Zur besseren Übersicht wurden die Vögel, entsprechend ihrer bevorzugten Lebensräume, in Teil I (Um Haus und Hof – In Gärten, Friedhöfen und Parkanlagen – In Laub-, Nadel- und Mischwäldern) und Teil II (wie oben) unterteilt. Anm.: Mancher Vogel kann auch einmal außerhalb seines normalen Verbreitungsgebietes auftreten. Die ungeheure Behändigkeit der Vögel in Verbindung mit ihrer Rastlosigkeit macht die Vogelbeobachtung sie faszinie-rend. Sie sitzen im allgemeinen nur still, wenn sie sich ausruhen, auf Beute lauern oder ihre Eier bebrüten. Aber auch dann sind sie jederzeit aufmerksam. Ihre Bewegungen sind fast nie ohne irgendeine Bedeutung; jede drückt etwas aus. So können Ornithologen erklären, warum sich Vögel so und nicht anders verhalten. Anm.: Die beispielhaften Lebensraumfotos wurden aufgrund eigener Beobachtungen in diesen Gebieten ausgewählt.
Die Bachstelze Motacilla alba ist lebhaft, schlank und langbeinig, wippt ständig mit ihrem lan-gen Schwanz; läuft in schnellen Schritten, aber niemals hüpfend, über den Boden; fliegt in deutlicher Wellenbahn. Teilzieher. Ursprünglich v.a. an Uferflächen und Gewässer gebunden, ist sie heute überall in der offenen und halboffenen Kulturlandschaft zu finden. Im Gebirge geht sie teilweise über die Baumgrenze hinaus. (Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
Wie die Schafstelze, so hat auch die langschwänzige Gebirgsstelze Motacilla eine gelbe Unterseite; ihr Rücken ist aber stets grau. Ihr Flug ist wellenförmig. Sie bewohnt die Ufer von schnell fließenden, seichten Flüssen und Bächen, mit Vorliebe von solchen im Gebirge. Gelegentlich kommt sie auch an Seen, Teichen u. Kanälen vor. Bei uns meist Jahresvogel; sie überwintern oft in größerer Zahl im Röhricht; sonst leben sie einzeln oder paarweise. Sie fangen häufig fliegende Insekten, v.a. über dem Wasser. Der Vogel wippt häufig mit dem Schwanz. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Wie die Bart-, so ist auch die Beutelmeise Remiz pendulinu keine echte Meise; verwandtschaftliche Beziehungen rechtfertigen das kaum. Ihre Kunstfertigkeit, ein geschlossenes Hängenest (hängt wie ein Beutel herab und besteht überwie-gend aus Tier- u. Pflanzenwolle) an der äußersten Spitze eines Zweiges (bis 13 m hoch) zu bauen, teilt sie mit vielen tropischen und subtropischen Singvogelar-ten wie den afrikanischen Webervögeln u. den südamerikanischen Stärlingen. In Mitteleuropa kommt sie nur vereinzelt vor und bewohnt sumpfige Fluß- und Seeufer mit Weidendickichten, Auwälder und Sumpflandschaften mit Gebüsch. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Auch erfahrene Ornithologen können den Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus vom Sumpfrohrsänger im freien Felde mit Sicherheit nur an der Stimme unterscheiden. Der eintönige Gesang des Teichrohrsängers, in dem die Motive „Tscharr“ und „Tschirrak“ drei Mal wiederholt werden, klingt ähnlich wie das Aneinanderschlagen zweier Kieselsteine und wird oft mit nachgeahmten Lauten anderer Vögel variiert. Kennzeichen: weißliche Kehle; seine Beine sind dunkel (Foto). Zugvogel. Den Teichrohrsänger trifft man meist im Röhricht, wo er die Angewohnheit hat, auf einem Schilfrohr hinauf und herunter zu rutschen und von Rohr zu Rohr zu hüpfen. Er nimmt auch mit Ufergebüsch und Gold-rutenbeständen vorlieb. Nest meist im Röhricht; ein tief muldenförmiges Nest um die starren Schilfrohre herum geflochten oder nach Rohrsängerart im Ufer-gestrüpp aufgehängt. In den tiefen Nestmulden der Teichrohrsänger und den flachen Nestern der Sumpfrohrsänger liegt oft ein Kuckucksei. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Der Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris bewohnt offene Landschaften mit Gestrüpp, Brennnesseln u.a. höheren Stauden, ferner Sumpfgelände, Gebüsch an Gewässern, lichte Auwälder und Getreidefelder, die manchmal weit ab vom Wasser liegen. Kennzeichen: Der schlanke Vogel mit olivbräunlicher Ober- und rahmfarbener Unterseite ähnelt sehr dem oberseits rötlichbrauneren Teich-rohrsänger, allerdings ist das Braun weniger warm. Unterscheiden tut er sich am deutlichsten durch seine Stimme. Zugvogel. Sumpfrohrsänger suchen ihre Nahrung gern im Weidengestrüpp. Das Nest hängt wie ein Korb zw. Pflanzen-stengeln. Der meist von einer erhöhten Warte aus vorgetragene Gesang ist melodischer u. abwechs-lungsreicher als der anderer Rohrsänger; nicht selten singt er auch nachts. Er imitiert andere Vogelstimmen noch weit besser. Man hört von ihm täuschend ähnliche Nachahmungen der Gesänge von Stieglitz, Rauschschwalbe, Feldlerche oder Kohlmeise. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Der Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus (beinahe so groß wie eine kleine Drossel) ist der größte Rohrsänger Europas Sie sind heute mancherorts selten geworden oder gar verschwunden. Kennzeichen: kräftiger Augenüber-streif; schlanker, aber kräftiger Schnabel. Zugvogel. Bewohnt Röhrichtwälder am Rand von Seen, Flüssen und Teichen mit kleineren Schilfbeständen, wenn dort Weidendickicht vorhanden ist. Fast immer wird das Nest im Schilf auf-gehängt (normalerweise etwa 1 m über dem Wasserspiegel); daher ist es trotz seiner Größe nicht leicht zu finden. Ein umfangreicher Bau mit tiefer napf-förmiger Mulde, bestehend aus Schilfblättern und dürren Halmen, die der Vogel vor dem Verbauen anfeuchtet. Das Nest widersteht selbst heftigen Windstößen. Gesang: Er wird im allgemeinen von einer höheren Warte, besonders vom oberen Teil eines Schilfstengels aus, vorgetragen. Die Niederländer nennen ihn noch treffender „Karekiet“, denn sein lautes Lied, das er nach Ankunft am Brut-platz tags und nachts hören läßt, beherrscht neben wenigen ähnlichen Lauten das Motiv „karre-karre-kiet-kiet“. Alle Laute werden mit metronomhafter Regelmäßigkeit aneinandergereiht, was dem Gesang seinen bezeichnen Charakter verleiht. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Das ♂ Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula ist an seiner himmelblauen Kehle und der rotbraunen Schwanzzeichnung gut zu erkennen. Es gibt mehrere Rassen, die sich dadurch unterscheiden, dass die blaue Kehle jeweils in der Mitte unterschiedlich gefärbt ist, s.g. Kropffleck – „Stern“ (Rotsterniges – u.a. in Skandinavien und den Ostalpen – und Weißsterniges Blaukehlchen -Foto). Es bewohnt am liebsten dichtes Gebüsch auf feuchtem oder nassem Boden. Zuweilen begnügt es sich mit den buschbestandenen Ufern von Fischteichen oder Wassergräben. Mit der trockenen Kulturlandschaft kann es sich jedoch nicht befreunden, weshalb sein Bestand in Mittel- u. Westeuropa immer mehr abnimmt. Zugvogel. Bewohnt sumpfiges Gelände mit Gebüsch, Verlandungs-zonen an Seen und Flüssen, Erlenbrüche, dichtes Weidengebüsch an Wasser-läufen und moorigen Landschaften mit Büschen. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Das Braunkehlchen Saxicola rubetra bewohnt v.a. Wiesen und Moore mit einzelnen Büschen und höheren Stauden. Wegen der Flurbereinigungen und der Technisierung in der Landwirtschaft ist es vielerorts selten geworden oder gar verschwunden. Sie fangen nicht selten auch fliegende Insekten, indem sie wie Fliegenschnäpper eine Art Flugsprung ausführen. Zugvogel.Braunkehlchen sind ständig in Bewegung. Sie fliegend schwirrend von einer höheren Pflanze zur anderen, um von dort nach Insekten Ausschau zu halten, die sie oft im Flug erhaschen. (Eigentlich in Sümpfen und Mooren, aber wegen der geringen Bio-tope in Deutschland Vorkommen Rubrik: Auf Wiesen, Feldern u. in Feldgehöl-zen).
Der Feldsperling Passer montanus ist ein munterer, geselliger Vogel; schlanker und fluggewandter als der Haussperling, vermag sich ihm gegenüber aber nicht durchzusetzen und lebt daher nur dort in menschlichen Siedlungen, wo es keine Haussperlinge gibt. Kennzeichen: kastanienbraune Kopfplatte; weiße Wangen mit schwarzem Fleck; weißgraues Halsband; kleiner, schwarzer Kehlfleck; graubraunes Gefieder; helle Unterseite. Jahresvogel. Er bewohnt Feldgehölze, Gärten, Parks und Obstbaumgelände; bevorzugt das landwirt-schaftlich genutzte Umfeld von Siedlungen, besiedelt aber auch Stadtzentren. Im Winter vergesellschaften sie sich bei der Nahrungssuche zuweilen mit Haus-sperlingen und Finken. Brütet in Baumhöhlen, Mauer- und Erdlöchern in Böschungen (häufig auch in Höhlungen innerhalb von Uferschwalbenkolo-nien), Nistkästen sowie Hohlräumen unter Ziegeln. Gelegentlich baut er auch Freinester, die dem des Haussperlings ähneln. (Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
Tipp: Ein Kleingewässer im Garten ist eine ökologische Bereicherung der besonderen Art, denn schnell entwickelt sich ein Gartenteich zum Treffpunkt, an dem die Vögel baden und trinken können. Wer keine solche geeignete Voraussetzungen im Garten hat, kann auch schon mit einer flachen Vogel-tränke dafür sorgen, dass die Vögel der Nachbarschaft stets mit frischem Was-ser versorgt sind. Dabei hat sich bewährt, diese auf einem etwa 1 ½ Meter hohen Ständer zu befestigen (Schutz vor Katzen). Bei Frost sollte man allerdings kein Wasser mit Bademöglichkeit anbieten.
Die Rotdrossel Turdus iliacus ähnelt der Singdrossel (etwas kleiner), hat aber einen kräftigen weißlichen Überaugenstreif und rostrote Flanken. Sie bewohnt das nördliche Europa. In unserem Raum erscheint sie vorwiegend als Durch-zügler (ziehende Rotdrosseln erkennt man an ihrem langgezogenen Flugruf „Zieh“) und Wintergast; gelegentlich kommen aber auch überkommende Vögel vor. Sie halten sich in Parks, Obstgärten, Wäldern und Weinbergen auf. Häufig vergesellschaften sie sich mit anderen Drosselarten, in Weinbergen auch mit Staren. Wird sie erschreckt, so nimmt sie eine Stellung ein, bei der der Schnabel steil nach oben zeigt. Sie übernachten meist zu mehreren im dichten Busch-werk. In dieses lassen sie sich dann aus größerer Höhe geradezu hineinfallen. Im Herbst und Vorfrühling suchen sie mit Singdrosseln und Amseln Nahrung. (Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
Die Feldlerche Alauda arvensis ist sehr sangesfreudiger Vogel mit gesträubten Scheitelfedern („Häubchen“) und großflächigen, spitzen Flügeln. Bodenvogel, der nur selten hohe Bäume aufsucht. Hält sich während des Singfluges mehrere Minuten lang rüttelnd hoch in der Luft. Kennzeichen: Sie ist größer und brauner als die Heidelerche; ihr Schwanz ist länger und hat weiße Kanten. Teilzieher. Sie bewohnt Kultursteppen, Ödflächen mit niedriger Vegetation, Bergmatten sowie küstennahes Marschland und Dünenlandschaften. Das kunstlose Nest wird gut versteckt in einer Bodenmulde angelegt. Gesang: Feldlerchen singen häufig im Flug. Ihr Gesang ist ein lang anhaltendes, ausdauerndes Flöten, Zirpen und Rollen, das manchmal viele Minuten lang am Stück vorgetragen wird. Teilweise imitieren sie dabei auch andere Vögel, z.B. Limikolen. (Rubrik „Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
Die Heidelerche Lullula arborea ist in Mitteleuropa nur örtlich verbreitet. Sie lebt an trockenen Waldrändern, auf Heideflächen und trockenen, mit wenigen Bäumen bestandenen Hängen sowie auf Bergmatten oberhalb der Baumgrenze. Kennzeichen: sie ist klein und verhältnismäßig kurzschwänzig; schwach ausge-bildete Haube (Kopfgefieder kann haubenartig gesträubt werden). Sie sucht ihre Nahrung auf dem Boden. Teilzieher. Der Gesang wird v.a. im schleifen-artigen Singflug vorgetragen, ist melodisch und besteht aus flötenden, wie „düdl-düdl-düdl…“ und „lülülülü…“ klingenden Strophen; regelmäßig auch Nachtgesang. (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
Die Goldammer Emberiza citrinella ist ein unermüdlicher Sänger mit meist gesträubten Scheitel-federn; zuckt sitzend häufig mit dem Schwanz; fliegt in einer wellenförmige Bahn; singt von hoher Warte. Kennzeichen: ♂ Kopf und Unterseite zitronengelb; rot- bis gelblichbraune, dunkelgestreifte Oberseite. Jahresvogel. Bewohnt offenes Gelände mit Baumgruppen und Büschen. Außer- dem tritt man sie in Feldgehölzen, Weinbergen, in Parks sowie auf Obstbaum-gelände mit Hecken an. Im Winter ist sie oft scharenweise auf Feldern und Dorfstraßen zu beobachten (auch an Futterhäuschen). Der Gesang ist eine schnelle Abfolge kurzer, hoher Töne, die in einem längeren, oft zweisilbigen Element enden: „si-si-si-si-si-si zii-düüh“. (Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
i Merksprüche für Vogelgesänge sind meistens etwas albern, helfen aber garan-tiert. Bei der Goldammer hört man mit etwas Fantasie (auch im Volksmund) ein „wie-wie-wie hab ich dich liiiieb“.
Der Neuntöter Lanius cullorio wird wegen seines rotbraunen Rückens auch Rotrückenwürger genannt. Wie alle Würger setzt er sich gern auf exponierte Punkte (Foto) und schaut von dort nach Beute aus (greifvogelähnlicher Ansitzjäger; spießt oftmals erbeutete Tiere, wie Käfer, kleine Eidechsen und Frösche, zur „Vorratshaltung“ an Dornen auf, s.g. „Schlachtbank“). Er ist ein lebhafter, adretter Vogel mit kräftigem hakenförmigen Schnabel und langem Schwanz. Kennzeichen: Beim fliegenden Vogel fallen die weißen Zonen an den Schwanzseiten auf; Flug leicht wellenförmig. Zugvogel. Bewohnt offenes Gelände mit Buschgruppen, Waldränder mit Hecken, Feldgehölze, Waldlich-tungen mit Dornengestrüpp, bebuschte Wegränder, Parks und größere Gärten. (Eigentlich Heide, Busch- und Ödland; zwischenzeitlich Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehölzen).
Der Baumpieper Anthus trivialis ist ein adretter Vogel mit einem leicht aus-geschnittenen Schwanz; verbringt die meiste Zeit am Boden, wo er trippelnd umherläuft. Singt von hoher Warte oder im Singflug, aus dem er fallschirmartig herniedergleitet. Bewohnt lichte Waldungen mit Blößen, Obstbaumgelände, Kiefernheiden, Pflanzgärten usw. Im Gebirge geht er bis über die Baumgrenze hinaus. Benutzt u.a. auch Moore als Brutgebiet, sofern ausreichender Baum-bestand vorhanden ist. Teilzieher. (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
Die Dorngrasmücke Sylvia communis hat, ihrem Namen geschuldet, eine besondere Vorliebe für dorniges Gestrüpp, v.a. solches mit Brombeergerank, wo sie geschickt umher schlüpfen und schwer zu beobachten sind. Zugvogel. Die Rufe der Grasmückenarten ähneln sich etwas, daher ist der Gesang markanter: er besteht aus einer rauen, schwätzenden, eher kurzen Strophe. Der Singflug beginnt an einer Singwarte; er führt flatternd auf und ab und endet schließlich auf einer anderen Singwarte. Sie bewohnen offenes Gelände mit dornigen Hecken und anderem Gestrüpp, sonnige Waldränder und Waldlichtungen mit Gebüsch; zwischenzeitlich aber auch Park- und Gartenanlagen. (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
i Ein historischer Name der Dorngrasmücken ist „Kuckucksammer“, da sie häufig Wirtsvögel des bekannten Brutparasiten werden.
Das Schwarzkehlchen Saxicola rubicola ähnelt dem Braunkehlchen; es hat aber einen unvollständigen weißen Halsring und einen weißen Bürzel. Im Flug unterscheidet sich das ♂ vom Braunkehlchen durch den weißen Bürzel. Im Schwanz fehlt das Weiß. Sie lesen ihre Nahrung hauptsächlich vom Boden auf. In sonnigem und steinigem Gelände mit einzelnen Büschen hält es sich am liebsten auf. Auch in Heidelandschaften u. Weinbergen sowie an Bahndämmen und auf größeren Rudealflächen kann man es antreffen. In Mitteleuropa meist Sommervogel; sonst im allg. Jahresvogel; auch bei uns bleiben einige Vögel im Winter zurück. Es setzt sich gerne auf höhere Warten, von denen es nach Nahrung Ausschau hält oder seinen Gesang erschallen läßt (dauert nur wenige Sekunden; dabei wippt es beständig mit dem Schwanz und ruft zwischen den einzelnen Strophen laut sein schroffes heiser „Stak-tsak“ oder „Fidstak-tsak“). (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
Wenn Steinschmätzer Oenanthe oenanthe etwa in der zweiten Märzhälfte aus dem Winterquartier zurückkommen, suchen sie häufig auf Äckern nach Nahrung. Er hüpft mit großen Sprüngen umher, hält dann kurz inne, knickst und führt eine Art Verbeugung aus. Der fliegende Vogel ist durch den weißen Bürzel und die schwarze T-Zeichnung im Schwanz gut gekennzeichnet. Stein- schmätzer fangen oft fliegende Insekten in einer Art „Flugsprung“. Zugvogel. Bewohnt steiniges, offenes Gelände, Weinberge mit Mäuerchen, Schuttplätze, magere Wiesen mit Steinhaufen und ähnliche Landschaften. (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
Am Eisvogel Alcedo atthis fallen besonders der lange, spitze Schnabel, die orangenbraune Unterseite und der türkisblaue Rücken auf. In Mitteleuropa ist diese Art weit verbreitet, aber nirgends häufig. Er lebt an einigermaßen saube-ren Binnengewässern, v.a. wenn an ihren Ufern Büsche oder Bäume mit über-hängenden Zweigen stehen. Von dort fängt er stoßtauchend seine Beute (kleine Fische, Larven von Wasserinsekten u.a. kleinen Wassertieren). Häufig rüttelt er auch über dem Wasser und stößt dann blitzschnell hinein. Die Beute wird auf einem Ruheplatz ausgiebig auf die Unterlage geschlagen u. mit dem Kopf voran verschlungen.
Weitere Kennzeichen: Beim fliegenden Vogel fallen die kurzen Flügel, der kurze Schwanz u. der schillernde, türkisblaue Rücken auf. Vornehmlich Jahresvogel; wenn die Gewässer zugefroren sind, müssen die Eisvögel jedoch umherstreifen oder südwärts ziehen. Beide Partner graben in Uferböschungen oder Kanal-wände eine bis zu 1 m lange Brutröhren (Foto), die spärlich mit Fischgräten aus-gelegt wird; die Eier werden dort direkt auf den Boden gelegt. Einschlupf oft an Kalkbrühe aus unverdauten Fischgräten zu erkennen. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Früher war die Uferschwalbe Riparia riparia weit verbreitet; heute kommt sie nur noch örtlich vor. Sie liebt offenes Gelände und bevorzugt die Nähe von Flüssen, Seen u.a. Gewässern mit sandigen Uferböschungen; doch begegnet man ihr auch weitab vom Wasser in Sandgruben und an ähnlichen Orten. Kolonienbrüter. Sie legen Nisthöhlen in steilen, sandigen Böschungen an. Sie graben ihre Brutröhren selbst; sie scharren den Sand mit den Füßen hinaus (bis etwa 1 m tief). Wenn die Juv. befiedert sind, kommen sie zum Eingang der Niströhre, um die fütternden Altvögel zu erwarten. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Die Wasseramsel Cinclus cinclus lebt an Bächen und kleinen Flüssen, v.a. an Bergbächen. Sie hat ein wasserabstoßendes Gefieder und sucht ihre Nahrung, die vorwiegend aus Larven von Wasserinsekten und Flohkrebsen besteht, unter Wasser. Sie können sogar unter Wasser auf dem Boden flacher Gewässer dahinlaufen und zwischen Steinen nach Nahrung suchen. Wasseramseln können als einzige Singvögel schwimmen; sie wippen fast ständig mit ihrem Körper auf und ab. Der Flug ist gerade; die Flügel schlagen schnell, fast schwirrend. Jahresvogel; streift außerhalb der Brutzeit wenig umher. Fast immer auf einem Vorsprung oder in einer Spalte in Wassernähe, oft an einer Brücke oder unter einem Wasserfall bauen beide Partner meist aus Moos ein großes kugelförmiges Nest mit seitlichem Einschlupf. (Rubrik: Am Wasser, in Sümpfen und Mooren).
Es gibt viele verschiedene Unterarten der Schafstelze, die sich unter anderem durch die Färbung und das Muster des Kopfes beim Männchen im Prachtkleid unterscheiden lassen. Die bei uns heimische Unterart ist die Wiesenschafstelze Motacilla flava flava. Sie hat einen langen Schwanz, der jedoch deutlich kürzer ist als der der Gebirgsstelze. Auch ansonsten ähneln sie sich stark, da beide eine gelbe Unterseite haben, jedoch ist bei der Gebirgsstelze der Mantel grau und bei der Wiesenschafstelze olivgrün. (Rubrik: Auf Wiesen, Feldern und in Feldgehöl-zen).
Man sieht Ziegenmelker Caprimulgus europaeus hauptsächlich in der Dämme-rung, wenn sie über Waldblößen in unstetem Flug Insekten jagen. Er ist ein langflügliger Nachtvogel, dessen Flugbild fast faltenartig wirkt. Tagsüber und beim Brüten sitzen die Vögel regungslos und kaum sichtbar auf dem Boden. Ziegenmelker setzen sich fast immer in Längsrichtung auf Äste. Zugvogel. Er bewohnt Moore und Heideflächen mit lockerem Baumbestand sowie lichte Wälder mit Schneisen und Blößen. (Rubrik: Heide, Busch- und Ödland).
i Um den auch Nachtschwalbe genannten Vogel rankten sich in früheren Zeiten viele Geschichten. Ziegenmelker wird er genannt, weil man glaubte, dass er nachts Ställe aufsuche, um an den Eutern von Ziegen oder Kühen zu saugen. Sie halten sich aber nur der vielen Insekten wegen in deren Nähe auf. (Waldwissen). Die Nachtschwärmer haben relativ große Augen mit jeweils einem Tapetum lucidum (reflektierende Schicht hinter der Netzhaut), das die Augen im Fackel-schein zum Leuchten bringt und die Lichterkennung in der Dämmerung, im Morgengrauen und im Mondlicht verbessert. Da sie gerne in der Dämmerung auf Sandwegen sitzen, sollte man beim Befahren von diesbzgl. Waldwegen auf die orangefarbene Reflexion ihrer Augen achten!
Anhang – Singvögel als Wintergäste:
Der Bergfink Fringilla montifringilla ist ein Wintergast aus Nord- und Nordost-europa. Er hält sich bei uns in Wäldern, Gärten, Parks, auf Feldern u. an Futter-häuschen auf. Häufig bildet er große Schwärme, denen sich auch andere Finkenarten anschließen. Die Vögel verbringen die Nacht dicht gedrängt auf Ästen sitzend.
Seidenschwänze Bombycilla garrulus sind in Mitteleuropa Wintergäste aus dem hohen Norden (in manchen Jahren invasionsartig, in anderen wiederum kann man sie nicht beobachten). Die Vögel kommen dann, wenn im Norden ein gutes Brutjahr war und anschließend die Nahrung knapp wird. Sie treten meist in Trupps, manch-mal sogar in großen Schwärmen auf. V.a. im Flug lassen sie ein hohes, schwir-rendes „Sirr“ in verschiedener Lautstärke hören.
Kennzeichen: Im Flug erinnern sie an Stare. Sie sind schnelle Flieger. Ihr hohes Trillern verrät sie dem Kundigen. Im Winterquartier sind sie auch oft nicht sehr scheu. Seidenschwänze leeren im Winter beerentragende Sträucher und Bäume nicht selten in unglaublich kurzer Zeit. Gegen Ende des Winters kann man sie beim Trinken an Pfützen beobachten.
Quellen: „Singvögel der Gärten, Wälder und Felder“ LJV BW; „Das Reader’s Di-gest Buch der Vogelwelt Mitteleuropa“ Das Beste (ISBN 3 87070 044-0); „Weg-weiser durch die Natur – Vögel Mitteleuropas“ Das Beste (3 87070 180 3); „Vögel im Garten“ NABU aktiv (3-925815-05-8); NABU-Vogelporträt; „Frühaufsteher und Nachteulen“ Südwest Presse/WISSEN 27.5.23; Wiki. Siehe auch Claudia Füssler „INFOGRAFIK: ZUGVÖGEL“ DIE ZEIT N° 16 / NR 563 vom 8.4.20!