Das Eichhörnchen – Reihe: Tiere in der Stadt

Eurasisches Eichhörnchen Sciurus vulgaris, häufig nur als Eichhörnchen bekannt –  im Winter trägt es kleine Haarbüschel an den Ohren. Diese werden auch Hörnchen genannt und wirken wie kleine Ohrenwärmer. (F: Siedlungsgebiet in Schlat).

Nachrichtlich: Grauhörnchen und Siebenschläfer. Fast schon beleidigend klingt der zoologische Gattungsname „vulgaris“ für eines der wahrscheinlich bekanntesten und putzigsten wildlebenden Tiere unserer Heimat. Durch sein niedliches Aussehen, seine zutrauliche Art und aufgrund seiner relativ häufigen Sichtungen in Parks und auf Gehwegen in Waldnähe, ist dieser kleine Nager zu einem wahren Sympathieträger des Menschen geworden. Dazu tragen sicher die koboldhafte Gestalt mit fingerartigen Zehen an den kurzen Vorderbeinen, ihre tollkühnen Kletterkünste und das Männchenmachen ebenso bei, wie ihre scheinbare pausenlose Geschäftigkeit. Schon in früheren Zeiten galt das gelehrige Eichhörnchen bei den Kindern als ein beliebter Spielkamerad, der sich schon damals gerne von ihnen füttern ließ.

Der lange buschige Schwanz und die typische Gestalt lassen keine Zweifel zu: Eichhörnchen! (F: LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes, Schlat).

Der mit 20 cm knapp körperlange, buschige und behaarte Schwanz ermöglicht ihnen ein Leben auf Bäumen, er fungiert als Balance-, Steuer- und Ruderhilfe. Daneben hat der Schwanz Aufgaben in der Kommunikation mit Artgenossen und dient als Bettdecke, denn er kann ein zusammengerollt liegendes Hörn-chen komplett bedecken. Große Sprünge (bis zu 5 Meter) macht man natürlich nicht alleine mit dem Schwanz. Kräftige Hinterbeine und scharfe Krallen sind ebenfalls nötig. Letztere gewähren auch den Halt für das Klettern kopfabwärts, einer Fähigkeit, die Eichhörnchen mit dem Jahresvogel Kleiber teilen. Das Fell weist nur in der warmen Jahreszeit die rotbraune, ja fast leuchtende Farbe auf. Im Herbst färbt sich sein Haarkleid in ein dunkleres rot- bis schwarzbraun. Die Bauchseite bleibt immer hell gefärbt, im Sommer ist sie auffallend weiß. In den dunkleren und kühlen Nadelwäldern zeigt sich der flinke Nager in einem dunk-len, zuweilen auch beinahe schwarz-braunem Farbton. Diese Farbvarianten ein und derselben Eichhörnchenart erklären Experten mit der Anpassung des Tie-res an seinen jeweiligen Lebensraum.

Eichhörnchen sind tataktiv, legen jedoch nachmittags gerne eine Siesta ein, die sie dann in ihrem kugelförmig angelegten Baumnest – meist in oberen Ast-gabeln – , dem Kobel, verbringen – genauso wie ihre Nachtruhe. Sie nutzen oft mehrere Kobel gleichzeitig, alternativ bewohnen sie auch gerne ausgediente Spechthöhlen. Außen besteht der Kobel aus kleinen Zweigen und Blättern, innen ist er mit Gras und Moos ausgepolstert. So ist der Kobel warm und Winterfest. Auch machen sie keinen Winterschlaf, vielmehr vermindern sie in strengen Wintern ihre Aktivitäten und halten eine Winterruhe. Ansonsten ist der Winter eine sehr wichtige Jahreszeit, beginnt doch im Dezember bereits die Paarungs♥zeit, die bis in den Sommer reichen kann.

Von den Beutegreifern haben es Habicht, Marder und Fuchs auf sie abgesehen. Eine ernstzunehmende Gefahr droht ihnen aber von ganz anderer Seite. Ihre Verwandten, die amerikanischen Grauhörnchen, verbreiten sich in Europa im-mer mehr – und nicht nur auf den Britischen Inseln, sondern jüngst auch in Ita-lien und der Schweiz sowie in einigen Waldgebieten Deutschlands – und ver-drängen die hiesigen Hörnchen. In England ist das Grauhörnchen mittlerweile so stark verbreitet, dass das einheimische Eichhörnchen kaum noch vorhanden ist. Sie sind robuster, vermehren sich schneller und übertragen einen Krank-heitserreger, der für unsere Eichhörnchen tödlich ist. („Ein Porträt des Eich-hörnchens“, Stefan Bosch, NATURSCHUTZ heute 1/06; Unser Umweltthema der Woche „Eichhörnchen – tollkühne Kletterer“ 3.9.12, Albrecht Trenz, kauf-land.de/umweltthema; wald-rpl.de; „Erste Hilfe für kleine Eichhörnchen“ von Birgit Rexer, NWZ 15.4.23; „Wildtiere in der Stadt – das müssen sie beachten“Das Erste / BRISANT 29.4.23; Info Wildgehege Laichingen; Wiki).

i Noch mehr Hörnchen: Die Verwandtschaft umfasst 230 Arten, die außer in Australien und den Polargebieten auf der ganzen Welt zuhause sind. Neben den Baum- gibt es Erdhöhlen bewohnende Hörnchen wie Murmeltiere, Chipmunks, Prärie-, Gleithörnchen und die auch in Europa heimischen Ziesel. Eine weitere Unterfamilie bilden die Flughörnchen. Siehe auch „Den Eichhörnchen auf der Spur“ NABU MV.

Derzeit haben Eichhörnchen Nachwuchs. In den ersten Lebenswochen sind die Jungtiere von ihrer Mutter abhängig. Wenn die Babys aus dem Nest fallen (das passiert nach Stürmen und Unwettern), werden sie bei der Eichhörnchenhilfe Filstal aufgezogen; sie gehört zu einem Netzwerk aus verschiedenen Auffang-stationen für verwaiste Eichhörnchenbabys oder verletzte adulte Tiere. Wichtige Telefon-Nummer: 0176 41355571.

PS: Eine Tau-Brücke soll in Memmelsdorf bei Bamberg Eichhörnchen von ei-ner gefährlichen Straße fernhalten (20 Nagetiere seien dort jedes Jahr über-fahren worden). Jetzt hat ein Baumpfleger und -kletterer mit einem Kollegen in mehreren Metern Höhe eine Seilbrücke als Kletterhilfe von einem Baum zum anderen über die Straße gespannt. (SWP 10.6.23).

Nachrichtlich:

Grauhörnchen / Eastern gray squirrel / Sciurus carolinensis © Anja Bärtle (F: St. James’s Park in London/GB)

Die Invasion der Grauhörnchen: In mehreren Ländern Europas bekommen die Eurasischen Eichhörnchen mittlerweile Konkurrenz von den Grauhörnchen. Diese stammen ursprünglich aus Nordamerika, von wo die Nager durch Menschen in andere Länder eingeschleppt wurden. 1876 soll im englischen Cheshire ein in Gefangenschaft gehaltenes Grauhörnchenpaar aus Mitleid freigelassen worden sein. Heute haben sie ganz England erobert; auch in Irland sind sie verbreitet und drohen Eurasische Eichhörnchen zu verdrängen. Mittlerweile wird in ganz Mitteleuropa von einer Ausbreitung in den kommenden Jahrzehnten ausgegangen. Einige tragen aus ihrer einstigen Heimat Krankheitserreger in sich. Das Squirrelpox-Virus bricht bei ihnen nicht aus – ist für Eichhörnchen jedoch tödlich. Zwei Expertentipps, um Grau-hörnchen zu identifizieren: „Zum einen haben europäische Eichhörnchen im Winter, wenn das Fell dichter ist, kleine Ohrpinsel. die gibt es bei Grauhörnchen nicht. Zum anderen lasen sich Grauhörnchen an zwei weißen Seitenstreifen, die sich am Schwanz befinden, gut erkennen“, so NABU-Experte Julian Heilmann. (Melanie Koch „Kleine Kletterkünstler“ TVdirekt Nr. 12/2025).

Siebenschläfer Glis glis (F: bei den Kleingärten im Süßener Wald).

Der Siebenschläfer ist ein Nagetier aus der Familie der Bilche Gliridae, auch Schlafmäuse genannt. Seine Gestalt erinnert an Eich- und Grauhörnchen, doch ist er deutlich kleiner, hat große, schwarze Augen, rundliche Ohren und einen weniger buschigen Schwanz (den er bei Gefahr abwerfen kann). Das Gesicht weist keine Zeichnungen, aber lange Tasthaare auf. Die Fußballen sind stets etwas feucht (Funktion von Saugnäpfen), so dass Siebenschläfer Bäume und Wände ohne Probleme erklimmen können. Zu seiner Hauptnahrung zählen Bucheckern. Sie leben einzelgängerisch oder in kleinen Familiengruppen, die dann aus einem ♀ und deren Nachwuchs bestehen. Sie verhalten sich ausge-sprochen territorial und verteidigen ihr Revier vehement gegenüber Artge-nossen. Lediglich zur Paarung im Juni, etwa 4 Wochen nach ihrem Erwachen, kommen♂ und ♀ zusammen.

Juv. Siebenschläfer (F: LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes, Schlat).

Als nachtaktives Tier verschläft der Siebenschläfer den Tag in Baumhöhlen, Erdlöchern, Nistkästen u.a. Verstecken und wird erst bei Einbruch der Dunkel-heit aktiv. Als ausgezeichneter Kletterer lebt er hauptsächlich auf Bäumen, in denen er seine Nahrung sucht, hier hauptsächlich Bucheckern. Siebenschläfer bevorzugen großflächige Laub- und Mischwälder mit alten Eichen und Buchen, denn die Bäume bilden erst nach etwa 20 Jahre die Baumfrüchte, die ihnen als Nahrung dienen. Reine Nadelwälder meiden sie. Doch sie scheuen auch die Nähe des Menschen nicht und siedeln in der Nähe von Streuobstwiesen und Scheunen, die ihnen Unterschlupfhöhlen zum Schlafen bieten. Oft ziehen sie sich zum Schlafen tagsüber auch in Gartenhäuschen, unbewohnte Nistkästen oder auf verlassene Dachböden zurück, wo sie manchmal durch ihr Poltern und Quieken auffallen. (Wiki, Steckbrief der Deutschen Wildtierstiftung; „Sieben-schläfertag“ BR24 26.6.24).

Schon gewusst? Angeblich erhielt er seinen Namen wegen seines 7 Monate dauernden Winterschlafs (in einer unterirdischen Höhle), jedoch dauert diese Ruhephase oft von Anfang September bis Anfang Mai des nächsten Jahres und damit länger als sieben Monate. Im Volksglauben werden die Siebenschläfer mit den Sieben Schläfern in Verbindung gebracht und je nach Stimmung als entwe-der gute Hausgeister und Beschützer der Hausbewohner oder böses Omen ge-deutet. Wetter, das am Siebenschläfertag herrscht, soll die nächsten 7 Wochen gelten. Doch für die Meteorologen zählt heute ein anderes Datum. Denn der Siebenschläfertag am 27. Juni entstand zur Zeit des Julianischen Kalenders, welcher später durch den Gregorianischen Kalender abgelöst wurde. Folglich kam es zu einer Verschiebung von 10 Tagen. Aus diesem Grund müsste man eigentlich den 7. Juli betrachten, um eine Wetterprognose zu erhalten. Dennoch bleibt das Datum des Siebenschläfertags unverändert der 27. Juni. (Wiki, Nord-bayern/Panorama 8.7.22).

Tipp: Gärten für Siebenschläfer und andere kleine bedrohte Säugetiere sicherer machen: Denn besonders bei heißen Temperaturen sind diese auf der Suche nach Wasser. Lebensgefahr droht ihnen aber, wenn sie nicht mehr aus den Regentonnen und -fässern hinausklettern können. Die einfachste Maßnahme: Die Wasserstellen abdecken. Wenn dies nicht möglich ist, kann man auch Aus-stiegshilfen in Form von Holzlatten oder dicken Ästen in den Regentonnen installieren. (BUND).

PS: Die Feuerwehr hat zwei Eichhörnchen aus einer Dunstabzugshaube in einer Wohnung in Hünxe im Ruhrgebiet befreit. Bewohner hatten Geräusche in der Küche bemerkt und per Notruf die Feuerwehr alarmiert. Diese demontierte die Abzugshaube und holte ein mit Speiseölresten beschmiertes Eichhörnchen heraus. Aus dem Rohr dahinter wurde ein weiteres Eichhörnchen befreit. Das beschmutzte Tier wurde gereinigt und freigelassen, das andere verschwand an Ort und Stelle. Die Nagetiere haben sich wohl durch eine Klappe in der Außenmauer zum Dunstabzug vorgearbeitet SWP/dpa 19.4.24.

Gartenschläfer: Er ist etwas kleiner als der Siebenschläfer und hat ein ähnliches Verbreitungsgebiet. Allerdings ist er weitgehend Bodenbewohner, besonders in Obstgärten und Weinbergen fühlt er sich zu Hause. Wichtigstes Kennzeichnen des Gartenschläfers ist seine schwarze Gesichtsmaske. Sie leben gerne in der Nähe von Menschen u. legen ihr Tages- oder Winterschlafquartier durchaus auch in Gebäuden, Rollladenkästen oder Wärmedämmungen an. Ist er einmal da, kommt er jährlich wieder, um seinen Nachwuchs großzuziehen oder den Winterschlaf im Haus zu verbringen. (Wiki; BUND 29.1.25)

Wie man Gartenschläfer freihält: Sie nisten sich auch gern in Häusern ein, sind aber streng geschützt. Ein sanftes Vergrämen ist möglich. Solange der Gartenschläfer getreu seinem Namen auch genau dort bleibt – nämlich im Garten – haben Hausbesitzer und die kleine Schlafmaus i.d.R. kein Problem miteinander. Aber sie suchen ihren Lebensraum manchmal in direkter Umgebung von Menschen, so Expertin Katrin Hüsken vom BUND. Es kann also durchaus vorkommen, dass sich die Tiere in Dachböden, Rolladenkästen oder Wärmedämmungen einnisten. Das Problem: Der kleine Nager ist stark gefährdet und steht daher unter Naturschutz und so ist es verboten, die Tiere während der Fortpflanzungszeit zwischen April und September zu stören.

Wie bringt man dem neuen Mitbewohner also schonend bei, seine Zelte woanders aufzuschlagen? – Kann der Auszug nicht bis zum Saisonende warten, etwa wegen starker Verunreinigung oder Schäden an Isolierungen oder Stromkabeln, kann man es zunächst auf die sanfte Art versuchen: mit stark riechenden Substanzen (die mag der Gartenschläfer überhaupt nicht). Dazu kann man kleine Schälchen mit Eukalyptus oder Pfefferminzöl in der Nähe des Schlafplatzes oder an den Zugangslöchern aufstellen. Auch Putzaktionen, Staubsaugen, Aufräumen und Wischen mit Essigessenz. Bleiben diese Versuche erfolglos, sollte man die zuständige Naturschutzbehörde oder das Umweltamt kontaktieren. Eigene Einfangversuche, Fallen oder gar Gift sind tabu. Katrin Hüsken empfiehlt außerdem die folgenden vorbeugenden Maßnahmen, um den Nager vom Haus fernzuhalten: mögliche Zugänge ins Haus verschließen, Äste entfernen, die direkt ans oder über das Haus ragen; Vogelfutterstationen nicht unmittelbar am Haus aufstellen sowie Vorräte für Vogel-, Katzen- und Hundefutter unzugänglich für ihn aufzubewahren. Außerdem gilt: Je wohler er sich im Garten fühlt, desto weniger ist der Drang ins Haus. Dichte Hecken und Sträucher, wilde Ecken und Unterschlupf-möglichkeiten tragen dazu bei, dass er wahrscheinlich draußen bleibt. (SWP/RATGEBER GARTEN/dpa 6.6.25)