Flinke Wasserjäger

Fischotter leben in Flüssen und sind vom Aussterben bedroht: Jedes Jahr wählt die Deutsche Wildtier Stiftung ein „Tier des Jahres“. Dies wurde 2021 der Fischotter. So soll damit aufmerksam gemacht werden, dass der Fischotter und sein Lebensraum gefährdet sind. Wie viele Fischotter es noch in Deutschland gibt, lässt sich nur schwer schätzten. Sie schlafen meist tagsüber und sind erst in der Dämmerung oder in der Nacht aktiv. Bis Mitte des 20. Jh. verschwand die Art aus weiten Teilen West- und Mitteldeutschlands. Halten konnte er sich im Osten, v.a. in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Von dort aus breitet er sich seit 1990 wieder in Norddeutschland und im Osten Bayerns bis in niederbayerischen Donauraum wieder aus. In BW ist der Otter bisher aber noch nicht wieder angekommen. Zu seiner Verwandtschaft zählen u.a. Steinmarder und Dachs.

Haariger Rekord: Einer der Gründe, warum der Fischotter vom Aussterben bedroht ist, ist sein dickes, dunkelbraunes Fell. Das konnte man – bis es verboten wurde – nämlich sehr teuer verkaufen. Der Fischotter hat das dickste Fell von allen Säugetieren. Insges. hat er bis zu 140 Mio. Haare (= bis zu 70.000 pro cm²). Zum Vergleich: Eine Hauskatze hat etwa 73 Mio. Haare; wir Menschen 150 bis 200 Haare pro cm². Aber auch als unerwünschter „Schädling“ (da er als Konkurrent angesehen wird) in Fischteichen wurde er lange Zeit so intensiv bejagt, bis er beinahe ausgerottet war. Sein Fell ist extrem dicht, zudem greifen die einzelnen Haare auch noch wie ein Klett-verschluss ineinander. So wird eine wärmende Luftschicht im Fell festgehalten und somit kann kein Wasser bis zur Haut vordringen. Beim Tauchen wird die Luft aus dem Fell gepresst. Sie steigt dann als kleine Bläschen an die Wasseroberfläche und verrät die Tauch-strecke des Fischotters. Im Gegensatz zu vielen anderen Tieren hat der Otter keine dicke und schützende Fettschicht, da diese seinen stromlinienförmigen Körper bei der Jagd im Wasser eher behindern würde.

Das braucht er auch, denn er verbringt fast sein ganzes Leben im Wasser. Beim Schwimmen helfen ihm die Schwimmhäute zwischen den Zehen an den Vorder- und Hinterbeinen. Der Fischotter ist mit Schwanz, der als Steuer dient, bis zu 1,40 m groß und hat ziemlich kurze Beine. Der Kopf ist flach und breit mit kleinen Augen. Die Ohren sind so klein, das man sie kaum sieht, weil sie im Fell versteckt sind. Er kann bis zu 12 kg schwer werden; die ♀♀ sind meistens ein bisschen kleiner und leichter als die ♂♂. In matschigem Gelände oder im Schnee lassen sich die typischen Abdrücke der etwas rundlichen Vorderfüße und der länglichen Hinterfüße gut erkennen.

In sauberen Gewässern und unberührter Natur fühlt sich der Fischotter besonders wohl. Denn nur dort findet er genug zu fressen.

Seine Leibspeise verrät schon sein Name: Er liebt Fisch und wenn der Fisch-otter seiner Beute im Wasser hinterherjagt, kann er bis zu 8 Minuten die Luft anhalten. Aber nicht nur Fisch steht auf dem Speiseplan des flinken Jägers. Er frisst auch gerne Krebse, Schnecken, Muscheln und Insekten. Um seine Körper-temperatur von 39 – 40 Grad aufrechtzuerhalten, „verbrennt“ ein Otter am Tag rd. 1 kg Nahrung – was in etwa 15 % seines Körpergewichts entspricht. Das bedeutet, dass er sich zu jeder Jahreszeit ziemlich vielseitig ernähren muss. Auch wenn meist direkt im Gewässer gejagt wird, so frisst er seine Beute doch oft am sicheren Ufer oder auf dem Eis. Nur kleinere Tiere vertilgt er sofort. Er jagt oft am Gewässergrund und stöbert dabei unter Steinen und Totholz nach Nahrung, wobei er v.a. im Winter auch dort ruhende Frösche aufspürt. Dabei helfen ihm seine langen Tasthaare, auch kleine Beutetierezu lokalisieren.

Um Muscheln und Schnecken knacken zu können, muss der Fischotter die Schale aufbrechen. Und das stellt er ziemlich schlau an. Denn er benutzt dafür Werkzeuge. Das können nur wenige Tiere. Mit kleinen Steinen hat er auf die Schalen, bis sie kaputtgehen.Häufig haben die cleveren Tiere sogar einen Lieblingsstein, den sie in ihren Hauttaschen unter den Armen aufbewahren. In diesen bewahrt er auch manchmal etwas zu fressen auf. Praktisch, oder?

Sein Zuhause hat der Fischotter in einer Höhle im Uferbereich. Der Eingang kann entweder über oder unter dem Wasser sein. Ein Luftschacht nach außen darf nicht fehlen. Der Fischotter hat aber ganz viele verschiedene Verstecke bzw. Schlafplätze, die er immer wieder wechselt. Das Revier kann dabei bis zu 50 km groß werden. Dabei geht er aber nie weiter als 100 m vom Wasser weg. Die Jungen werden in besonders guten Verstecken großgezogen.

Fischotter halten weder Winterschlaf noch Winterruhe, sondern sind auch im Winter im Wasser und an Land aktiv und auf Nahrungssuche.

Da unsere Gewässer immer mehr verschmutzen und die Ufer immer stärker bebaut oder landwirtschaftlich genutzt werden, verschwindet der Lebensraum des Fischotters. Deswegen setzen sich Naturschützer dafür ein, dass die Gewässer sauber bleiben und die Ufer erhalten werden. Nur so können wir den Fischotter vor dem Aussterben bewahren.

Gefahr durch Brücken: Wir wissen ziemlich viel über das Leben und das Verhalten der Fischotter. Allerdings haben die Forscher noch nicht so recht verstanden, warum Fischotter es vermeiden, unter Brücken hindurch-zuschwimmen. Stattdessen nehmen sie große Umwege in Kauf, die oft über Straßen und damit häufiger zum Tod der Tiere führen. Verkehr auf Straßen und Schienen ist mit die häufigste Todesursache für den Otter. Im Idealfall überspannt eine Brücke das Ufer weit und belässt so die natürliche Uferstruktur und Vegetation entlang des Gewässers, was auch für Otter ideal ist. Bei anderen Brückenkonstruktionen lässt sich dieser Effekt auch noch nachträglich mit mündlichen Uferstreifen erzielen, den s.g. Bremen. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich dafür ein, dass an den Pfeilern der Brücken kleine Pfade gebaut werden, damit die Fischotter auf ihren Wanderwegen bleiben und unter den Brücken hindurchlaufen können anstatt zu schwimmen. Diese Laufstege können aber auch frei schwimmend angebracht werden, wenn erforderlich.

„Bermen“ – Laufstege für den Otter (Grafik: Michael Krause aus SWP/WISSEN 27.2.21)

Fast ⅓ der wild lebenden Säugetiere in Deutschland ist in seinem Bestand gefährdet (Rote Liste der Säugetiere D’s). Viele Bestände haben sich in den vergangenen Jahren verringert. Hoffnungsvoll stimmt allerdings, dass gerade bei Tierarten, die im Fokus von Natur- und Artenschutzprojekten stehen, der Bestandstrend nach oben weist – so geht es bspw. Wildkatze, Fischotter („Gefährdete Wassermarder“ Sielmann-Stiftung 27.7.23; SWP 4.11.24)  und Wolf wieder besser. (WWF Magazin 1/2021; zu „Fangen und Töten von Fischottern“  Urteile VG Regensburg/BY 24.8.21 und Bayerischer VGH [JÄGER 2./7.5.24]).

Schon gewusst? DNA kann Auskunft über Abstammung, Ausbreitung und genetische Vielfalt geben und so auch Verursacher von gerissenen Tieren (z.B. durch Braunbär, Wolf, Luchs) identifizieren. Mit Hilfe der Exkremente (Losung/ Urin; FAZ 16.4.21) kann man Informationen darüber erhalten, was und wo das Tier gefressen hat, sowie über Lebensweise und Verhalten (Studie Molecular Ecology Resources 28.9.16 – Pilotprojekt u.a. auch für Fischotter [BUND 1.4.21; SWP 4.11.24], Wildkatzen und Braunbären). Zu Bär, Wolf, Luchs und Wildkatze HF „Die Rückkehr der Großraubtiere“ + Anhang I!

Ein Hoch aufs Otterleben! In einer Welt voller Krisen gibt es ein Lebewesen, das un zeigt, wie echtes Glück aussieht: der Otter. Kaum jemand spricht über ihn, dabei hat er alles, was wir uns insgeheim wünschen – Charme, Lebens-freude und eine beneidenswerte Work-Life-Ballance. Ein Plädoyer für ein unterschätzter Tier. (Auszug SWP/Lina Schmidt 18.2.25).

Quellen: Klaus Zintz „Munter im Winter“ SWP/WISSEN 27.2.21, Leonie Dries „Flinke Waserjäger“ /KRUSCHEL 26.5.21 und „Spuren im Schnee“ /WISSEN 28.12.24; Fischotter-Steckbrief Bund Naturschutz in Bayern ‚BN‚; Wikipedia.

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