Die Elster – Reihe: Tiere in der Stadt

Elster Pica pica (F: Ortsrandlage – jeweils Wohngebiete – von Schlat)

Nachrichtlich: Dohle & Eichelhäher. Die Elster ist eine Vogelart aus der Familie der Rabenvögel. Sie besiedelt weite Teile Europas (v.a. im Siedlungsraum häufig) u. Asiens sowie das nördl. N-Afrika. Aufgrund ihres charakteristischen schwarz-weißen Gefieders mit den auffallend langen Schwanzfedern ist sie auch für den vogelkundlichen Laien unverwechselbar; etwas kleiner als Krähen. Unter bestimmten Lichtbedingungen glänzt ihr schwarzes Gefieder metallisch blau oder grün. Sie zählen zu den intelligentesten Vögeln, und es wird angenommen, dass sie eine der intelligentesten nichtmenschlichen Lebewesen überhaupt sind. Im von der nordischen Mythologie geprägten Volksglauben galt sie als Bote der Todesgöttin Hel, Herrscherin der gleich-namigen Unterwelt, so dass sie den Ruf des Unheilsboten bekam. Als „diebi-sche“ Elster war sie auch im Mittelalter als Hexentier und Galgenvogel unbe-liebt. Im Gegensatz dazu gilt sie in Asien traditionell als Glücksbringer.

Die lange Zeit als Unterart geführte nordamerikanische Hudsonelster (Black-billed Magpie) Pica hudsonia (Foto) ist bei den Ureinwohnern ein Geistwesen, das mit den Menschen befreundet ist.

Schon gewusst? Elstern haben schon lange den Ruf als diebische Langfinger, jedoch völlig unbegründet. Gelegentlich jagen sie auch anderen Vögeln ihre Beute ab. Sie verstecken ihre Nahrung für kurze Zeit in kleinen Löchern am Boden und müssen sich die Stelle genau einprägen um sie später wiederzufin-den. Es kann schon einmal vorkommen, dass die neugierigen Vögel Drähte zum Nestbau verwenden. Das gezielte Stehlen von glitzernden Gegenständen konnte aber nicht nachgewiesen werden. Auch ihr Ruf, für den Rückgang kleiner Sing-vögel verantwortlich zu sein, ist unbegründet. Zwar fressen sie auch Vogeleier, doch in zu geringem Ausmaß, um wirklich für den Rückgang der Singvogelbe-stände verantwortlich zu sein. (u.a. Wildtierbericht 2021 BW/Wildtierarten des Nutzungsmanagements; NABU).

Ihre auffälligen Nester bauen sie in Bäumen mit einem Dach aus Zweigen (F: Wohngebiet in Schlat).

Ursprünglich kamen sie v.a. in der offenen Agrarlandschaft vor. Mit der Aus-räumung der Feldflur und dem einhergehenden Rückgang kurzrasiger Weiden, die zur Nahrungssuche dienen, verlagern sie ihre Lebensräume vermehrt in die Siedlungsbereiche. Dort trifft man sie beispielsweise in Gärten, Hinterhöfen oder Parks an. Auch in überwiegend ländlich geprägten Räumen, wie etwa dem Bodenseegebiet, wurden hohe Zuwächse nachgewiesen, die noch über der Zu-nahme der Rabenkrähe liegen.Was ihre Nahrung angeht, sind Elstern nicht sehr wählerisch. Sie fressen Regenwürmer, kleine Wirbeltiere, Vogeleier, Beeren, Sämereien, und Früchte. Nicht nur im Winter helfen ihnen auch Abfälle oder Aas über die Runden. Das typische Meckern der Elster ist vielen bekannt. Sie ruft sehr hart „tscha-k“ oder auch „tschaah-tscha“. Ihr Gesang ist nur selten zu hören. (Wiki, BW-Wildtierbericht 2021, NABU Vogelporträt).

Elstern sind Standvögel. Im Winter kann man jedoch größere Gruppe in der Nähe ihrer Schlaf-plätze beobachten (F: in einem Wohngebiet in Schlat).

Nachrichtlich:

Dohle Corvus monedula – die Augen sind auffallend hellgrau, der kurze Schnabel spitz, der Hals relativ kurz, was ihr ein niedliches Aussehen verleiht (F: Stadtpark Vreden/NRW).

Dohlen sind sehr gesellig und sozial. Sie leben in Gruppen zusammen. Ein Paar ist sich ein Leben lang treu und häufig im Doppelpack anzutreffen. Bei der Fut-tersuche sind sie auch gern auf Äckern und Weideland unterwegs. Brutplätze sind Bäume, Felsen; sie bevorzugen aber auch Nistkästen und Schornsteine in Städ-ten und Dörfern. Sie fühlen sich in jeglichem Lebensraum wohl: Städte, Dörfer, Agrar- u. Parklandschaften, Gebäude, lichter Wald – die kleinen Raben-vögel trifft man ganzjährig überall an. Ab Oktober ziehen Brutvögel aus Nord- und Osteuropa zu und bilden mit Krähen große Schlafplatzgesellschaften. Sehr abwechslungsreich ist ihr Speiseplan: Beeren, Früchte, Nüsse, Mäuse, Insekten, Abfälle, Schnecken oder Fische. Ein hartes „kjack“ oder „schack“ sowie ein rau-es „tschräh“ hört man am häufigsten. Sie ist ein begabtes Stimmwunder und hat eine Vielzahl von Lauten u. Imitationen auf Lager. („Die Tiere unserer Heimat“ ADAC-Buch, ISBN 3-87003-878-0; NABU Vogelporträt).

Schon gewusst? Dohlen sind hochintelligente und sehr soziale Vögel. Sie kümmern sich sogar um kranke Tiere und helfen bei der Versorgung anderer Jungtiere. (NABU). Im Volksmund hatte sie früher auch den Namen „Pastor-taube“. Der Name beschreibt das Aussehen, das taubenähnliche Flugbild und sogar die Wohnlage sehr treffend. Das dunkle Federkleid mit der schwarzen Kappe erinnert an die Kleidung eines Dorfpriesters. Coloeus monedula heißt wörtlich übersetzt „gestutztes Mönchlein“. (Waldwissen.net).

Eichelhäher Garrulus glandarius – gilt wegen seiner Warnrufe als „Waldpolizist“ (F: NP Schwalm-Nette / NRW); bei Erregung stellt der Eichelhäher die Scheitelfedern auf.

Der Eichelhäher gehört zur Familie der Raben und ist unter ihnen mit Abstand der Farbenprächtigste. Man kann sie ganzjährig bei uns sehen. Vögel aus nörd-licheren Gebieten überwintern gerne bei uns. Ein Glückspilz ist, wer beim Wald-spaziergang eine blau schillernde Flügelfeder von ihm findet. Seinen Ruf kann man nicht überhören. Am bekanntesten ist sein rätschender „krschäääh“-Ruf, mit dem er alle Waldbewohner vor Feinden warnt. Er ist besonders begabt im Imitieren anderer Vögel, v.a. Spechte und Habichte macht er täuschend echt nach. Im Winter gehören auch leise glucksende, klagende Töne zu seinem Re-pertoire. Der freche Geselle schnappt sich im Winter gerne die dicksten Bro-cken aus dem Futterhaus. Man trifft sie v.a. in lichten Wäldern an, aber auch in Gärten, Dörfern und Städten sind sie häufig und gerne in lockeren Grüppchen unterwegs. Sein Flug wirkt etwas unbeholfen und träge. Dafür klettert er ge-schickt im Geäst. (NABU Vogelporträt).

Schon gewusst? In einem Flug kann der Eichelhäher bis zu 10 Eicheln in sei-nem Kehlsack transportieren plus die im Schnabel. Wissenschaftler in Sachsen-Anhalt entdeckten, dass ein einziger Höher in der Hauptsammelzeit im Oktober einen Vorrat von rund 2.200 Eicheln (bis zu 15 kg) anlegen kann. Meinte Beute lagert er einzeln am Waldrand bzw. an Lichtungen, versteckt in der Erde oder in Baumspalten gedrückt. Lange kann sich der Häher aber nicht zurückhalten – nach ca. einer Woche werden die einzeln gelagerten Vorräte angebrochen. („Jetzt geht’s um die Nuss“ TVdirekt/WISSEN 20/2016; NATURSCHUTZ.ch 28.5.19, BUND  4.10.22). 

Sein nordischer Verwandter aus dem skandinavischen Raum ist der Unglückshäher Perisoreus infaustus (IUCN ungefährdet, Bestand jedoch abnehmend) – Brutvogel der borealen Zone.

 Anmerkung: Über die Landesgesetzgebung unterliegt er in Bayern dem Jagd-recht mit einer 8-monatige Jagdzeit. Im Jagdjahr ’12/’13 fielen rund 21.500 Expl. der Flinte zum Opfer (Bayerischer LdT-Drs. 14/1729). BJV-Sprecher Thomas Schredder (firmiert als staatlich anerkannter Naturschutzverband) spricht bei dieser „landeskulturellen Barbarei“ allen Ernstes von einer sinnvollen u. nach-haltigen Nutzung (seiner Schätzung nach 10 % Anteil), argumentiert dabei mit Omas „Eichelhäher-Süppchen“ (Omas Kochrezepte dürften wohl kaum als ver- nünftiger Grund zum Abschuss von zigtausenden Hähern herhalten), und ver-weist darauf, dass er Singvogelnestlinge und Gelege räubert, und zwar solange, bis keine Nahrung mehr zur Verfügung steht…„Grünes Abitur“? NABU-Steck-brief: „Eichelhäher ernähren sich überwiegend pflanzlich: Eicheln, Kastanien, Beeren, Erbsen, Bohnen, Früchte – aber auch Insekten, Larven (für Juv.), kleine Reptilien, Kleinsäuger, Eier und Nestlinge stehen auch auf dem Speiseplan.“ „Lt. Literatur sät ein Häher im Endeffekt rd. 1.700 Eicheln pro Herbst so aus, dass sie auch wirklich im Frühjahr wieder als Pflanze aufgehen – Anlass, dass ihn die Bayerischen Staatsforsten zum „Mitarbeiter 2011“ kürten. Diese, wenn sie der Waldbesitzer durch Pflanzschulsämlinge ersetzen müsste, kosten pro Stück mit Pflanzung rd. 1 € = 1.700 € als Ersatz pro Häher.“ (Quelle: Wulf-Eberhard Mül-ler, ehemaliger Leiter Forstamt Feuchtwangen). Selbst wenn dies nur für „Mast-jahre“ gelten würde, reden wir hier rechnerisch von einem volkswirtschaft-lichen Schaden von ≈ 36,55 Mio. €/Jahr durch schießwütige Jäger – zumindest in Bayern! („Unkraut“ BR©2014; siehe „Die Rückkehr der Großraubtiere“ pdf – S. 64 Jagd angewandter Naturschutz).