Fotopirsch IV – Potpourri der heimischen Wildarten – Greifvögel

In den 1970er-Jahren waren die Greifvögel (nachfolgend Taggreife) in Deutschland fast ausgestorben. Jetzt sieht man sie wieder in allen Bundesländern, wo sie ihrer Jagdbeute nicht nur in Wäldern und auf Feldern auflauern, sondern auch in den Großstädten. Da die früher im Volksmund geläufige Bezeichnung „Raubvögel“ auch auf viele andere Vögel zutrifft, wird sie als Ordnungsname nicht mehr verwendet. Zwar unterliegen die heimischen Greifvogelarten alle dem Jagdrecht, sämtliche Arten sind jedoch ganzjährig geschont u. nach dem BNatSchG streng geschützt (diesem Schutz unterliegen auch alle EulenNachtgreife).

„Bussard abstrakt“ …oben auf dem Ziehbrunnen (F: Balaton-Felvidéki Nemzeti Park/Ungarn).

Die Ordnung der Greifvögel (Falkenartige und Habichtartige) zeichnet sich da-durch aus, dass sie sich vorwiegend von fleischlicher Nahrung ernähren u. ihre Beute (häufig aus dem Flug) mit ihren Krallen ergreifen. Überwiegend gehen die Greifvögel tagsüber auf Jagd. Einige Merkmale sind für alle Arten bezeich-nend: ihr sehr gutes Sehvermögen, der nach unten gebogene Hakenschnabel, kräftige Beine u. die mit scharfen Krallen ausgestatteten Füße. Häufig sind ♀♀ größer als die ♂♂, vermutlich um sich bei deren aggressiven ♥-Verhalten besser wehren zu können. (Günter Wagner „Greifvögel“ Planet Wissen; DJV). Zu den Falkenartigen Falconidae, die bei uns in Deutschland heimisch sind, zählen Turm-, Baum- und Wanderfalke; zu den Habichtartigen Accipitridae: Habicht, Sperber, Mäuse-, Wespenbussard, Rot-, Schwarzmilan, Korn-, Rohr-, Wiesen-weihe, See-, Schell-, Schrei-, Steinadler sowie Bartgeier (Auswilderungsprojekt im N.P. Berchtesgaden/Bayern) und Gänsegeier als Wintergast. Je nach Art bevorzugen Vogeleltern unterschiedliche Orte, um ihre Eier auszubrüten und den Nachwuchs großzuziehen; zu den s.g. „Nischenbrütern“ zählen bspw. Turm-falke, Wanderfalke, Steinadler, Gänsegeier und Uhu – Habicht, Sperber und Mäusebussard dagegen zu den „Kronenbrütern“ (SWP/WISSEN „Die Nistplätze der Vögel“ 26.8.23).

Juv. Turmfalke Falco tinnunculus (F: „Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb“ FFH/IBA, Schlat).

Lebensraum: (F: LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes, Schlat).

Turmfalken sind Kulturfolger, die gerne in vom Menschen geprägten Gebieten brüten. Früher nutzten sie alte Baumhöhlen zum Nisten, heute werden diese oftmals durch Kirchtürme ersetzt. Sie zählen nach dem Mäusebussard zu den häufigsten gefiederten Beutegreifern in Mitteleuropa und können in der Luft rüttelnd dabei beobachtet werden, wie sie ihre Beute erspähen. Häufig machen sie Jagd auf Kleinnager (Wühlmäuse = bis zu 90 % Nahrungsanteil). Bei dieser Greifvogelart ist die Gefiederfärbung des ♂ auffälliger als die des ♀ . Jahres-vogel. Nest auf Bäumen (alte Krähennester), in Felsnischen, Gebäuden, auch gerne in Nistkästen.

Baumfalke ♂ Falco subbuteo (F: Schaugehege „Lusen“ / N.P. Bayerischer Wald).
Lebensraum (F: Schlat Wald nach dem „Grünen Sportplatz“).

Baumfalken sind nach dem Turmfalken die häufigste Falkenart in Deutsch-land. Sie sind Zugvögel, die den Winter in Afrika verbringen. Ihre schnelle Flugweise und ihre Gestalt im Flug sind charakteristische Merkmale. Darüber hinaus tragen sie eine rötliche „Hose“, welche sie leicht erkennbar macht. Sie sind in verschiedenen Habitaten beheimatet und bevorzugen strukturreiche Gegenden.

Wanderfalke ♂ Falco peregrinus (F: NSG Hausener Wand/Ldkrs. Göppingen/BW).

BW: Die Entwicklung des Brutbestandes des Wanderfalken zählt zu den größ-ten Erfolgsgeschichten des Naturschutzes in BW. Anfang der 1970er war sein Bestand bundesweit bis auf geringe Restbestände im Süden zusammengebro-chen. Nach dem DDT-Verbot 1972 und dem historischen Bestandstief mit 26 Paaren im selben Jahr erholte sich der Bestand in BW langsam wieder. Einen großen Anteil daran hatte die 1965 gegründete „Arbeitsgemeinschaft Wander-falkenschutz AWG“, die gefährdete Horste zum Schutz gegen Aushorstungen bewachte und durch den Bau sicherer Kunsthorste den Bruterfolg der Falken steigerte.

Lebensraum/Brutrevier (F: Lautertal / UNESCO BSG Schwäbische Alb).

Steckbrief: Tagaktiv, jagt seine Beute fast ausschließlich im freien Luftraum, die zu 99 % aus Vögeln, je nach Angebot: Kleinvögel, Drosseln, Tauben, Krähen und Wasservögel. Das um etwa:  kleinere ♂ jagt kleinere Vögel als das größere ♀. Überwiegend Standvogel. Wanderfalken sind in BW überwiegend Fels- und Gebäudebrüter. Etwa  der Bruten erfolgt in Kunsthorsten; ausgeprägte Nist-platztreue. (Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Schutzmanagements).

Habicht Accipiter gentilis (F: Naturpark Steigerwald/Bayern)

BW: Der Habicht wurde in den Vergangenheit stark von Menschen verfolgt. Der im Land ursprünglich häufige Brutvogel erlitt v.a. gegen Ende des 19. Jh. einen Einbruch des Bestands. Dank der Einführung einer ganzjährigen Schonzeit in den 1970-ern und dank des Rückgangs der Beozidbelastung sowie des europa-weiten Schutzstatus haben sich die Bestände mittlerweile erkennbar stabilisiert. Habichte brüten vorwiegend in alten Baumbeständen, dringen aber zunehmend auch in Siedlungsräume vor. Während die Vögel zum Brüten geschlossene Be-stände mit geeigneten Horstbäumen brauchen, suchen sie ihre Beute in Wald-randgebieten o. über deckungsreichen Offenland. Das Zentrum eines Habicht-reviers bilden mehrere Horstbäume.

Lebensraum/Brutrevier (F: Rominter Heide / Krasnij Les / Роминтенская пуща/RUS IUCN-V – „Kon-zeptionierung eines Großschutzgebietes“).

Steckbrief: Wendiger Pirsch- und Überraschungsjäger, Jagd oft in geringer Höhe z.T. knapp über den Boden, auch von Ansitzwarten aus. Lebt inzwischen vermehrt in städtischen Gebieten, bis in europäische Großstädte. Standvogel. (Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Schutzmanagements).

Sperber ♂ Accipiter nisus (F: Kurpark Evangelische Akademie Bad Boll).
Lebensraum (F: Friedhof Kruszyniany / Lipka-Tataren © Dr. Gerhard Bronner – LNV-Exk. ’09).

Der Sperber ist eine Art „Mini-Habicht“. Diese beiden Greifvögel gleichen sich sehr in Aussehen und Lebensweise, wobei der Sperber sich bei der Jagd eher auf kleinere Vögel spezialisiert hat. Er ist neben dem Mäusebussard der häufigste Greifvogel Europas. Vor allem die Jungvögel der mitteleuropäischen Population überwintern in Frankreich oder Spanien. Seine waghalsigen und rasanten Jagdmanöver versetzen jede*n Beobachter*in in Staunen. 

Mäusebussard Buteo buteo (F: Streuobstgebiet Schlat).
Lebensraum/Brutrevier/Horstbaum li. vom vorderen Obstbaum (F: Streuobst Rommental, Schlat).

Den Mäusebussard sieht man häufig auf Zaunpfählen an Straßenrändern sitzen. Er zählt zu den häufigsten Greifvogelarten Deutschlands und ist flächen-deckend vertreten. Außer in stark urbanen Bereichen u. dichten, geschlossenen Wäldern kann man ihn fast überall antreffen. Er erscheint in verschiedenen Farbvarianten von weißlich bis dunkelbraun. Im Frühjahr kreist er hoch oben am Himmel. Er brütet gerne in Feldgehölzen oder an Waldrändern.

Wespenbussard Pernis apivorus (F: Schaugehege „Lusen“ / N.P. Bayerischer Wald).
Lebensraum (F: Elchniederung Losinaja Dolina/Лосинайская долина / Oblast Kaliningrad/RUS).

Der Wespenbussard ist ein mittelgroßer Greifvogel, dessen Gefiederfärbung stark variieren kann, was es schwierig macht, ihn sicher zu bestimmen. Den Winter verbringt er in tropischen Regionen Afrikas. Er taucht teilweise erst im Mai in den Brutgebieten wieder auf. Trotz seiner stattlichen Größe ernährt er sich in erster Linie von Wespen, deren Larven sowie anderen Insekten und Larven.

Rotmilan Milvus milvus (F: bei Kitz-Rettungseinsatz in Ottenbach/Ldkrs. Göppingen)
Lebensraum/Streifgebiet (F: Voralbgebiet Schlat, Filstal und Kaiserberg „Hohenstaufen“).

Der Rotmilan ist ein sehr häufig in Deutschland vorkommender Greifvogel. Mehr als die Hälfte der gesamten Weltpopulation brütet sogar bei uns. Strukturreiche, landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaften sind sein bevorzugtes Habitat, und davon gibt es hier reichlich. Er ist ein akrobatischer Flieger. Man kann über seine spektakulären Verfolgungsjagden und eleganten Balzflüge oft nur staunen. Markant ist auch sein tief gegabelter Schwanz.

Schwarzmilan Milan noir / Milvus migrans (F: Parc animalier de Sainte-Croix/Frankreich).
Lebensraum/Streifgebiet (F: NP Uckermärkische Seen/Brandenburg).

Der Schwarzmilan kommt vor allem in den östlichen und südlichen Bundes-ländern vor. Er ähnelt äußerlich und in seiner Lebensweise sehr seinem engen Verwandten, dem Rotmilan. Sein Schwanz ist jedoch etwas kürzer und weniger stark gegabelt. Darüber hinaus ist seine Grundfarbe eher dunkelbraun. Er lebt vorzugsweise in der Nähe von Gewässern und in Auenlandschaften. Die Wintermonate verbringt er in Afrika.

Kornweihen Circus cyaneus waren früher relativ häufig vorkommende Brut-vögel in Norddeutschland. Mittlerweile existieren hier nicht mehr genügend Lebensräume für sie, weshalb sie in Deutschland fast ausgestorben und nur noch sehr seltene Brutvögel hierzlande sind. Als Wintergast oder Durchzügler aus den skandinavischen und nordosteuropäischen Ländern kann man sie jedoch auch in der kalten Jahreszeit bei uns beobachten.

Lebensraum (F: Endmoränenlandschaft in den Masuren/Polen).
Rohrweihe ♀ Circus aeruginosus (F: Behlendorfer See / NP Lauenburgische Seen/SH).
Lebensraum (F: NSG „Schaalsee mit Niendorfer Binnensee, Priestersee u. Großzecher Küchensee, Phulsee, Seedorfer Küchensee und Umgebung“/SH).

Die Rohrweihe ist in Deutschland relativ häufig und gehört zu den mittel-großen Greifvogelarten. Ihr Flugbild ist sehr typisch: Sie segelt flach und schaukelnd über den Boden und hat dabei eine v-förmige Gestalt. So hält sie Ausschau nach Kleinsäugern und Insekten. Sie wählt Brutplätze, die in unmittelbarer Nähe zu Gewässern liegen. Zum Überwintern zieht sie mehr-heitlich nach Afrika.

Lebensraum (F: NSG Untere Havel/BB).

Die Wiesenweihe hat starke Ähnlichkeit mit der Kornweihe, ist jedoch schmaler und hat spitzere Flügel. Auch ihre Population hat in Mitteleuropa massiv unter dem Lebensraumschwund gelitten. Sie ist ursprünglich ein Vogel ausgedehnter Feuchtgebiete, Moore und Heidelandschaften. Heute kommt sie auch in landwirtschaftlichen Gebieten vor, besonders, wenn dort spezielle Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Fischadler ♂ Osprey Pandion haliaetus (F: Sandy Cape Lookout/South Bay/Australien).

Wieder Name Fischadler schon erahnen lässt, spezialisiert sich dieser mittel-große Adler bei der Nahrungssuche ausschließlich auf Fisch. Deshalb trifft man ihn bei uns in der Nähe von flachen Süßwasserseen und küstennahen Brackge-wässern an. Im Müritz-N.P. in Mecklenburg-Vorpommern gibt es den größten Bestand an Fischadlern in Deutschland, aber auch in Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es einige Vertreter seiner Art.

Lebensraum (F: Untere Havel / UNESCO-BSR Elbe – Nat. Naturlandschaft Brandenburg).

Nach 116 Jahren gibt es auch wieder Fischadler-Nachwuchs in BW (SWR Ak-tuell 2.6.23).Im Flug kann er aufgrund seiner schmalen Flügel auch schnell mal mit einer Großmöwe verwechselt werden. Seinen riesigen Horst baut er meist in den Baumkronen freistehender hoher Bäume oder auf Strommasten (Foto).

Häufig erspäht er seine Beute von einem Ansitz oder dem s.g. Rüttelflug aus. Hat er einen Fisch entdeckt, stürzt er sich blitzschnell in die Tiefe, taucht gfls. sogar komplett ins Wasser ein und ergreift seine Beute mit den Krallen. In Deutschland gilt die Population des Fischadlers als gefährdet. Den Winter verbringen unsere Fischadler überwiegend in Afrika, oft südlich der Sahara. Sie beginnen im August, Richtung Süden zu ziehen, und kommen ab Ende März bis Mitte April in die Brutgebiete zurück. (NABU-Porträt).

Der Bestand der Art ist zumindest im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes des Schelladlers Clanga clanga v.a. aufgrund von Lebensraumzerstörung und menschlicher Verfolgung rückläufig, der Weltbestand gilt daher als gefährdet.

Lebensraum (F: Białowieża-Urwald / Puszcza Białowieska/PL UNESCO/IUCN-II – im Foto: Königs-eichen / Dęby Królewskie).

Dieser mittelgroße Vertreter der Unterfamilie Aquilinae kommt in Mitteleuropa nur im Osten Polens als Brutvogel vor, nach Osten reicht das Verbreitungs-gebiet bis zum Pazifik. Die Art bewohnt naturnahe, gewässerreiche Waldland-schaften und ernährt sich vor allem von kleinen bis mittelgroßen Säugetieren und Wasservögeln.

Schreiadler Clanga pomarina: Der „Pommernadler“ ist hierzulande vor allem in Ostdeutschland mit einer Population von ca. 130 Brutpaaren angesiedelt. Auch sein Bestand ist im Verlaufe der letzten Jahrhunderte stark zurückgegangen. Er gehört zu den Zugvögeln (Langstreckenzieher) und zieht bis zu 10.000 km, um den Winter im Süden Afrikas zu verbringen. Seinen Namen verdankt er dem markantem Balz♥ruf am Brutplatz. Das hellbraune Hals- und Kopfgefieder setzt sich von dem dunkelbraunen Grundton des Körpergefieders ab. Die Ober- u. Unterflügeldecken sind ebenfalls hellbraun und stehen somit im Kontrast zu den dunkleren Schwungfedern. Bei ausgestreckten Flügeln (Spannweite: 1,43 – 1,68 m) lassen sich auf der Unterseite zwei weiße „Kommas“ erkennen. Oft jagt der Schreiadler von einem Ansitz aus oder im Suchflug. Auf kurzrasigen Flächen sucht er seine Beute aber auch zu Fuß.

Lebensraum/Jagdrevier (F: Przemkowski Park Krajobrazowy/Polen).

Wenn der Adler im April aus seinem Überwinterungsgebiet zurückkehrt, beginnt die ♥. Danach werden etwa 1-3 Eier gelegt und bebrütet. Dafür nutzt er oft die gleichen Neststandorte wie im Vorjahr. Lebensraum: Das Verbreitungs-gebiet erstreckt sich v.a. über Ost- und Mitteleuropa. Bei uns ist er in Mecklen-burg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt beheimatet. Er hat hohe Ansprüche an seinen Lebensraum, wozu v.a. dünn besiedelte, abgelegene Wald-gebiete zählen, die für seinen Horst den nötigen Schutz gewährleisten. In Deutschland ist er vom Aussterben bedroht. (NABU-Porträt; Wiki).

Seeadler Haliaeetus albicilla (F: Fährverbindung „Siebeneichen“ – Elbe-Trave[Lübeck]-Kanal/SH).
Lebensraum (F: Elbe bei Geesthacht/OT Tesperhude – UNESCO-BSR „Flußlandschaft Elbe“/SH).

Seeadler – dieser riesige Greifvogel war, wie viele Adlerarten, im letzten Jh. lange vom Aussterben bedroht. Heute kommt er hauptsächlich in den nörd-lichen Bundesländern vor und brütet in der Nähe von Küsten oder an Seen. Im Flug machen ihn seine brettartige Silhouette, der vergleichsweise kurze Schwanz und der lange Hals unverwechselbar, wenn er hoch am Himmel kreist. PS: Die grünen Schilder (F: Donau-Ried), die in den westlichen Bundesländern ein Naturschutzgebiet kennzeichnen, stellen bis heute einen US-Weißkopfsee-adler dar (nur Bayern hat ihn 2007 durch den heimischen Seeadler ersetzt).

Den majestätischen Steinadler Aquila chrysaetos findet man in Deutschland ausschließlich im Alpenraum. Er zählt bei uns zu den mächtigsten Greifvögeln und besitzt eine Flügelspannweite von bis zu 2,30 m. Wie fast alle Greifvogel-arten wurde auch der Steinadler bis zum Beginn des 20. Jh. in Europa massiv bejagt und seine Population somit stark zurückgedrängt. Heute leben etwa 50 Brutpaare streng geschützt im deutschen Alpengebiet.

Lebensraum/Streifgebiet (F: Litnisschrofen 2.068 m von Gräner Edenalpe/Tirol/A).

Adulte Steinadler haben einen kräftigen u. kompakten Körperbau. Neben ihrer dunkelbraunen Grundfärbung haben sie, je nach Alter variierend, hellere Flecken auf den Flügeln u. einen rötlich braunen bis goldgelben Nacken. Adler-typisch gefingerte Flügel und ein längerer, gerade abgeschnittener Schwanz mit dunkler Endbinde sind typisch für den Steinadler. Auf der Suche nach Beute fliegt er geschickt in der Deckung von Felswänden. Wenn er seine Beute erspäht hat, unternimmt er einen Überraschungsangriff, von denen etwa jeder siebte erfolgreich ist. Mit bogenförmigen ♥flügen markiert das ♂ ab Febr. das Revier.

Die Brut beginnt zeitig im Frühjahr. Lebensraum: Im alpinen Hochgebirge befindet sich das größte Vorkommen an Steinadlern in Mitteleuropa. Dort brüten sie in Nestern in alten Bäumen oder an Felswänden, die gerne erneut benutzt werden. In Deutschland ist er eine Art mit geografischer Restriktion und nur noch im Alpenraum vorzufinden. Gerade anthropopogene Einflüsse wie das Gleitschirmfliegen oder Hubschrauberflüge in Nestnähe können die Brut extrem stören. Er bleibt das ganze Jahr über in den Alpen. (NABU-Porträt; Wiki).

Der Bartgeier gehört zu den Greifvögeln, genauer gesagt zur Fam. der Habicht-artigen. Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern zählt er weltweit zu den größten flugfähigen Vögeln. Über 100 Jahre galt er im Alpenraum als aus-gestorben. Die heutigen Vorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte, welche 1986 in Österreich starteten zurück. Heute noch werden in verschiede- nen Ländern Europas junge Bartgeier in die Freiheit entlassen. Seit Juni 2021 gehört auch ein Auswilderungshorst in den bayerischen Alpen zur Projektku-lisse: Am 9.6.22 wurden die zwei Bartgeier♀ Dagmar und Recka in die Aus-wilderungsnische im N.P. Berchtesgaden gesetzt. Aufgrund der späten Ge-schlechtsreife der Geier mit 5 – 8 Jahren wird es allerdings noch eine Zeitlang dauern, bis bayerischer Nachwuchs zu erwarten ist. Trotz seiner beeindrucken-den Größe stellt er keinerlei Gefahr für Heim-, Nutz- und Wildtiere dar, denn er gehört zu den Aasfressern und leistet damit einen aktiven Beitrag als Gesund-heitspolizei in seinem Lebensraum.

Lebensraum/Streifgebiet (F: Rhodopen Range N.P. / Εθνικό Πάρκο Οροσειράς Ροδόπης/GR).

Steckbrief: Mit einer Flügelspannweite von 2,3 – 2,8 m und einem Gewicht von bis zu 7 kg gehört er neben dem Mönchsgeier zu den größten Greifvögeln der Alpen. Das Gefieder adulter Bartgeier ist an der Oberseite schiefergrau. Kopf, Hals und die komplette Körperunterseite sind von Natur aus weiß. Diese Feder-partien werden allerdings von den Vögeln gerne durch das Baden in eisenoxid-haltigem Schlamm eingefärbt, so dass dieser Bereich rötlich wirkt. Juv. Bart-geier besitzen dahingegen einen dunkeln Kopf, eine hellere Schulterpartie und eine graue Körperunterseite. Mit ca. 6 Jahren sind die Vögel dann komplett durchgefärbt. Seinen Namen verdankt er dem schwarzen Federbart, der von den Augen aus über den Schnabel nach unten hängt. Die gelben Augen sind von einem roten Ring (s.g. Skleralring) umgeben, welcher durch die Farbintensität die Stimmung des Bartgeiers widerspiegelt. Je intensiver das Rot desto aufge-regter ist er. Die Flugsilhouette ist durch die langen schmalen Flügel, den keilförmigen Schwanz (Stoß) sowie die enorme Größe geprägt. Juv. wirken durch den kürzeren Schwanz und die breiten Flügel meist wuchtiger als die Altvögel. (Wildportal Bayern; Wiki).

Gänsegeier Gyps fulvus (F: WildtierPark Edersee/Hessen).

Der Gänsegeier ist ein großer Vertreter der Altweltgeier; er ist durch seine Größe und die deutlich zweifarbigen Flügel in Europa kaum zu verwechseln. Das stark zersplitterte Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der südwest-lichen Paläarktis, nach Norden reicht das Areal bis in das südliche Mittel-europa.

Lebensraum: (F: Dadia-Lefkimi-Soufli Forest Nat. Park / Εθνικό Πάρκο Δάσους Δαδιάς-Λευκίμης- Σουφλίου/Griechenland).

Der größte Bestand Europas konnte sich in Spanien halten, er belief sich 1979 auf etwa 3200 Paare. Durch konsequenten Schutz der Brutkolonien und die Bekämpfung der illegalen Verfolgung stieg der Bestand seitdem stark an, 1999 wurde er wie oben erwähnt auf etwa 22.500 Paare geschätzt. In Frankreich wurde 1968 ein Projekt zur Wiedereinbürgerung des Gänsegeiers im südlichen Zentralmassiv gestartet. Auswilderungen begannen dort 1980, ab 1996 wurden außerdem auch Gänsegeier in den französischen Alpen freigelassen. Zwischen 1980 und 1986 wurden im Massif Central insgesamt 61 überwiegend immature und adulte Vögel ausgewildert, ab 1993 – 2002 dort und in den franz. Alpen weitere 148. Diese Programme waren sehr erfolgreich. Eine neue Gefährdung des Gänsegeiers ist die Nutzung der Windenergie. So wurden in Windparks in Nordspanien von 2000 – 2006 732 getötete Gänsegeier gefunden, bis Sept. 2016 insgesamt 1892. In Deutschland war er ursprünglich historischer Brutvogel, so z.B. auf der Schwäbischen Alb, wo er in den letzten Jahren häufiger in den Sommermonaten als Gastvogel beobachtet werden konnte.

Anm.: Innerhalb kurzer Zeit kommt es in Bayern bereits zum zweiten Mal zu einer Beobachtung dieser ungewöhnlichen Wintergäste: Nachdem bereits im Dez. 1 Expl. im nördlichen Lkrs. Lindau gemeldet wurde, ist nun bei Bad Rei-chenhall ein weiterer unmarkierter Gänsegeier als ungewöhnlicher Wintergast gesichtet worden. Es ist in Zukunft durchaus mit immer häufigeren Nachweisen von Gänsegeiern um diese Jahreszeit in BY zu rechnen, wenn sich die Winter in der Zukunft genauso entwickeln wie der aktuelle. Wahrscheinlich kommt der Gänsegeier bei Bad Reichenhall aus dem Südosten Europas, z.B. aus dem ital. Friaul oder Kroatien. Dort gibt es größere Bestände, von denen wir durch Besenderung und Beringung einzelner Vögel wissen, dass sie regelmäßig in die Nordostalpen fliegen. (LBV 19.1.23).

Quellen: „Das Reader’s Digest Buch der Vogelwelt Mitteleuropa“ Das Beste (ISBN 3 87070 044-0); „Wegweiser durch die Natur – Vögel Mitteleuropas“ Das Beste (3 87070 180 3); NABU-Vogelporträt; Wiki.