Wenn der Frühling kommt, wir draußen im Sonnenschein sitzen und das erste Eis des Jahres genießen – dann fühlen wir uns einfach großartig, beschwingt und rundum wohl in unserer Haut, und „bei einigen Menschen fängt es manchmal auch im Bauch zu kribbeln an“. Nicht nur bei vielen Menschen lässt der Frühling die Herzen höherschlagen – neben der Haselnussblüte kündigen auch einige Tiere den nahenden Frühling an.

Wann fängt der Frühling denn nun an? Eine Möglichkeit, die Jahreszeiten zu bestimmen, bietet sich durch die Beobachtung von Pflanzen und Tieren. Die Phänologie unterteilt das Jahr anhand von Ereignissen wie Apfelblüte oder Blattfall bei der Eiche in 10 Abschnitte: Vor-, Erst-, Vollfrühling, Früh-, Hoch-, Spätsommer – und Früh-, Voll-, Spätherbst und Winter. Ehrenamtliche aus ganz Deutschland melden an den Deutschen Wetterdienst laufend solche Beobachtungen. Diese phänologischen Daten haben sich als wertvolles Instrument zur Diagnose des Klimawandels erwiesen.


Vorfrühling: Pflanzen – Schneeglöckchen und die Kätzchen der Hasel läuten mit Gewissheit den Vorfrühling ein. Der phänologische Winter ist vorbei. Tiere – Rückkehr der Stare und Lerchen; Maulwurfshügel entstehen; erste Hummeln an Blüten.






Erstfrühling: Planzen – um den April herum zieht der Erstfrühling ein, wenn die Forsythie blüht und die Stachelbeere ihre Blätter entfaltet. Tiere: Rückkehr der Schwalben; Wild- und Honigbienen; Brutbeginn der Rotschwänzchen.




Vollfrühling: Die Pflanzenentwicklung ist im vollem Gange. Eingeleitet wird diese Jahreszeit durch die Blüte am Apfelbaum und wenn die Stieleiche ihre Blätter entfaltet. Tiere: Evtl. Maikäferflug; der Kuckuck ruft; Siebenschläfer erwacht aus dem Winterschlaf.




So singen in den frühen Morgenstunden wieder „Amsel, Drossel, Fink und Star Sturnus vulgaris …“ (das können wir in fast jedem Garten, Park oder Grün-streifen mitzuhören: im Frühling singen nämlich die Vogel-♂ besonders laut, ausgiebig und schön, um ihr Revier abzugrenzen oder ein ♀ anzulocken).



In der Pflanzenwelt sind bereits Alpenveilchen (F: Europäisches Alpenveilchen Cyclamen purpurascens), Tulpen Tulipa und Hyazinthen (F: Traubenhyazinthen Muscari) in den Startlöchern, auch Wildbienen (F: Große Blaue oder Violett-flügelige Holzbiene Xylocopa violacea – Gebiet Gartenteich Schlat), Mücken-schwärme sowie Käfer (F: Goldglänzender Laufkäfer Carabus auronitens – NP Lauenburgische Seen/SH) und Wanzen (F: Gemeine Feuerwanze Pyrrhocoris apterus, Schlat) läuten die neue Jahreszeit ein. “ Die Tage werden langsam wieder länger und steuern damit bei Tieren den Hormonhaushalt und die Fortpflanzungsaktivitäten“, erklärt NABU-Experte Stefan Bosch.






Der richtige Zeitpunkt: …ja, auch in der Pflanzenwelt gibt es so etwas wie Frühlingsgefühle – es ist nämlich gerade für sie wichtig, den „richtigen“ Frühling nicht zu verpassen. Ein paar warme Tage im Dezember darf beispielsweise der Apfelbaum nicht schon fälschlicherweise für den Frühling halten und vorzeitig blühen – alle Blüten und damit die Fruchtansätze würden zerstört werden, wenn es wieder kälter wird. Bestimmte Stoffe in den Pflanzen sorgen dafür, dass das nicht passiert. Erst mit wärmeren Temperaturen und vermehrtem Tageslicht geben sie das Signal: „Jetzt ist es soweit!“

Die frühesten Frühjahrsblüher, die in unseren Gärten (Fotos in Schlat) zu finden sind, sind Winterling Eranthis hyemalis und Schneeglöckchen Galanthus (Seine Zwiebel hat soviel Kraft, dass sie etwas wärme produziert. Diese Wärme lässt den Schnee um Stängel und Blätter wegschmelzen. So versorgt sie die Pflanze gleichzeitig mit Wasser), die im Februar zu blühen beginnen, gefolgt von Krokussen (F: Frühlings-Krokus Crocus vernus), Zweiblättrigem Blaustern Scilla bifolia, Gänseblümchen Bellis perennis und Narzissen (F: Gelbe Narzisse Narcissus pseudonarcissus).






Bekannte Frühblüher im Wald sind u.a. Buschwindröschen Anemonoides nemorosa, Leberblümchen Hepatica nobilis (bekam wegen seiner dreilappigen Blätter, die an eine Leber erinnern, seinen Namen), Schlüsselblume Primula veris, Märzen-becher Leucojum vernum (Frühlings-Knotenblume), Hohler Lerchensporn Corydalis cava oder Bärlauch Allium ursinum. Nach einem langen, grauen Winter ist der Anblick der farbigen Blüten “Balsam für die Seele“.






Gewusst? Siehst du im Frühling eine Hummel Bombus terrestris herumfliegen, kannst du dir ziemlich sicher sein, das gerade eine Majestät an dir vorbeisurrt. Denn im Frühling fliegen nur die Hummel-Königinnen aus, um Futter zu sammeln.





Honigbienen nehmen ihre Arbeit erst wieder auf, wenn die durchschnittlichen Temperaturen mindestens 10°C betragen. Sie steuern v.a. Salweiden Salix capreaan, besser bekannt als Weidenkätzchen oder Palmkätzchen. Die Sal-weiden gehören zu den ersten Sträuchern, die im Frühling blühen.









Amphibien auf Wanderschaft: im Frühling beginnen Kröten (F: Erdkröte Bufo bufo), Frösche (F: Grasfrosch Rana temporaria) und Molche (Fotos: Bergmolche Triturus alpestris) zu wandern. Sie legen ihre Eier nämlich immer wieder in dem Gewässer ab, in dem sie selbst geschlüpft sind. V.a. Autofahrer müssen jetzt aufpassen, denn oft überqueren ganze Kröten- oder Frosch-Kolonien Land-straßen, insbesondere bei Niesel- bzw. Regenwetter.



Ende März bis Ende April erwachen auch die Igel Erinaceus europaeus aus ihrem Winterschlaf. Danach heißt es erst einmal: futtern, futtern, futtern, denn der Igel hat während seines langen Nickerchens einiges an Körpergewicht verloren. PS: Die Vorderbeine eines Igels sind länger als seine Hinterbeine.

Viele Vögel verbringen den Winter nicht hier bei uns, sondern fliegen in den warmen Süden. Der Weißstorch macht sich im August/September auf den Weg in wärmere Gefilde. Die Veränderung auf der westlichen Route mit dem Ziel Spanien statt Afrika habe der Population gut getan. Seit Jahren fliegt ein Großteil der der Zugroute Südwesten nur noch 2.000 statt manchmal 6.000 km, dadurch ist die Sterlichkeitsrate extrem gesunken. Zudem entfalle das risikoreiche Unhervagabundieren in Afrika (2019 gäbe es bundesweit etwa 7.500 Paare, zwischenzeitlich geschätzt 8.000 Paare). Im Frühjahr kehren sie aber wieder heim, um zu brüten und ihre Jungen großzuziehen. Störche Ciconia ciconia bspw. bauen jetzt ihre Nester weit oben auf alten Schornsteinen oder Masten.



Frühjahrshochwasser ist ein regelmäßig im Frühling wiederkehrendes Ansteigen des Pegels von Bächen und Flüssen.

Schon gewusst? Wie viel Tageslicht wir im März gewinnen: Rund um die Tagundnachtgleichen im Frühjahr und Herbst verändert sich die Länge des Sonnentage am stärksten. Das bedeutet: In keinem Monat gewinnen wir soviel Sonnenzeit dazu wie im März rund um den Frühlingsbeginn. Der Eindruck, dass der Winter weicht, ist also keine Einbildung. Vom ersten bis zum letzten Tag des Monats kommen in Berlin knapp 2 Stunden Sonnenzeit dazu – eine Stunde und 57 Minuten, um genau zu sein.
Quellen: „Das sind die ersten Frühlingsboten im Garten“ t-online. dpa, sw 21.2.21; Andrea Frühauf „Wunder der Natur“ SÜDWEST-PRESSE/KRUSCHEL 20.7.20, „Wann fängt der Frühling denn nun an?“ 20.3.21 und „Neue Route, mehr Störche“/MAGAZIN/WISSEN/dpa 21.8.21, Kerstin Petry „Tieren auf der Spur“ 16.7.21 und Jacqueline Berlin „Frühlingsgefühle“ 18.4.23; Wikipedia.