Grau-, Kanada-, Nilgans Reihe: Tiere in der Stadt

Graugans Anser anser (F: Donauufer in Ulm)

Nachrichtlich: Schwäne. Die typischste Gans auf unseren Feldern und Wiesen ist die Graugans. Auch in Parks und an Teichen fühlt sie sich wohl. Wenn sie in teilweise großen Gruppen über uns hinweg fliegt, hört man sie auch gut an ihren lauten, langgezogenen Rufen. Sichtet sie einen Spaziergänger (insbes. mit Hund), kann man hören, wie eine Gans den ganzen Trupp warnt, und dann wird man von allen Vögeln skeptisch beobachtet. Sie ist die häufigste Gans in Europa und der Vorfahr unserer Hausgänse.

Grauganspaar (F: Donau-Staustufe in Oberelchingen)

Die Graugans ist sehr kompakt und eine der größeren Gänse bei uns. Ihr Kör-per ist grau und braun, Hals und Kopf sind etwas heller. Der kräftige Schnabel ist orange bis rosa. Die Beine sind mattrosa. Im Flug ist die breite weiße Binde am aufgefächerten Schwanz zu erkennen. Die Unterflügel sind zweifarbig hell-grau und dunkelbraun. Graugänse sind tag- und nachtaktiv. Sie fliegen in Trupps in typischer V-Formation, leben in großen Schwärmen und nur zur Brutzeit paarweise unterwegs. Paare bleiben meist für lange Zeit oder sogar lebenslang zusammen. Graugänse sind bei uns in fast allen Feuchtgebieten anzutreffen, am Parkteich, auf Flüssen, an der Küste oder an großen Seen. Gerne halten sie sich auf Wiesen, Viehweiden und Stoppelfeldern auf. Sie blei-ben immer häufiger das ganze Jahr über bei uns. Wird es zu kalt, ziehen sie gen Süd- und Westeuropa.

Überwiegend ernähren sich Graugänse weidend von Gräsern, Wurzeln und Kräutern. Im Herbst und Winter suchen sie auch auf Mais- und Getreidefeldern nach Futter. Der Ruf der Graugans ist dreisilbig und betont auf der ersten lang-gezogenen Silbe „kiJAA-ga-ga“. Das Repertoire umfasst aber auch knurrende, zischende und trompetende Laute. Auch ein tiefes „ahnk-ang-ang“ kann man hören. (NABU Vogelporträt)

Kanadagans Branta canadensis (F: NABU-Gut Sunder / Niedersachsen)

Die Kanadagans ist eine der wenigen Neozoen, die sich in Deutschland sehr er-folgreich eingebürgert haben. Ursprünglich ist sie im Norden Amerikas behei-matet. Mittlerweile ist sie nach der Graugans die zweithäufigste Art. Die bei uns größte Gans ist im Flug und auf dem Boden sehr ruffreudig. Sie wurde wohl – zum Teil versehentlich, teils vorsätzlich – in die Freiheit entlassen und vergrö-ßert ihre Zahl kontinuierlich. Die Kanadagans ist eine große, schwanenähnli-che Gans. Der lange Hals und der Kopf sind schwarz. Ein weißes Kehlband zieht sich seitlich bis hinter die Augen. Der Körper ist gräulich braun, die Brust hell. Die Schwanzfedern sind dunkel, beim Flug ist ein weißes Band zu erkennen.

Kanadagans Paar und „Gössel“ (F: NABU-Gut Sunder / NI)

Kanadagänse ernähren sich von Gräsern, Wasser- und Unterwasserpflanzen; beim Fressen von Unterwasserpflanzen schwimmen sie flach auf dem Wasser, Hals und Kopf ganz untergetaucht. Zur Paarungs- und Brutzeit sind sie paar-weise anzutreffen, ansonsten in großen Gruppen. Die Ganter verteidigen ♀ und Nachwuchs aggressiv gegen andere Kanadagänse. Sie bleiben oft bis ins zweite Lebensjahr im Familienverband zusammen. Der Lebensraum der Kanadagans erstreckt sich von allen Gewässertypen, Flussmündungen, feuchten Grün-flächen, Wiesen und Parks bis hin zu Sumpfland (Sie leben in BW überwiegend als futterzahme Parkvögel im menschlichen Siedlungsbereich. Die zahlreichen Hinterlassenschaften der Gänse auf Grünflächen in Parkanlagen und auf Liege-wiesen im Bereich von Badegewässern führen im Einzelfall regelmäßig zu Konflikten mit Menschen, welche sich durch den Gänsekot belästigt fühlen). Ursprünglich aus Nordamerika stammend ist sie bei uns heute heimisch und bleibt das ganze Jahr über. Nördlichere Populationen überwintern bei uns häufig im Norden. Sie sind sehr stimmfreudig. Das laute zweisilbige „a-honk“ wird auf der zweiten Silbe etwas schriller. Sie lassen außerdem ein tutendes, nasales „rak rak rak“ oder „rak ruk ruk“ ertönen. (NABU Vogelporträt, BW-Wildtierbericht 2021).

Nilgans Alopochen aegyptiaca (F: Parc animalier de Sainte-Croix / Frankreich).

Die ägyptische Nilgans ist mittlerweile auch bei uns ein häufig gesehener Was-servogel. Ob auf Wiesen, in Parks oder auf Seen, zwischen den allseits bekann-ten Graugänsen entdeckt man die Halbgans immer häufiger. Mit ihrem exoti-schen Aussehen ist sie ein Hingucker in jedem Stadtpark. Auch auf Feldern trifft man sie bisweilen bei der Rast und der Nahrungssuche an. Ursprünglich stammt sie aus Afrika. In den 1980er-Jahren sind entflogene und ausgesetzte Tiere von den Niederlanden aus entlang der Rheinschiene bis nach BW einge-wandert. Sie hat auffällig lange rote Beine und einen rotbraunen Ring um die Augen. Der Kopf der Nilgans ist weißgrau mit variablem rostroten Nackenfleck oder Halsring, der Rücken dunkelbraun, zum Bürzel hin beige oder rotbraun. Am Bauch variiert die Farbe zwischen hellem beige und grau. Am Flügel kann seitlich die weiße Zeichnung zu sehen sein.

Nilganspaar (F: NABU-NSG Hornbosteler Hutweide / Niedersachsen)

Sie verhalten sich meist desinteressiert oder neutral. Nur bei großem Gedrängel auf dem See und vor allem während der Brutzeit können sie territorial werden. Ihre Nester bauen sie sehr flexibel im Röhricht, Felsgestein oder auch in Baum-höhlen. Beim Brutplatz ist sie nicht wählerisch: Man findet ihre Nester sogar in Storchenhorsten oder auf Brückenpfeilern. Beide Elternteile beteiligen sich an der Aufzucht der Jungtiere. Sie ist das ganze Jahr über bei uns zu sehen. Nilgän-se fressen überwiegend Gräser, Blätter und Samen, suchen aber auch Getreide-felder gerne auf. Vereinzelt dürfen es auch mal Würmer oder Heuschrecken sein. Die ♂ Nilgänse zischen heiser, die ♀ schnattern laut und trompetend in etwa „honk-hää-hää“. Sind sie aufgeregt, ertönt eine Reihe von „honk honk honk“. (NABU Vogelporträt; BW-Wildtierbericht 2021, siehe auch Neozoen!).

Nachrichtlich:

Höckerschwan Cygnus olor – nach der Großtrappe der schwerste flugfähige Vogel weltweit (♂ max. 14,3 kg – F: Narwiański Park Narodowy / Polen).

Der Höckerschwan ist der in Deutschland am häufigsten vorkommende Schwan. Er brütet an Gewässern aller Art und zeigt sich relativ unanfällig Stö-rungen gegenüber. Viele mitteleuropäische Populationen stammen von Park- und Ziervögeln, die ab dem 16. Jh. gehalten wurden. Im Brutgebiet ist er oft Menschen oder anderen Schwänen gegenüber aggressiv, wenn man ihm zu nahe kommt. Dann baut er sich mit segelartig augestellten Flügeln und zurück-gezogenem Hals vor Menschen, Hunden und anderen Schwänen auf. Drohend gibt er dann auch ein scharfes Fauchen von sich. Sein auffälligstes Merkmal ist der große, schwarze Stirnhöcker oberhalb des Schnabels.

Schon gewusst? Der elegante Schwan gilt häufig als Symbol der ♥Liebe, aller-dings zeigt er im Frühjahr am Brutplatz ein aggressives Verhalten gegenüber potenziellen Feinden.

Der ausgewachsene Höckerschwan hat ein reinweißes Gefieder ud einen langen Hals, der er häufig s-förmig hält. Sein Schnabel ist orange. Der Stirnhocker, die Nasenlöcher, Schnabelspitze und Schneidekanten sind hingegen schwarz. Der Schwanz ist relativ lang und spitz. Im Wasser gründelt er auf der Suche nach Nahrung: Er ernährt sich v.a. von Wasser- und Sumpfpflanzen, man sieht ihn aber auch auf jungen Rapsfeldern. Sein Nest baut er aus Schilf und Zweigen am Ufer oder auf dem Wasser (Foto re.); je nach Bodenbeschaffenheit kann es über 1 m Durchmesser haben. (SWP/WISSEN „Die Nistplätze der Vögel“ 26.8.23).

Er ist in Mitteleuropa weit verbreitet und brütet an zahlreichen Gewässertypen, auch in Parks und an künstlich angelegten Seen. Hierzulande sind Höcker-schwäne Standvögel. Dazu kommen Wintergäste aus dem Nordosten. Auf großen Binnengewässern und Meeresbuchten sammeln sie sich im Spätsom-mer zur Mauser. Er ist häufig stumm, aber seine Flügelschläge produzieren ein pfeifendes Geräusch. Sein Ruf ist ein explosives, schnarchendes „hiorr“. (NABU Vogelporträt).

Singschwan Cygnus cygnus …die tiefen, posaunenartigen u. mitunter nasal und weich klingenden Rufe im Flug kann man über hunderte Meter weit hören (F: Liesjärvi N.P./FIN)

Singschwäne sind Brutvögel der osteuropäischen und sibirischen Taiga. Im Herbst und Winter sind diese Schwäne auch in Mitteleuropa (zunehmend kommt es aber auch hier zu Übersommerungen und vereinzelten Bruten) zu beobachten. In Küstengebieten und im norddeutschen Tiefland sind sie regel-mäßiger Wintergast. Der Zug aus den Wintergebieten setzt im Oktober ein; ab März kehren sie in ihre Brutgebiete zurück. Der Zwergschwan kommt in einem ähnlichen Lebensraum wie der Singschwan vor. In Mitteleuropa ist er ein all-jährlicher Wintergast. Die meisten Individuen werden in den Niederlanden beobachtet. Das natürliche Verbreitungsgebiet des Trauerschwans ist Aus-tralien, in Neuseeland ist er eingebürgert. In Europa kommen ausschließlich ausgesetzte und verwilderte Trauerschwäne vor. Eine selbsttragende Popula-tion, die im Jahr 2000 sechzig bis siebzig Brutpaare umfasste, gibt es wohl nur in den Niederlanden und möglicherweise auch in NRW. (Wiki).

Schon gewusst? In einem Urteil hat das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz (6.11.14 Az: 8A10469/14) verdeutlich, dass Schwäne nicht von privater Seite gesund gepflegt werden dürfen, sondern einem Tierarzt oder einer Auf-fangstation für Wildtiere zu übergeben sind. (Tierarzt-onlineverzeichnis.de).