Wie die niedlichen Spatzen, Meisen oder Amseln auf der Suche nach Körnern, Würmern und Insekten über die Wiese Hopfen, hast du sicherlich schon einmal beobachtet. Vielleicht hast du aber auch beim Spaziergang im Feld oder entlang einer Straße größere Vögel auf Schildern oder Pfählen sitzen oder in der Luft gesehen. Sehr wahrscheinlich waren diese Vögel s.g. Raubvögel * oder Greif-vögel, die ihre Beute aus der Luft heraus jagen.
* Die Umbenennung von „Raub- in Greifvögel“ war der Anstoß zur Einführung des Kunstwortes, das den umgangssprachlichen Begriff „Raubtier“ (darin steckt das Wort „Raub“ im Sinne von „illegal“ – und ist somit negativ besetzt) ersetzen sollte. „Beutegreifer“ wäre an für sich der bessere Terminus, hat sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch kaum durchgesetzt; die Wissenschaft spricht weiter von der „Räuber-Beute-Beziehung“. (Wiki; Elbe-Jeetzel-Zeitung 14.2.14).
Besonders beliebt: Seit jeher hat die Menschen ein Greifvogel besonders fasziniert: Der große Adler mit seinen kräftigen Krallen, dem scharfen Schnabel und den weiten Flügeln ist sogar das Wappentier von Deutschland! In der freien Wildbahn sieht man Adler (F: Seeadler) allerdings nicht sehr häufig, sondern eher auf den dreieckigen Naturschutzgebiets-Schildern.
Das große Jagdtalent der Greifvögel haben sich die Menschen schon vor vielen tausend Jahren zunutze gemacht. Aus der ganzen Welt kennt man die s.g. Beizjagd, also das Jagen mit Greifvögeln (das Wort „beizen“ kommt von „beißen, jagen“). Die Ausbildung und Pflege solcher Jagdvögel nennt man „Falknerei“. Durch die UNESCO wurde die Falknerei 2010 als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Da die Falknerei sehr kostspielig war, konnten sich früher nur sehr reiche Menschen wie Kaiser, Könige und Fürsten dieses Hobby leisten. Noch heute gelten Jagdvögel als Zeichen von Echt und Reichtum. Das vom Stauferkaiser Friedrich II. selbst verfasste Meisterwerk „De arte venandi cum avibus“, eine der berühmtesten Handschriften des Mittelalters, ist heute noch in der Falknerei von Bedeutung. Natürlich darf nicht jeder einen Jagdvogel halten, so wie man eine Katze oder Meerschweinchen zu Haue hält. Falkner müssen die Jägerprüfung und eine Falknerprüfung ablegen, um mit den Tieren arbeiten zu können. Jagdvögel werden heute auch nicht mehr wild in der Natur gefangen (das ist streng verboten), sondern von Falknern nachgezüchtet. Tierschützer kritisieren dies, da die Jagdvögel gefangen gehalten werden.
Was ist ein Greifvogel? Als Greifvogel bezeichnet man ganz allgemein alle Vögel, die kleine Beutetiere wie Mäuse, Feldhamster, Kaninchen oder auch andere Vögel jagen. Anm.: Mit dem Steinadler aber auch Hasen, Füchse, Hühnervögel (im Foto Mongolischer Ringfasan Phasianus colchius mongolicus Neozoen – „De Gelderse Poort“/NSG Millingerwaard/Niederlande) u.a.
Dabei halten sie im Flug oder auf einem erhöhten Platz Ausschau und stürzen sich dann aus der Luft auf ihre Beute. Alle Greifvögel haben kräftige Füße mit scharfen Krallen, mit denen sie aus dem Flug heraus ihre Beute ergreifen – daher auch der Name „Greifvogel“.
Greifvögel Falconiformes in Deutschland, die sich in 3 Familien unterteilen: Habichtartige (neuerdings werden auch die Geier dazugezählt), Falken (den Merlin als kleinsten Falken kann man bei uns nur als Wintergast oder auf dem Durchzug beobachten) und Fischadler.
Familie der Habichtartigen:
Gänsegeier suchen nach Nahrung, indem sie einzeln ausdauernd über der offenen Landschaft kreisen. Die Tiere fliegen morgens gemeinsam aus der Kolonie ab und entfernen sich dann bis zu 60 km von der Kolonie. Die Geier suchen direkt nach Aas auf dem Boden, aber auch indirekt durch die Beobachtung bodenlebender Raubtiere und v.a. durch die Beobachtung anderer aasfressender Vögel im Luftraum. Auf diese Weise sammeln sich an einem einmal entdeckten Kadaver immer mehr Geier, die jeweils das Niedergehen ihrer Artgenossen beobachtet haben.
Der Habicht jagt Elstern, Eichelhäher, Tauben aber auch größere Nagetiere wie Kaninchen. Nach seiner Beute hält er meist von einem erhöhten Platz Ausschau um dann lautlos zuzuschlagen.
Kornweihe: Wie andere Weihen jagen sie über offenem Gelände überwiegend im niedrigen, hin und her schwenkenden, gaukelnden Suchflug mit leicht nach oben gehaltenen Flügeln. Die Beute wird dabei am Boden aus kurzer Distanz überrascht und gegriffen. Seltener jagt die Art auch vom Ansitz aus und v.a. bei der Jagd auf Vögel auch mit direkten Anflügen. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus Säugetieren bis zur Größe junger Hasen und Kaninchen und Vögeln etwa bis zur Größe eines Alpenschneehuhns. Hauptnahrung sind im Sommer wie im Winterquartier meist Wühlmäuse und, v.a. wenn diese selten sind, kleine Singvögel.
Der Mäusebussard kommt bei uns am häufigsten vor. Wie der Name schon sagt, jagt er vorrangig Mäuse. Oft sieht man ihn auf Schildern oder Pfählen entlang der Straße sitzen oder in der Luft kreisen, wo er Ausschau nach kleinen Tieren hält.
Die Rohrweihe ist in ihrer Lebensweise enger an Schilf- und Röhrichtbestände gebunden als andere Weihen. Sie jagt bevorzugt über dem Röhrichtgürtel und den anschließenden Verlandungszonen. Beute schlägt sie aber auch in Dünen und Wiesen. Die Strategie ist die Überrumpelung ihrer Beute im niedrigen „gaukelnden“ Suchflug mit v-förmig gehaltenen Flügeln. Sie ergreift die Beute-tiere meist dicht am Boden, seltener auf dem Wasser oder in der Luft. Die Beute setzt sich zu 70 – 80 % aus Singvögeln und (zumeist jungen) Wasservögeln wie Enten, Teichrallen und Blässhühnern zusammen. Zur Brutzeit schlägt sie vor allem Küken und Nestlinge und frisst auch Eier ab einer Größe von Elstern-Eiern. Bei entsprechendem Angebot kann der Hauptteil der Nahrung aber auch aus Feldmäusen, Wanderratten, Zieseln, jungen Kaninchen und Hasen sowie Bisamratten bestehen. Daneben gehören in geringem Maße auch Fische, Frösche, Eidechsen und Großinsekten zum Nahrungsspektrum. Die Rohrweihe geht auch an Aas und jagt gelegentlich anderen Vögeln die Beute ab.
Der Rotmilan zählt zu den größten Greifvögeln in Deutschland. Mit Glück kann man ihn beim Beutesuchflug über offenen Landschaften und immer mehr auch über den Hausgärten im Siedlungsgebiet beobachten. Sie gehören zu den bedrohten Arten, weil ihr Lebensraum durch Landwirtschaft, Hochspannungs-leitungen und Windräder immer weiter schwindet. Wie der Schwarz- ist auch der Rotmilan weitgehend Nahrungsgeneralist, ist im Gegensatz zu diesem aber ein leistungsfähigerer, aktiver Jäger. Aas verzehrt er zwar ebenfalls, aber seltener als der Schwarzmilan. Individuell sind die Nahrungs- u. Jagdgewohn-heiten recht verschieden. Während der Brutzeit besteht die Hauptnahrung aus Kleinsäugern (nach Menge und Gewicht überwiegen bei den Feldmäusen) und Vögeln (oft handelt es sich hierbei um verletzte, kranke Individuen oder um Jungtiere). In wasserreichen Gebieten können Fische gewichtsmäßig dominieren.
Nachrichtlich: Schlangenadler und Schreiadler.
Obwohl der Schwarzmilan auch in ausgesprochen trockenen Gebieten vorkommt, bevorzugt er meist feuchtere Gebiete oder sucht die Nähe von Wasserflächen. Er ist ein Nahrungsgeneralist, dessen Nahrungsspektrum äußerst breit ist und neben Aas und Abfällen eine Vielfalt eher kleiner Tiere umfasst, die er selbst erbeutet. Die Art zählt zu den am weitesten verbreiteten Greifvögeln und ist gebietsweise die häufigste Greifvogelart. In Wassernähe brütende Schwarzmilane erbeuten v.a. lebende u. tote Fische. Daneben werden verschiedene Vögel bis zur Rebhuhngröße und Säugetiere, wie Kaninchen, kleine Hasen, Ratten und Mäuse, erbeutet. In Trockengebieten erbeutet die Art an Lebendbeute v.a. Vögel, Reptilien, Amphibien und kleinere Säugetiere (wie z.B. Igel und Springmäuse). Tauben und Krähen können in Trockenhabitaten einen großen Anteil der Beutetiere ausmachen.
Fast alle Arten der Gattung zeigen eine enge Bindung an größere Gewässer. Die große Flügelfläche, die die Nutzung auch geringer Aufwinde ermöglicht, wird als Anpassung an die geringe Thermik über offenem Wasser interpretiert. Die Nahrung besteht entsprechend dem Lebensraum v.a. aus Fischen und Wasser-vögeln, Säuger u. Reptilien werden nur lokal häufiger erbeutet. Soweit bekannt, wird Aas von allen Arten regelmäßig aufgenommen.
Sperber sind recht selten zu beobachten, da sie v.a. im Dickicht kleinen Sing-vögeln auflauern. Ein Gebüsch bietet ihnen aber auch genug Möglichkeiten, sich zu verstecken, da Sperber selbst von größeren Greifvögeln gejagt werden.
Der Wespenbussard ist hinsichtlich seiner Ernährung hochspezialisiert und nimmt in dieser Hinsicht eine Sonderstellung unter den europäischen Greif-vögeln ein. Er ernährt sich zumindest im Brutgebiet ganz überwiegend von der Brut sozialer Faltenwespen Vespula, in Mitteleuropa v.a. von der Brut der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe. Die wesentliche Suchstrategie ist das ausdauernde Sitzen in Bäumen unterhalb der Baumkrone in aufgelockerten Wäldern, an Waldrändern und an ähnlichen, offenen Strukturen. Dabei suchen sie vermutlich nach fliegenden Wespen, die in Bodennähe verschwinden. Die gefundenen Nester werden ausgegraben und die Teile mit Larven und Puppen stückweise zum eigenen Nest transportiert, bis alle Waben ausgebeutet sind. Während des Grabens schließt der Wespenbussard seine Augen; die v.a. am Kopf sehr dichten Federn schützen den Vogel vor Stichen.
Wiesenweihen jagen über offenem Gelände wie andere Weihen überwiegend im niedrigen, hin und her schwenkenden Suchflug mit leicht nach oben gehaltenen Flügeln. Die Beute wird am Boden aus kurzer Distanz überrascht und gegriffen, die sehr agilen Wiesenweihen versuchen aufgescheuchte Kleinvögel durch blitzschnelle Körperdrehungen auch noch in der Luft zu greifen. Entkommt der Beutevogel dann, wird er jedoch nicht weiter verfolgt. Die Hauptnahrung besteht aus kleinen Säugetieren wie Wühlmäusen und kleinen Vögeln, daneben werden auch sehr häufig größere Insekten wie Heuschrecken, Libellen und Käfer gefressen, gelegentlich auch Aas (z. B. von Autobahnrändern).
Familie der Falken:
Die Jagdweise des Baumfalken unterscheidet sich deutlich von der des wenig größeren Turmfalken. Er ist ein Freiluftjäger, der im Gleit- und Segelflug Insekten, v.a. Käfer und fliegende Ameisen, erbeutet. Besonders in Gewässer- und Moorlandschaften sind Libellen eine bedeutende Nahrungsquelle. Zu seinem Speiseplan gehören aber auch Kleinvögel wie Lerchen, Drosseln oder Finken, und er ist sogar in der Lage, Schwalben u. Mauersegler im Schräg- oder Steilstoß zu erbeuten.
Nachrichtlich: Rotfußfalke.
Turmfalken gehören zu den schnellsten Fliegern überhaupt. Haben sie ein Opfer erspäht, beginnen sie zu „rütteln“. Das heißt, sie schlagen so schnell mit den Flügeln, dass sie senkrecht über ihrer Beute in derLuft stehen bleiben, um dann im Sturzflug zuzuschlagen. Im offenen Kulturland lebende Turmfalken ernähren sich überwiegend von Kleinsäugern wie Wühl- und anderen Mäusen. In Städten lebende Turmfalken nehmen daneben auch kleine Singvögel, meist Haussperlinge. Welche Tiere den Hauptteil der Beute ausmachen, ist abhängig von den lokalen Gegebenheiten.
In vielen Teilen der Welt, v.a. in Europa u. Nordamerika, haben Wanderfalken in den letzten Jahrzehnten auch hohe Bauwerke als „Kunstfelsen“ besiedelt. Dies wird z.T. auch dadurch begünstigt, dass sich dort häufig eine bevorzugte Beute von Wanderfalken – die Haustaube – in großer Zahl findet. Außerhalb der Brutzeit u. im Winterquartier sind Wanderfalken auch in vogelreichen Lebens-räumen aller Art anzutreffen, z. B. an Küsten und in großen Feuchtgebieten.
Familie der Fischadler:
Die Jagd findet ausnahmslos an und über Gewässern statt. Fische werden nicht selten von einer Warte am Ufer aus gesucht, häufiger aber aus einem niedrigen Kreisen in 10- 30 m Höhe über der Wasseroberfläche. Wenn ein geeigneter Fisch entdeckt ist, rüttelt der Adler über der Stelle und stößt dann mit vorgestreckten Füßen ins Wasser. Der Sturzflug kann senkrecht, aber auch in jedem anderen Winkel zur Wasseroberfläche erfolgen; in flachen Gewässern erfolgt der Stoß oft fast parallel zur Wasseroberfläche. Der Fischadler landet beim Jagdversuch meist kurz im Wasser, hebt dann nach einigen Sekunden mit einigen kräftigen Flügelschlägen wieder ab, kreist kurz und schüttelt dann im Flug das Wasser aus dem Gefieder. Meist wird von Fischen nur der Kopf und der vordere Teil des Körpers gefressen, der Rest wird häufig fallengelassen. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen, meist 100 bis 300 g schweren See- und Süßwasserfischen. Diese werden im Normalfall lebend erbeutet, nur gelegentlich werden auch tote Fische verwertet.
Quellen: Jacqueline Berlin „Jäger in der Luft“ SÜDWEST PRESSE/KRUSCHEL 8.6.21; „Greifvögel – Einheimische Vögel in Deutschland“ unter-geiern.com; Bestimmungs-Tabelle für Jäger und andere Naturfreunde „Unsere Greifvögel“ DJV 1992; Wikipedia. Siehe auch Hartmut Felgner „Fotopirsch IV – Potpourri er heimischen Wildarten – Greifvögel!