. solche mit dichtem Wasserpflanzenbewuchs. Teilzieher, der vorwiegend in West- u. Südeuropa überwintert; als Durchzügler auf Gewässern aller Art sowie auch im Küstenbereich anzutreffen. Nest ist ein schwimmender Bau aus Pflanzenteilen ud wird meist im Schutz von Röhricht oder Binsen angelegt.
Quellen: Walter Thiede „Wasservögel und Strandvögel“, BLN Naturführer (ISBN 3-405-13806-X); „Das Reader’s Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropa“ Das Beste (ISBN 3 87070 044-0); „Wegweiser durch die Natur – Vögel Mitteleuropas“ Das Beste (3 87070 180 3); Bestimmungs-Tabelle für Jäger und andere Natur-freunde „Unser Wasserwild“ DJV 1992; NABU-Vogelporträt; Wiki. Siehe auch Claudia Füssler „INFOGRAFIK: ZUGVÖGEL“ DIE ZEIT N° 16 / NR 563 vom 8.4.20!