Im Herbst packt viele Vögel das Reisefieber. Millionen Gänse, Kraniche, Enten, Störche u.a Zugvögel sammeln sich meist in großen Gruppen, um gen Süden zu fliegen, wo es wärmer ist als bei uns, etwa nach Spanien oder Afrika. Sie fliegen weg, um sich woanders mit Nahrung zu versorgen. – im kalten Norden würden sie im Winter verhungern, denn zu dieser Zeit schwirren oder krabbeln dort kaum noch Insekten umher. Auf ihren weiten Reisen stellen Zugvögel so manchen tierischen Rekord auf. Beeindruckend sind nicht nur die Entfernun-gen, die sie zurücklegen, sondern auch, in welcher Höhe sie fliegen können. Hier mehr über Vogelarten, die echte Spitzenleistungen erbringen.


Das Wattenmeer ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete für Wat- und Wasser-vögel der Welt. Die Vögel nutzen den großen Nahrungs-reichtum des Watten-meeres, um sich Energiereserven für bis zu 5.000 km weite Flugstrecken anzufressen, zu brüten, zu mausern oder zu überwintern.


In den Wintermonaten beginnt am Niederrhein ein sich in jedem Jahr wieder-holendes Naturschauspiel: Rund 170.000 Zugvögel, darunter bis zu 150.000 Blässgänse und 15.000 Saatgänse ziehen in riesigen Schwärmen aus sibirischen Gefilden zum Überwintern in die Auenlandschaften.


Zu den Zugvögeln (zum Foto links: über den N.P. Hainich/Thüringen + rechts: NP Niederlausitzer Heidelandschaft/Brandenburg) zählt man alle Vögel, die zu einer bestimmten Zeit an einen anderen Ort ziehen. Dabei ist es ganz egal, ob die Wanderungen im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter stattfinden. Der große Vogelzug findet jedoch im Frühjahr und Herbst statt. Ornithologen unterscheiden zwischen Lang-, Kurz- und Mittelstreckenziehern. Es gibt nämlich durchaus auch Vögel, die nicht Tausende von Kilometern, sondern – bspw. wegen schlechten Wetters – nur ein kleines Stückchen weiter von ihrem Brutplatz wegfliegen. Sie tun das, um weiterhin genügend Nahrung zu finden. Und dann gibt es noch die Standvögel, also Vögel, die ihr Brutrevier nicht verlassen.

Die Streifengans ist ein echter Überflieger: Die in Zentral- und Südasien heimische Art mit den zwei typischen schwarzen Querstreifen am Kopf überquert gar den Himalaja (mit fast 9.000 m das höchste Gebirge der Erde), um von ihrem Brutplatz zu ihrem Überwinterungsquartier zu gelangen. Das ist etwa so hoch, wie Passagierflugzeuge fliegen. Streifengänse wurden aus schon beim Flug über den 8.848 m hohen Mount Everest gesichtet, den höchsten Gipfel im Himalaja. Ihr Körper ist an den Sauerstoffmangel in diesen Höhen angepasst.

Die den größten Teil des Jahres im Norden Europas, von Skandinavien und Finnland bis nach Nordrussland und Sibirien, lebenden Singschwäne wurden schon in 8.000 m Höhe gesichtet. Bei uns findet man sie hauptsächlich in Norddeutschland – aber nur im Winter. Dann überwintern sie auf Äckern und schlafen nachts auf stehenden Gewässern.


Störche lassen sich von Aufwinden bis in Höhen von 4.800 Metern tragen.
i Neue Route, mehr Störche: Die Storch-Population in Deutschland nimmt zu, obwohl das feuchte Frühjahr der Brut mancherorts zugesetzt hat. So macht sich in einigen Regionen eine dezimierte Anzahl von Jungstörchen auf den Weg gen Süden. Der NABU hat wegen der feuchten Witterung im Frühjahr besonders in Nordwestdeutschland viele tote Jungvögel verzeichnet. Auch der Verlust von Feuchtwiesen und Gewässern in der Landschaft führte zu einem Mangel an Fröschen. Auch Mäuse gab es wegen der feuchten Witterung im Frühjahr in vielen Regionen nicht genug. Sie sind neben Regenwürmern die Hauptbeute der Störche. Der Weißstorch macht sich im August/September auf den Weg in wärmere Gefilde. Die Veränderung auf der westlichen Route mit dem Ziel Spanien statt Afrika habe der Population gut getan. Die Vögel finden auf spanischen Müllkippen und Reisfeldern genug Nahrung, sie suchen sich Schlafplätze in der Umgebung.

„Seit Jahren fliegt ein Großteil auf der Zugroute Südwesten nur noch 2.000 statt 6.000 km, dadurch ist die Sterblichkeitsrate extrem gesunken“, sagt Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut des NABU. Zudem entfalle das risikoreiche Umhervagabundieren in Afrika. Die Veränderung g der Winterroute habe zu einer Zunahme der Population in Westdeutschland geführt. 2019 gab es bundesweit etwa 7.500 Paare, jetzt vermutlich über 8.000, schätz Thomsen. (Auszug SWP/WISSEN/dpa 21.8.21)
Beim Thema Ausdauer geht kein anderer Vogel an die Küstenseeschwalbe heran: Vom Brutgebiet an den Küsten Grönlands und Alaska bid zu ihrem Winterquartier in der Antarktis legt sie mehr als 20.000 km zurück; inklusive Rückflug bis zu 50.000 km/Jahr. Sie schafft diese Strecke, weil sie im Flug schläft. Während die eine Gehirnhälfte schläft, navigiert und steuert die andere den Flug. Zu Hilfe kommt ihr dabei auch ihr Körperbau (aerodynamisch, bietet dem Wind wenig Widerstandsfläche). Außerdem sind die gegabelten Schwanz-federn und die langen, gewinkelten Flügel windschnittig und ideal zum Segeln.
Der Kuckuck legt seine Eier in ein fremdes Nest, seine Küken lässt er von den Gasteltern (bspw. Teichrohrsänger) aufpäppeln. Diese sind meist um ein Vielfaches kleiner, sodass das Nest geht schnell zu eng wird für das Kuckucks-junge. Irgendwann im September flattert der Kuckuck dann einfach los in sein Winterquartier nach Afrika – ohne Flugunterricht und ganz alleine! Offenbar weiß er genau, wann und wohin er fliegen muss. Sein Verhalten zeigt, dass Zugzeitpunkt, Richtung und Flugdauer bei den Vögeln angeboren sind.

Gemessen an ihrer Körpergröße dürften Rubinkehlkolibris Archilochus colubris die ausdauerndsten Fernflieger sein: Bis zu 2.200 km können die max. 9 cm großen und 6 g schweren Vögel nonstop zurücklegen. Sie überwintern in Mittelamerika und auf den westindischen Inseln und brüten im östlichen Nordamerika. Dazwischen legen sie einen 3.000-Kilometer-Zug zurück, darunter einen 1.000 km langen Non-Stopp-Flug über den Golf von Mexiko.
Bei uns gilt als kleinster Zugvogel Europas das Sommergoldhähnchen: 9 cm lang, 6 g leicht und eine Flügelspannweite von 13 cm. Jedes Jahr im späten Herbst nehmen die Winzlinge den langen Weg zum Mittelmeer auf sich und im Frühjahr zurück. Im Sommer brüten sie am liebsten in Nadel- u. Mischwäldern, es gibt sie auch bei uns in Deutschland. Das Sommergoldhähnchen hat übrigens noch einen nahen Verwandten – das Wintergoldhähnchen. Es heißt so, weil es kein Zugvogel ist, sondern auch im Winter bei uns bleibt.
Quellen: Nicole Hauger „Höher, schneller, weiter…“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 19.10.21; Planet-Wissen Zugvogelrekorde; NABU-„Vogelporträts“; Wikipedia. Siehe auch HF „Traumreise Alaska – Kanada“!