Tierische Architekten – Wasserburgen, Tontöpfe, Mehrfamilienhäuser: Manche Tiere sind echte Baukünstler

Wenn wir Häuser bauen, lassen wir uns meist von Handwerkern und Architekten helfen. Doch nicht nur Menschen erschaffen unglaubliche Bauwerke – auch Tiere sind wahre Meister der Architektur. Egal ob außergewöhnliche Optik mit bunter Dekoration, Gemeinschaftsunterkünfte oder ganze Städte: In der Natur kann man so einige spektakuläre Bauten entdecken.

Eigener Baustoff: Bienen sammeln nicht nur fleißig Nektar, sie konstruieren auch ganz faszinierende Bauten. Das Baumaterial Wachs stellen die Bienen selbst her, indem sie wischen Bautaschen und Hinterleib Wachsschuppen ausscheiden. Ihre Waben formen sie durch Hitze, die sie mit ihrem Flügelschlag erzeugen. Eigentlich sind die Waben rund, da aber jede Wabe von sechs weiteren umgeben ist, formen sich die Kreise durch Hitze zu Sechsecken. Die Lieblingstemperatur der Bienen ist 35°C. Wenn es mal zu warm wird, fächern sie mit ihren Flügeln die warme Luft nach draußen. Oder sie sammeln Wasser-tropfen, die am Rand der Zellen angebracht werden.

Alle unter einem Dach: Mehlschwalben Delichon urbicum, auch Stadt- oder Kirchschwalben genannt, sind Koloniebrüter und die Nester sind gelegentlich so nahe aneinander gebaut, dass sie sich an ihrer Basis berühren. Kolonien bestehen meist aus vier bis fünf Nestern. Es sind aber auch Kolonien belegt, die tausende von Nestern umfassten. Ihr Nest bauen sie an senkrechten Wänden unter natürlichen oder künstlichen Überhängen, z.B. unter Felsenvorsprüngen, Dachtraufen, Dachrändern oder Toreinfahrten. Nester außerhalb menschlicher Siedlungen, etwa an isolierten Bauwerken wie Betonbrücken, sind selten. Sofern es bereits vorhandene Nester gibt, werden diese bevorzugt bezogen. Voraussetzung für den Nestbau ist, dass der als Baumaterial verwendete Lehm unmittelbar an der Nistwand haftet. Werden die Nester an Felsen gebaut, werden daher Oberflächen gewählt, die frei von Moosen und Flechten sind. Anders als die Rauchschwalbe errichten Mehlschwalben ihr Nest nur in Ausnahmefällen innerhalb von Gebäuden.

Die meisten Wespen bauen Häuser aus Papier oder Ton, indem sie Holzfasern zerkauen. Eine besondere Gattung der Wespen aber töpfert ihre Häuser. Die Töpferwespe baut aus einem Gemisch aus Speichel und Erde eine kleine Brutzelle. In diese Zelle legt sie ein einziges Ei. Anschließend geht das ♀ auf Jagd und betäubt kleinere Insekten mit einem Stich; diese trägt sie in ihr getöpfertes Kinderzimmer und schließt es anschließend mit einem Deckel. So hat die Larve genug Nahrung, um in Ruhe zu einer Wespe heranzuwachsen.

Eingebaute Klimaanlage: Termiten Isoptera sind ganz schön klein – ihre Bauwerke werden aber bis zu sechs Meter hoch und erinnern an riesige Sandburgen. Da es dort, wo sie leben, sehr heiß ist, bauen die Termiten sogar eine Klimaanlage ein. Sie bauen immer neue Öffnungen und verschließen alte. Warme Luft zieht so durch Kanäle nach oben ab und kühle Luft strömt von unten nach. Damit der Bau möglichst wenige Sonnenstrahlen abbekommt, richten Termiten die schmale Seite der Sonne zu. Gebaut wird mit einem Gemisch aus Erde und Speichel. Diese lehmartige Konstruktion speichert im Laufe des Tages die Sonnenwärme und gibt sie nachts wieder ab.

Riesige Stadt: Ameisenhügel sehen aus wie einfache Haufen aus Nadeln und Reisig. Doch im Inneren erinnern sie an eine gigantische Stadt. Ameisen legen viele verzweigte Gänge mit Hauptstraßen, Wegen und Kammern an. Nass wird es in so einem Ameisenhügel nicht – das Dach aus Reisig und Nadeln hält das Wasser ab. AnHeizung und Lüftung haben sie auch gedacht. Wenn es mal zu kalt wird, verschließen sie ihre Gänge, damit die Wärme im Bau bleibt. Wenn es zu heiß wird, werden weitere Eingänge gegraben, die helfen, die Luft besser zu verteilen. Blattschneideameisen legen sich sogar unterirdische Gärten an. In diesen Gewächshäusern züchten die Ameisen Pilze, die ihnen dann als Nahrung dienen.

Biber (F: Kanadischer Biber – Revier bis 4,5 km in der Flussaue parallel zur Highway/Northwest Territories/CDN) sind wäre Burgenbauer und Land-schaftsarchitekten. Sie bauen Staudämme, durch die kleine Bäche umgeleitet werden und Seen entstehen. Somit formen sie die Landschaft neu. Die Dämme baut ein Biber aus ganzen Baumstämmen, Ästen und Schlamm.

Die Eingänge seiner Burg liegen unter Wasser. Um in die Schlafkammer zu kommen, in der er auch seine Jungen aufzieht, muss der Biber also tauchen. Doch trotzdem geht er nie nass ins Bett: Bevor er die Burg betritt, putzt und trocknet er sich in seinem Vorzimmer.

Der Europäische Biber Castor fiber, auch Eurasischer Biber genannt (F: Biber als Landschaftspfleger im deutsch-niederländischen Naturentwicklungsgebiet „De Gelderse Poort“), ist das größte Nagetier Europas. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 80 – 102 cm und eine Schwanzlänge von bis zu 35 cm. Adulte Biber wiegen zw. 23 und 30 kg. Wie alle Biber leben sie semiaquatisch und bewohnen Gewässer und deren Uferbereiche. Sie gestalten ihre Lebensräume aktiv und ernähren sich rein pflanzlich.

Quellen: Aline Klumpe „Tierische Architekten“ SÜDWEST PRESSE/KRUSCHEL 19.7.21; „Die kleinen Riesen“ Reader’s Digest 11/1999; „Die Rote Waldameise“ NATURSPIEGEL 4/2000; „Der Staat ist alles“ SWP/magazin 12.11.11; Hartmut Felgner „Die Rückkehr der Großraubtiere“ pdf und F-Serie; Wikipedia. Siehe auch LNV-AK GP /Merkblätter – Touristik-Naturschutz-Aktionen!