„Ein Mini-Wassergarten“ Gärtnern mit Kindern

Garten-/Folienteich (angelegt als Terrassenteich in Schlat – © Gertrud Buning)

Es ist kein Zufall, dass in Grimms Märchen vom „Froschkönig“ der Frosch dem verspielten Königskind in seiner Not hilft. Die Natur ist gerade da, wo sie uns am meisten hilft, nicht immer schön und prächtig, sondern eher unscheinbar u. für viele sogar häßlich oder eklig. Dabei vergessen wir, dass alles Wachsende seine Wurzeln braucht, dass ohne die ‚eklige‘ Raupe der bewunderte Schmet-terling nun einmal nicht zu haben ist – ohne die „häßliche“ Spinne das Gleich-gewicht der ökologischen Kräfte nicht funktioniert. Bei den Amphibien – zu denen auch die Frösche gehören – sieht es besonders schlimm aus. V.a. ihre Laichgründe, die unzähligen kleinen Wasserstellen – vom stillen Waldsee bis zum warmen Wiesentümpel, vom mückenreichen Altwasser am Fluss bis zur ausgefahrenen Wagenspur – werden immer weniger und immer weniger.

Können wir weiter tatenlos zusehen, wie die letzten Lebensräume der Amphi-bien unwiederbringlich vernichtet werden? Können wir weiter dulden, dass hierdurch unsere Lebensgrundlagen zerstört werden? N E I N !

Für Kinder ist Wasser besonders anziehend. Und so mancher spätere Naturfor-scher, wie etwa Konrad Lorenz, hat seine ersten Naturbeobachtungen an einem Teich gemacht. Ein Beispiel dafür, was wir deshalb im Kleinen bereits tun kön-nen: einen einfachen Wassergarten anlegen. Ein kleiner Tümpel ist ideal, aber auch ein Holzfass oder ein großer Bottich aus Holz, Edelstahl oder Plastik rei-chen aus. 1/2 m tief sollte das Gefäß möglichst sein – und 80 bis 100 cm breit. Das reicht für Zwerg-Seerosen. Sie begnügen sich mit Wassertiefen zwischen 20 und 40 cm. Am besten eignet sich eine Mischung aus Sand, lehmiger Garten- erde, verrottetem Kuhdung oder Hornspänen bzw. Knochenmehl (Letztere gibt’s im Fachhandel). Am besten gräbt man das Wassergarten-Gefäß in die Erde ein; ab 40 cm Wassertiefe kann der winterliche Frost die Wurzelstöcke nicht mehr erreichen (sonst muß im Herbst das Wasser abgelassen und in und um den Behälter viel Laub geschichtet werden).

Seerosen Nymphaea (Zuchtform)

In unserem Mini-Wassergarten leistet der Froschbiss Hydrocharis morsusranae als Wasserreiniger gute Dienste. Mit seinen weiß-gelben Blüten und dem klei-nen seerosenartigen Blattwerk verhindert er, dass sich Algen breitmachen. Im Herbst bildet er dünne, feste Winterknospen. Sie sinken zu Boden, wenn die Pflanze abgestorben ist. Im Frühjahr bilden sie Ausläufer. Frösche suchen ihre Blätter gern nach Schnecken, Käfern und Würmern ab – daher der Name.

Schon gewusst? Im Frühling beginnen Kröten, Frösche u. Molche zu wandern. Sie legen ihre Eier nämlich immer wieder in dem Gewässer ab, in dem sie selbst geschlüpft sind. V.a. Autofahrer müssen jetzt gut aufpassen, denn oft überque-ren ganze Kröten- oder Frosch-Kolonnen Landstraßen. Dann stellen Natur-schützer „Krötenzäune“ am Wegesrand auf. (NWZ/KRUSCHEL 18.4.23).

Grasfrösche ♥ (alle Braunfrösche haben einen auffallenden dunklen Schläfenfleck).

i Grasfrosch Rana temporaria: Ein gedrungener Körper (bis 10 cm Länge) und gerundete Schnauze kennzeichnen ihn. Sehr unterschiedliche Färbung von hellbraun bis dunkel-, rot- oder schwarzbraun oder gelblich; zuweilen dunkel gefleckt. ♂ hat zwei innere, nicht ausstülpbare Schallblasen (im Gegensatz zum Wasserfrosch) und zur Paarungszeit eine aufgedunsene, von Lymphe angefüllte Haut; Hand zur Laichzeit mit Brunftschwielen. Die Kehl- und Bauchseite ist im-mer gefleckt oder weist zumindest kleine Fleckchen auf. Als Laichplätze kom-men nahezu alle stehenden Gewässer oder langsamen Fließgewässer in Frage. Erster Froschlurch am Laichgewässer, oft schon Anfang Februar (Laichwande-rungen)! Laichballen enthalten bis zu 3.500 Eier und werden in Flachwasser-stellen abgesetzt (schwimmen an der Wasseroberfläche).

Die robuste Seekanne Nymphoides peltata bildet im Sommer goldgelbe Blüten – meist an der Spitze langer Ausläufer mit einer Menge Tochterpflanzen. Ihre Schwimmblätter nehmen gelöste Nährstoffe aus dem Wasser auf und verhin-dern dadurch Algenbildung. Auch die Blattformen der Pfeilkräuter Sagittaria sagittifolia bringen Abwechslung in unser Gewässer. Sie überwintern mit ihren walnussgroßen Knollen. Im Frühjahr sprießen die pfeilförmigen Blätter. Auf-fallend ist auch der Tannenwedel Hippuris vulgaris. Er erinnert an den Schach-telhalm Equisetum und wird bis zu einem halben Meter hoch. Im hartem Wasser bildet er aufrechte Stengel mit Blattquirlen von gut 10 cm Durchmesser (bei Kalkmangel lassen die Wedel die Köpfe hängen). Schön ist auch die Wasserhya-zinthe Eichhornia crassipes mit ihren langen blauen Blüten. Sie ist allerdings nicht winterhart und braucht recht warmes Wasser. Deshalb kann sie erst ab Mitte Mai ins Freie gesetzt werden. Die Wasserfeder Hottonia palustris ist eine hübsche Teichbewohnerin, deren fein zerteilten Laubblätter natürliche Wasser-filter sind. Zur Blütezeit begeistert sie mit einem zartrosa Blütenteppich, den sie einige Zentimeter über der Wasseroberfläche ausbildet. An etwas größeren Gartenteichen verschönern die Gelbe Iris pseudacorus – und Sibirische Schwert-lilie Iris sibirica mit ihren herrlichen Blüten sowie das Schmalblättrige Wollgras Eriophorum angustifolium mit seinen Wattebäuchen das Gesamtbild.

Mit Pfennigkraut Lysimachia nummularis, Bachbunge Veronica beccabunga, Wechselblättriges Milzkraut Chrysosplenium alternifolium und Sumpfdotter-blume Malta palustris lassen sich künstliche Teichränder naturgerecht ka-schieren. (Feßler/Immel „Klein-Gärtner“ iwz; Gerhard Thoelke u.a. „Rettet die Frösche“, pro natur verlag – ISBN: 3-88582-003-X; „Die Pflanzen unserer Hei-mat“, ADAC Verlag – 3-87003-879-9; …“Tiere“ 3-87003-878-0).

i Stein-oder Bachkrebs Austropotamobius torrentium: Er ist die kleinste europ. Flusskrebsart. Das erste Beinpaar ist zu kräftigen Scheren umgeformt; besiedelt typischerweise sommerkalte Bäche und Flüsse mit steinigem Substrat, die frei von organischer Belastung und kommunalen Abwässern sind; außerdem die Uferbereiche von Seen in höher liegenden Regionen. Er unternimmt ausge-dehnte Wanderungen, um sich neue Lebensräume zu erschließen (und so kann er auch einmal vorübergehend in einem Gartenteich pausieren). Früher weit verbreitet und häufig, heute aber selten. Hauptursache dafür ist eine Pilzkrank-heit, die s.g. „Krebspest“, eingeschleppt durch ausgesetzte gebietsfremde Arten.

Es ist spannend, Tiere im Teich zu beobachten, egal, ob Frösche, Lurche (Berg- bzw. Teichmolch) oder auch Fische. Damit sich Tiere wohl fühlen, muss der Teich verschiedene Zonen bieten. Wasserläufer finden sich vor allem an pflan-zenreichen und windstillen Teichen ein, aber auch Rückenschwimmer, Gelb-brandkäfer, Wasserskorpione, Wasserschnecken (z.B. Posthorn- und Spitz-schlammschnecke) besetzen den Teich. Außerdem Libellen und Spinnen, die Ringelnatter oder evtl. die äußerst seltene Wasserspitzmaus. Bei Mückenlar-venbefall helfen eingesetzte Stichlinge Gasterosteidae aus der Zoohandlung. (Wiki; Claus-Peter Hutter u.a. „Mit Kindern der Natur auf der Spur“, HIRZEL Verlag, ISBN 978-3-7776-1420-5, in Zusammenarbeit mit der Akademie für Natur- und Umweltschutz BW; „Asiatische Tigermücke: Kampf gegen Aus-breitung“ NWZ 9.5.23 und BR24 9.5.23).

Ringelnatter Natrix natrix (für Menschen völlig ungefährlich).

i Libellen: Im Aussehen und Bau ähneln sie den zur Blütezeit der Dinosaurier vor rund 150 Mio. Jahren lebenden Arten. Libellen sind also sehr ursprünglich gebliebene Insekten. Schon vor 320 Mio. Jahren flogen die Vorfahren unserer heutigen Libellen durch die Sumpfwälder der Steinkohlezeit. Ihre langen, schlanken Körper und Flügel (3,5 – 11 cm Flügelspannweite) machen Libellen zu wahren Akrobaten der Lüfte. Sie zählen zu den räuberischsten Insekten der Welt, sind aber für uns Menschen völlig harmlos. Man findet sie gewöhnlich in Gewässernähe, denn dort legen sie ihre Eier ab und jagen. Dank ihrer großen Komplexaugen haben sie ein Sichtfeld von fast 360 Grad und so ihre Beute immer im Blick. Um diese im Flug einzufangen, bilden sie einen Fangkorb mit ihren Beinen. Richtig krabbeln können sie damit kaum. Während sie noch fliegend ihren Fang zerstückeln und verspeisen, halten Libellen schon wieder Ausschau nach dem nächsten Opfer. Anders als die meisten anderen Insekten können sie nicht nur ihre vier Flügel unabhängig voneinander bewegen, sie können auch wie ein Hubschrauber in der Luft stehen bleiben. Libellen fliegen bis zu 50 km/h schnell mit bloß 30 Flügelschlägen pro Sekunde (Zum Vergleich: Die Stubenfliege schafft mit 180 – 300 Schlägen nur 7 km/h). Bei uns leben rund 80 Libellenarten. (Wiki; „Insekten, Spinnen & Co.“ / Reihe: Natur entdecken, Schwager & Steinlein Verlag). PS: Mit Ausnahme der Weidenbohrer-Raupe (Oblast Kaliningrad / RUS) wurden alle Pflanzen-/Tierfotos am Gartenteich in Schlat fotografiert!

Schon gewusst? Deutschland ist das Land mit den meisten Libellenarten in Europa NATURSCHUTZ.ch 23.6.21!

Große Heidelibelle ♂Sympetrum striolatum ausgefärbt.

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