Riskanter Marsch

Kröten gehen in jedem Frühjahr auf eine gefährliche Wanderung. Wenn das Wetter milder wird, gehen Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft. Das passiert, wenn es nachts nicht mehr kälter als + 5°C ist. In ganz Deutschland sind im Frühjahr Millionen Kröten und Frösche auf ihrer Laichwanderung unterwegs – bis zu 10.000 pro Nacht. Die Tiere machen sich vorrangig auf den Weg zu genau dem Gewässer, in dem sie selbst aufgewachsen sind und wo sie sich von einer Kaulquappe in einen Frosch oder in eine Kröte verwandelten. In diesen Seen, Teichen und Tümpeln wollen sie nämlich selbst ihre Eier ablegen. Daraus schlüpfen Kaulquappen, die wiederum später zu Fröschen oder Kröten werden.

Kröten müssen auf ihrer Wanderung häufig Straßen überqueren – es gibt jedoch keine Zebrastreifen für sie; viele von ihnen werden überfahren. Denn zum einen sind sie nicht die Schnellsten – 15 Minuten kann es dauern, bis sie auf die andere Straßenseite gelangen – und zum anderen sind sie v.a. nachts unter-wegs, weil in der Nacht die Luftfeuchtigkeit höher ist und sie nicht so schnell austrocknen. In der Dunkelheit werden sie jedoch von Autofahrern oft übersehen (entlang der Straßen gehen rd. 90 % des Bestandes verloren).

Gefährlich sind außerdem Gullys, in denen das Regenwasser abfließt. Die Kröten fallen hinein und verhungern dort, weil sie nicht mehr hinausklettern können. Zudem überwintern Frösche, Kröten, Molche u.a. Amphibien und Reptilien gerne in Kellerschächten. Ohne eine geeignete Kletterhilfe ist ihr Tod daher im Frühjahr vorprogrammiert. Also sollten die geschaffen oder aber die Lichtschächte entsprechend abgedeckt werden.

Was sind Amphibien? Frösche und Kröten wie auch Molche sind Amphibien. Das heißt, sie können sowohl im Wasser als auch an Land leben.Ihr Name kommt von dem griechischen Wort amphibios, das bedeutet „doppelledig“. Das Besondere ist, dass Amphibien, wenn sie im Wasser ausschlüpfen, Kiemen haben (siehe ff. Foto Feuersalamander-Larve), durch die sie atmen können.

Nach ein paar Wochen bilden sich diese Kiemen wieder zurück und die Larve bildet eine Lungenatmung aus, sodass sie auch an Land leben kann.

Im Durchschnitt dauert der Prozess von der Kaulquappe zum Frosch etwa 12 Wochen. Dies kann jedoch je nach Faktoren wie Froschart, Wassertemperatur und Nahrungsangebot variieren. Während der Metamorphose durchlaufen die Kaulquappen mehrere körperliche Veränderungen.

Anmerkung: Durch die Klimaerwärmung der letzten Jahre finden die Frösche immer weniger Laichgewässer, da ihre Geburtsgewässer ausgetrocknet bzw. zugewachsen sind. Notgedrungen werden daher auch immer häufiger entlang der ausgebauten Forststraßen die Entwässerungsgräben oder parallel zu landwirtschaftlichen Flächen zum Laichen genutzt mit der Folge, dass diese Gräben nicht die erforderliche Metamorphose-Zeit mit Wasser gefüllt bleiben. Kontrollfahrten und die genehmigte Umsetzung von Froschlaich bzw. Kaul-quappen bleibt daher erforderlich (vor rd. 30 Jahren waren es bei einer Revier-fahrt bis zu 8 gefüllte Bauwannen – 2024 bei der gleichen Fahrt 1 Eimer)!

Seit vielen Jahren errichten Tierschützer an viel befahrenen Straßen oder gefährlichen Stellen Krötenzäune: Sie sind etwa kniehoch, sodass die Kröten nicht drüber hüpfen können. Die Tiere wandern dann immer weiter am Plastikzaun entlang, bis sie in Eimer fallen, die im Boden eingegraben wurden. In diesen Eimern tragen die Tierschützer die Kröten dann einfach auf die andere Straßenseite – sie spielen also Krötentaxi. Oder die Kröten wandern am Zaun entlang bis zu einem s.g. Krötentunnel, quasi eine Unterführung für Kröten. Durch diesen gelangen sie selbstständig auf die andere Straßenseite.

Im Forstrevier Göppingen-Oberholz wurden parallel zum Roßbach s.g. Entlastungsgewässer angelegt, um die wandernden Kröten mit Laichangeboten unterhalb der L1075 (Göppingen – Hohenstaufen / „Linsenholzsee“) zu halten.

Wie die Kröten ihr Geburtsgewässer über zig Kilometer so zielstrebig wieder-finden, ist bis heute nicht sicher geklärt. Man vermutet, dass sie sich an Wald-wegen und -Rändern orientieren. Und wenn sie in der Nähe ihres Gewässers angekommen sind, erkennen sie es wohl am Geruch. Letztlich bleibt es aber ein Rätsel, wie sie den Ort ihrer Geburt so exakt finden können.

Übrigens: Während die Krötenweibchen teilweise bis zu 5 km Weg zum Tümpel auf sich nehmen, lassen sich die Krötenmännchen einfach tragen – huckepack. Es kann sogar passieren, dass eine Erdkrötendame bis zu zehn Männchen auf dem Rücken spazieren trägt!

Der Winter: Frösche und Kröten befinden sich während der kalten Winter-monate in der s.g. Winter- oder Kältestarre. Ihre Körpertemperatur ist dabei stark gesunken, sodass sie sich kaum noch bewegen können. Sie atmen sehr langsam und fressen während der ganzen Zeit auch nicht. Frösche gehören zu den wechselwarmen Tieren, deren Körper- von der Außentemperatur abhängig ist. Damit sie bei Minusgraden nicht einfrieren, haben sie einen Trick: Sie haben ausreichend Glukose im Blut, also Traubenzucker, der wie eine Art Frostschutz-mittel wirkt und verhindert, dass die Tiere sterben.

Quelle: Nicole Hauger „Riskanter Marsch“ Südwest Presse/KRUSCHEL 16.3.21; Wikipedia.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert