Insekten auf Wanderschaft

Wie Vögel, so legen auch einige fliegende Insekten zum Teil beachtliche Strecken zurück, allerdings sind ihre Reisen weit weniger erforscht. Wissenswertes zum Zugverhalten von Schmetterling, Schwebfliege & Co.

Europäische Hornisse ♀ „Königin“ Vespa crabro (Areal Gartenteich in Schlat)

Wespen und Hornissen eilt ihr schlechter Ruf voraus. Am Esstisch sind sie ungebetene Gäste. Dennoch sind sie spannende, vielfältige und nützliche Insekten. An ein paar einfachen Merkmalen lassen sich die verschiedenen Wespenarten gut unterscheiden. NABU 

NABU-Aufruf – Hornissennester fotografieren: Wer in Deutschland Hornissennester sieht, ist ab sofort dazu aufgerufen, diese zu fotografieren und online dem NABU Deutschland zu melden. Ziel sei es, mithilfe dieser Daten ein Lagebild zu erstellen und insbes. Schutzmaßnahmen für die hier natürlich vorkommende Europäische Hornisse entwickeln, hieß es am Montag in Berlin. Wichtig ist es lt. NABU, sich den Nestern der Hornissen nicht zu stark anzunähern und die Insekten keinesfalls zu berühren. (SWP/BLICK IN DIE WELT/kna 5.8.25).

Was tun bei einem Wespennest im Garten oder auf dem Balkon? Im Juli und August haben Wespen Hochsaison. Ihre Nester bauen sie am liebsten an abgedunkelten Orten, etwa im Rollokasten, Holzdach oder Gartenhäuschen. Aber Vorsicht: Wespennester dürfen nicht einfach so beseitigt werden. Die Tiere sind geschützt. i BR24 + 8.8.24.

Nest der Deutschen Wespe Vespula germanica

Übrigens: Von den rund 630 Wespenarten in Deutschland sind es nur zwei, die es auf Ihren Kuchen abgesehen haben: die „Gewöhnliche Wespe“ und die „Deutsche Wespe“. Ausgerechnet diese beiden Arten sorgen für den schlechten Ruf der gesamten Insektenfamilie. (Quelle: BUND 10.7.24).

Quelle: SÜDWEST PRESSE 11.7.25

Ohne Hektik reagieren: Sommerliches Wetter lädt dazu ein, draußen zu essen. Schnell scharen sich dann Wespen um den Tisch. „Wichtig ist, sich ruhig zu verhalten“, rät Laura Breitkreuz vom NABU. Denn je hektischer die Menschen sind, desto hektischer werden auch die Wespen. Stattdessen sollte man Wespen behutsam mit der Hand oder einem Stück Papier vom Essen wegschieben. Damit die Insekten gar nicht an den Tisch kommen, sollten Spesen draußen möglichst a beguckt werden. Außerdem kann man die Tiere a ablenken, indem man andere Speisen entfernt vom eigenen Essen platziert. (Auszug Andrea Mayer „Anflug in friedlicher Absicht“ SWP/BLICK IN DIE WELT/dpa 7.8.25).

Was man über Wespen wissen sollte – Schutzstatus: Wespen dürfen nicht getötet werden, sie stehen ich dem BNatSchG unter Artenschutz. Entfernung von Nestern: Grundsätzlich dürfen Wespennester nur bei einer konkreten Gefahrenlage von Fachleuten entfernt werden. Verhalten: Wespen stechen, wenn sie sich bedroht fühlen. Heftige Bewegungen sollten vermieden werden, anspüren ist nicht ratsam, das im Atem enthaltene Kohlendioxid löst Abwehr-verhalten aus. Hilfreich ist es, Nahrungsmittel und Getränke im Freien abzudecken (Anm.: Auch eine s.g. Verleit- bzw. Ablenkungsfutterstelle kann Abhilfe bedeuten). Hilfe nach Wespenstich: Es hilft, eine halbe Zwiebel auf den Stich zu drücken, die ätherischen Öle und die Verdunstungskälte lindern den Schmerz und die Schwellung an der Stichstelle. Eine anschließende Kühlung der gestochenen Stelle wirkt ebenfalls schmerzlindernd. (Auszug Iris Ross „Die Wespen sind los im Landkreis Göppingen“ NWZ 4.9.25). Wespenstich: Wann zum Arzt? Klingen die Symptome wie Schwellung, Juckreiz und/oder Rötung nicht innerhalb weniger Tage ab, oder verschlimmern sie sich, sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Sticht die Wespe allerdings in den Mund-, Rachenraum, in die Nähe der Augen – oder tritt gar eine allergische Reaktion auf – ist ein Arztbesuch unumgänglich. Unter Umständen ist auch ein Rettungsdienst zu rufen, denn bei einem allergischen Schock zählt jede Minute. Schwere allergische Reaktionen nach einem Wespenstich treten in der Regel innerhalb von 15 Minuten auf. Treten die folgenden Symptome kurz nach einem Stich ein, sollte in der Regel ein Rettungsdienst gerufen werden: Atem- und Kreislaufstillstand – Luftnot – Rötung am ganzen Körper – Schluck- und Sprechbeschwerden, Schwellungen im Gesicht und am Hals – allgemeines Schwächegefühl, Kraftlosigkeit, Kaltschweißigkeit – Bewusstlosigkeit (Quelle: AOK-Gesundheitsmagazin, aktualisiert 18.12.23).

Haus-Feldwespen Polistes dominula, auch Papier-Wespe genannt (F: Vorgarten in Schlat)

Nervig, aber nützlich: Spätsommer ist Wespenzeit – und besonders, wenn man Obst, Marmelade oder Kuchen im Garten oder auf dem Balkon essen will kann das ganz schön nervig sein. Das liegt daran, dass die jungen Wespen, die im August geschlüpft sind, Zucker brauchen. Davor haben die erwachsenen nützlichen Wespen ihre Larven mit eiweißreicher Nahrung versorgt, also mit Fliegen, Raupen, Mücken, Blattläusen u.a. Schädlingen (daher kommen sie uns dann nicht in die Quere). Darüber hinaus bestäuben sie, genau wie andere Insekten, Pflanzen und sind deshalb wichtig für die Natur. Nicht alle Wespenarten fliegen übrigens auf unsere Süßigkeiten. Die Feldwespe, die man an ihren langen Beinen erkennt, interessiert sich z.B. nur für Fliegen, Spinnen und Stechmücken (Anm.: biologische Schädlingsbekämpfung).

Konditorei cukiernia (F: Gdańsk/Polen)

Zu den für uns lästigen Arten zählen die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Tricks gegen aufdringliche Wespen: Stell beim Kuchenessen z.B. eine Sprühflasche bereit und neble heranfliegende Wespen ein. Sie denken dann, es regnet und verziehen sich in ihr Nest. (Quelle: NWZ/KRUSCHEL/nij 11.9.25).

Asiatische Hornisse – Nest (Badhof Bad Boll)

Einwanderer aus Asien: Die Asiatische Hornisse Vespa velutina als Beispiel einer eingeschleppten Art dienen, die sich in ihrer neues Heimat mit hohem Tempo ausbreitet. 2004 wurde das erste Nest der Asiatischen Hornisse im französischen Departement Lot-et-Garonne entdeckt. Seitdem hat sie ganz Frankreich und u.a. Teile von Spanien, Deutschland und weiteren Ländern erobert.

Über den Warenverkehr nach Europa: Die Asiatische Hornisse kommt nach Angaben des BUND ursprünglich v.a. in China und der Grenzregion zwischen Indien und Myanmar vor. Über den Warenverkehr mit Containerschiffen kam sie nach Europa. Zur Fortpflanzung suchen begattete Jungköniginnen ab März einen Nistplatz. Im Zeitraum April/Mai legen sie die ersten Eier ab, aus denen dann die Arbeiterinnen schlüpfen. Ab September bis Oktober schlüpfen die Männchen und Jungköniginnen. Das Volk wäschst dann laut BUND auf bis zu 2.000 Tiere und 300 Königinnen an. (Auszug Katja Länge „Der Eindringling im Garten“ NWZ 26.8.25).

Schon gewusst? Gefahr für Menschen nur bei Allergie: Für den Menschen ist die Asiatische Hornisse nach Angaben des NABU nicht gefährlicher als andere vergleichbare Insekten. Die Tiere gelten als friedlich, sofern sie in Ruhe gelassen werden. Nur wenn sie ihr Nest bedroht sehen, können sie aggressiv werden. Stiche sind ähnlich schmerzhaft wie die von Bienen oder Wespen. Gefährdet sind Allergiker: Bei ihnen können Stiche heftige Reaktionen auslösen, ähnlich wie bei anderen Insektenstichallergien. (Tanja Wolter „Asiatische Hornisse breitet sich aus“ SWP/SÜDWESTUMSCHAU 25.1.25 und Katja Länge „Zu spät für eine Bekämpfung“ 12.8.25).

Die Erforschung wandernder Insekten: Im Juni ’24 veröffentlichten Forscher der britischen University of Exeter die Ergebnisse von Forschungen, die sie am Puerto de Bujaruelo in den Pyrenäen gemacht haben. Der Pass dient ihren Beobachtungen zufolge jeden Herbst rund 17 Mio. Insekten (hochgerechnet) als Pforte in den Süden, davon etwa 90 % Bestäuber. Man kann davon ausgehen, dass auch an anderen Orten des Pyrenäenkamms solche Wanderungsbewe-gungen stattfinden und wahrscheinlich viele Mrd. Tiere so in wärmere Regionen reisen.

Beginnend am Startort Konstanz wurden die Flugbahnen der Nachtfalter über die Alpen an ein nachfolgendes Flugzeug gesendet. Auf diese Weise konnten zahlreiche Daten gesammelt werden. Besonders erstaunlich ist, dass die Tiere auch bei Wind und wechselnder Topografie ihre Flugrichtung über weite Strecken präzise einhalten können. Das sind Indizien für einen inneren Kompass, wie ihn auch viele Vögel besitzen.

Überwindung von Hochgebirgen: Fluginsekten, die zwischen Mitteleuropa und Afrika wandern, bevorzugen auf ihren Wegen eher Flugrouten ohne größere Hindernisse, wie etwa entlang der Oberrheinischen Tiefebene, der Burgundi-schen Pforte oder entlang des Rhonetals oder der Wiener Pforte. Um nicht in die größten Höhen der Gebirge hinauf zu müssen, suchen Insekten bei gemäßigten Windverhältnissen oft tieferliegende Pässe, wo sie den Berg überqueren. Bei Rückenwind lassen sich die Tiere hoch in die Luft tragen und ohne großen Energieaufwand über den jeweiligen Gebirgszug hinübergehen. Herrscht Gegenwind, bleiben sie sich an der Erdoberfläche und nutzen den Windschatten von Felsen und Pflanzen, um es über den Berg zu schaffen.

Rund 4.000 km legen Totenkopfschwärmer auf ihren saisonalen Wanderungen zwischen Europa und Afrika zurück. Die Flugetappen können dabei bis zu 80 km lang sein.

Weitere Langstreckenwanderer (Auswahl):

Moarchfalter / Monarch butterfly / Danaus plexippus (F: Elk Island N.P. bei Edmonton #16 Yellow-head Hwy./Saskatchewan)

Viele Schmetterlingsarten trotz gutem Jahr weiter gefährdet: Wegen der warmen Witterung herrschen i.d.J. für Schmetterlinge in Deutschland gute Bedingungen. Martin Wiemers vom Entomologischen Institut in Müncheberg hat d.J. besonders viele Schornsteinfeger (Brauner Waldvogel Aphantopus hyperantus) gesehen. Insgesamt bleibe die Lage aber bedrohlich. „Einzelne Jahre ändern nicht den Trend“ – viele Schmetterlingsarten seien gefährdet. Am kritischsten sei es bei Arten, die an Mooren oder in Feuchtgebieten leben. Insgesamt gibt es hierzulande 3.700 Schmetterlingsarten. Für die Rote Liste wurden zuletzt vor knapp 15 Jahren 184 bewertet, davon gelten 42 % als ausgestorben oder bestandsgefährdet. Gründe seien die Intensivierung der Landwirtschaft, Pestizide, häufiges Mähen von Wiesen sowie Extremwetter-ereignissse. (Quelle: SWP/BLICK IN DIE WELT/dpa 30.8.25)

Millionen Monarchfalter überfluten jeden Herbst die Wälder von Michoacán in der mexikanischen Sierra Nevada. Vom Norden kommenden, finden sie über tausende Kilometer sicher ihr Winterquartier, obwohl sie vorher noch nie dort gewesen sind.

Hainschwebfliege Episyrphus balteatus auf Brombeerblüte („Hagenstein-Route“/N.P. Kellerwald-Edersee/HE)

Neben ihrem Äußeren, das die weitaus wehrhaftere Wespe imitiert, hat die Hainschwebfliege eine weitere Besonderheit.Trotz ihrer geringen Größe (Körperlänge von 7 – 12 mm) überwindet sie in Schwärmen Mittel- und Hochgebirge, um die kalte Jahreszeit im wärmeren Süden Europas zu verbringen.

Distelfalter (F: N.P. Unteres Odertal/BB – erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 50 km/h bei einer Flughöhe bis zu 1 km; die Wanderschaft erstreckt sich über 15.000 km und umfasst mehrere Generationen) und Admiral (auf Schmetterlingsflieder – Gartenteichanlage Schlat) gehören zu den bekanntesten Wanderfaltern. Im Sommer kann man sie auch in Deutschland antreffen.

Wanderheuschrecken (F links: Puszcza Białowieska/PL; rechts: Kerkini See / NO-GR – bereits in der Bibel ist diese Insektenplage erwähnt) legen lange Wege aus andern Gründen zurück als die meisten anderen Insekten. Sie sind nicht auf der Suche nach einem geeigneten Klima, sondern nach Nahrung. In Mittel-europa trat die letzte Heuschreckenplage in der Mitte des 18. Jh. auf; zwischen Marokko und Indien sind die bedrohlichen Schwärme, die aus mehr als einer Mrd. Einzeltieren bestehen können, auch heute noch gefürchtet, da sie innerhalb kürzester Zeit ganze Landstriche kahlfressen können.

Der Japankäfer ist kleiner als eine 1 Ct.-Münze und meldepflichtig, wenn er entdeckt wird.

Insekten u. Spinnentiere lieben der Sommer, zum Leidwesen vieler Menschen. Zecken nerven schon ab dem Frühjahr, jetzt sind die Wespen dazugekommen und dann gibt es auch noch Nachrichten über den gefräßigen Japankäfer und lästige, invasive Ameisen Tapinoma magnum. In Kehl und andernorts treiben sie die Menschen zur Verzweiflung. Die eingeschleppte Art bildet Superkolonien und stammt vermutlich ursprünglich aus Nordafrika. Auf Gemüse, Feldfrüchte, Obstbäume und Zierpflanzen hat es der aus Japan stammende gleichnamige Käfer abgesehen. Er ist wegen seines Kahlfraßes gefürchtet und meldepflichtig (ff. ibox). Der invasive Pflanzenschädling ist in der Schweiz im Kanton Basel gefunden worden; in BW gab es Einzelfunde in den Räumen Freiburg und Ludwigsburg und Lindau/Bayern. Im Verdachtsfall kann man sich auch an das Landwirtschaftsamt wenden. Viele Zecken sind aufgrund der gestiegenen Temperaturen inzwischen ganzjährig aktiv. Das Spinnentier verursacht die gefährliche Hirnhautentzündung FSME.

i Japankäfer einfrieren und fotografieren: Er ist nur etwa 1 cm groß, hat einen metallisch glänzenden grünen Kopf und braune Flügel. (Anm.: Neben den Gartenlaubkäfer kann er auch leicht mit dem heimischen Blatthornkäfer verwechselt werden, wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg ‚LTZ‘ in Karlsruhe warnt. Auch der bis zu 2 cm große Rosenkäfer werde wegen seiner grün-metallisch glänzenden Farbe oft für den Japankäfer gehalten -sei jedoch nützlich für den Garten, da sich seine Larven von abgestorbenem Pflanzenmaterial ernähren).

Auffallend sind 5 weiße Haarbüsche an jeder Hinterleibseite und 2 weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Die ♀♀ legen ihre Eier bevorzugt in feuchte oder bewässerte Grasflächen ab. Aus den Eiern schaffen dann die Larven, die Graswurzeln fressen und Schäden an den Wiesen und Rasenflächen anrichten. Um eine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern, sollen verdächtige Käfer dem zuständigen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden. Das in BW zuständige LTZ bittet die Bevölkerung, Käfer, auf die Merkmale des Japankäfers zutreffen, zu fangen, einzufrieren und zu fotografieren. Das Foto soll mit Angabe des Fundorts per Mail an pflanzen-gesundheit-kaefer@ltz.bwl.de geschickt werden. (Quellen: Dirk Hülser „Lästige Krabbeltiere“ NWZ 8.8.24; SWP/SÜDWEST-UMSCHAU 2.8.25)

PDF-Download

Summen, Brummen, BlütenkraftOhne sie geht nichts:

Wildbienen bestäuben einen Großteil unserer Pflanzen und sichern damit nicht nur unsere Ernsten, sondern auch die Artenvielfalt. Doch ihre Lebensräume verschwinden – und mit ihnen die summenden Helferinnen. Mehr als die Hälfte der über 500 heimischen Wildbienenarten ist gefährdet und damit ganze Öko-systeme. Viele Organisationen arbeiten daran, ihnen neuen Lebensraum zu geben. Blühstreifen werden angelegt. Nisthilfen gebaut und Wiesen insekten-freundlich umgestaltet. Auf dem Schulhof, am Ackerrand oder mitten in der Stadt. Der NABU z.B. bezieht auch gezielt Kinder mit ein. Ausgestattet mit Becherlupen und Blumenbüchern erforschen sie Lebensräume und bauen Nisthilfen aus Konservendosen und Holzrahmen. Kinder, Schüler und Schülerinnen werden so zu Bienenbotschaftern, die ihr Wissen weitertragen.(Quelle:Postcode Magazin/Spezial-Ausgabe 4/2025).

i Bislang wenig Mücken – für den Sommer können Experten aber keine Entwarnung geben: In diesem Frühjahr gibt es hierzulande bislang relativ wenige Stechmücken. „Die massive Trockenheit führt dazu, dass es einfach weniger Brutplätze gibt und dadurch gibt es nicht so extrem viele Stech-mücken“, erklärt Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropen-medizin in Hamburg. Eine Entwarnung für den Sommer ist die Mückenflaute nicht; „im Juli, August kann man trotzdem sehr zerstochen werden“, sagt Lühken.

Aedes (Aedimorphus) vexans, auch „Rheinschnake“ genannt (aus WIKIPEDIA)

Etwa bei den „Überschwemmungsmücken“ seien das Wetter im Sommer entscheidend, da ihre Eier jahrelang trockenresistent seien. „Wenn es sehr stark regnet, dann wären deren Eier überschwemmt und dann hat man trotzdem Stechmückenplagen“. (SWP/dpa 175.25).

i Achtung! Tigermücke! In weiten Teilen Baden-Württembergs kann in jüngster Vergangenheit neben der hiesigen Stechmücke ein weiteres schwarz-weiß-gestreiftes Problem hinzu: die Asiatische Tigermücke, auch „Tigermokito“ genannt. Das Insekt stammt ursprünglich aus Süd- und Südostasien, hat sich in den vergangenen Jahren allerdings auch in weiten Teilen Europas, in Deutschland besonders im Südwesten, ausgebreitet. 2007 wurden am Rastplatz Bad Bellingen (Lkrs. Lörrach) entlang der A5 erstmals Eier der Mücke gefunden. Das Insekt ist kleiner als die bekannten Stechmücken und fällt durch seine Schwarz-weiß-Färbung auf. Außerdem fliegt und sticht die Tigermücke auch tagsüber, während die meisten anderen Stechmücken eher in der Dämmerung aktiv sind. Sie kann nach Auskunft des Sozialministeriums Erkrankungserreger wie das Dengue-, Chikungunya– oder Zika-Virus auf Menschen übertragen und Infektionskrankheiten auslösen. Bislang ist in BW kein Fall bekannt, bei dem ein Mensch durch durch den Stich der Asiatischen Tigermücke infiziert worden wäre. In BW ist die Stechmücke v.a. entlang des Oberrheins heimisch, doch sie breitet sich rasant im ganzen Land aus. Sie legt ihre Eier in stehendes Wasser ab.

Ihre Bekämpfung gelingt deshalb nur, wenn Regentonnen und Zisternen abgedeckt sind und in Schalen, alten Reifen und sonstigen Gefäßen kein Wasser steht. Gießkannen und Gartengeräte so lagern, dass sich darin kein Wasser sammeln kann, z.B. Gießkannen nach dem Gebrauch auf den Kopf stellen. Hohe Zaunpfähle sollten abgedichtet werden und Dachrinnen und Ablauf-rinnen freigehalten werden. Auch Tier- und Vogeltränken, Untersetzer und Übertöpfe sollten wöchentlich ausgeleert und ausgewaschen werden. Da die Eier der Tigermücken winterfest sind, sollten Eimer, Untersetzer etc. vor dem Verstauen mit heißem Wasser gereinigt und ausgebürstet werden. Das Landes-gesundheitsamt (auf der Website auch eine aktuelle Verbreitungskarte) und auch die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnaken-plage (KABS) geben Tipps, wie wie Tigermücke bekämpft werden kann. (Quelle: Auszug Petra Walheim „Auf dem Vormarsch“ SWP/Südwestumschau 7.6.25 und Michl-Felix Bier „Aggressive Tigermücken in Holzhausen“ NWZ 10.7.25)

i Tigermücke – Risiko einer Mutation: Spätestens seit der Corona-Pandemie gehört selbst für nicht medizinisch interessierte Menschen zum Stichwort „Virus“ aus der Begriff „Mutation“. Das sind Fehler, die bei der Kopie der Erb-information des Virus entstehen. Sie können z.B. dazu führen, dass die Ober-fläche der nächsten Virusgeneration minimal anders aussieht – Impfstoffe wirken dann unter Umständen nicht mehr so gut. Arboviren, zu denen das Dengue-, West-Nil und Chikungunya-Virus zählen, sind RNA-Viren und mutieren im Vergleich zu anderen Virusgruppen schneller, sagt Biologin Mandy Schäfer. Das liegt daran, dass RNA-Viren nicht noch einmal überprüfen, ob die Kopie der Erbinfo richtig ist. Dass die Viren mittlerweile auch in Europa zirkulieren, hat auf die Mutationsrate keinen Einfluss. (Auszug Lena Angerer „Gefahr aus den Tropen“ SWP/SÜDWESTUMSCHAU 3.9.25).

i 2018 erstmals in Deutschland: In den südeuropäischen Ländern Italien, Spanien und Griechenland kommt es seit etlichen Jahren immer wieder zu Infektionsherden mit dem West-Nil-Virus. 2018 wurde er erstmals auch bei Vögeln und Pferden in Deutschland nachgewiesen. (Dominik Straub „Gefahr an Italiens Stränden“ SWP/BLICK IN DIE WELT 31.8.25).

Im Rahmen des Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt hat das Land BW gemeinsam mit dem VHS-Landesverband zw. Okt. und Nov. fünf online-Vorträge zu unterschiedlichen Querschnittsthemen konzipiert. Die Teilnahme ist kostenlos. In Deutschland gibt es etwa 570 Bienenarten – rund 460 davon sind in BW heimisch. Welche Pflanzen helfen dabei, seltene oder spezialisierte Arten in unsere Gärten und auf unsere Balkone zu locken und ihnen wertvollen Lebensraum zu bieten? Und warum lohnt es sich, auch auf kleinstem Raum wieder mehr Gemüse und Obst anzubauen? Zum Online-Vortrag 23.10.25, 18:oo h!

Gift bleibt verboten: Der französische Verfassungsrat hat die Wieder-einführung eines verbotenen Insektengiftes gekippt. Die Verfassungsrichter entschieden, eine neuerliche Zulassung des Wirkstoffs Acetamiprid sei nicht mit der Umweltcharta vereinbar, die in Frankreich Verfassungsrang hat. SWP/WIRTSCHAFT9.8.25)

Quellen: Südwest Presse/WISSEN 17.8.24, „Apps gegen das Insektensterben“ BUND 7.6.24 und Ökologischer Pflanzenschutz; MDR, Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, FAO, Locust Watch, NABUNews 20.6.24, andere Medien-berichte; Großraubtiere Anhang 1 „Zecken“ HF.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert