Fit durch den Winter – So kommen Igel durch die kalte Jahreszeit

Hast du schon mal einen Igel in der Natur gesehen? Wenn ja, hattest du großes Glück. Denn die stacheligen Vierbeiner verschlafen den Tag in Laubhaufen, Hecken und anderen Verstecken. Erst nachts sind sind sie draußen unterwegs – als zu einer Zeit, in der du längst im Bett liegst. Aber jetzt hast du gute Chancen, Igel zu sehen. Im Herbst tippeln sie früher aus ihrem Versteck und gehen auf Nahrungssuche.

Igel halten nämlich Winterschlaf (und futtern sich davor mit Insekten und Spinnen eine dicke Fettschicht an. Bevor es dauerhaft kalt wird, sollten die Vierbeiner mindestens 500 – 600 g auf die Waage bringen. Wachen sie im Frühling auf, sind sie rund 1/3 leichter. 5 Schläge pro Minute beträgt der Puls eines Igels im Winterschlaf und er holt nur pro Minute 1 – 2mal Luft; sonst kommt er auf 200 Schläge/Minute.

Leider kommt es immer wieder vor, das Igel ich neu wiegt, um den Winter zu überstehen. Für den Fall gibt es Igelnothilfen. Das sind Profis, die sich genau mit den stacheligen Vierbeinern auskennen. Sie nehmen sie zu sich nach Hause und päppeln sie auf oder vermitteln sie gfls. auch in eine geeignete Gastfamilie.

Haben ihre Schützlinge vor Wintereinbruch genug zugenommen, entlassen die Helfer sie wieder in die Natur – und zwar genau dahin, wo die Igel gefunden wurden. Andernfalls schaffen sie ihnen ein kuscheliges Quartier, stellen immer frisches Futter und Wasser bereit und lassen die Tiere bis zum Frühling ungestört schlafen.

Nicht jeder Igel, der im Herbst und Winter unterwegs ist, ist ein Notfall. Ist es einige Tage ungewöhnlich warm, verlassen die Tiere manchmal ihr Winter-quartier. Du musst deshalb genau schauen: sieht der Igel kugelrund aus?

Wirkt er krank und schwach, versuchst du am besten, ihn mit Eimer oder Handtuch einzufangen. Setz ihn auf eine Waage und ruf Tierart, Igelnothilfe oder Tierschutzverein an. Die erkennen schnell, ob derVierbeiner gesund ist. Denn für wilde Tiere ist es immer am besten in der Natur zu bleiben.

In freier Natur fressen Igel in erster Linie Wirbellose, beispielsweise Insekten (z.B. Nachtschmetterlinge; F: Lederlaufkäfer Carabus coriaceus – Schlat-Unter-dorf + Grünes Heupferd Tettigonia viridissima – „Kreuzrhein“ bei Drusenheim/ Frankreich; Waldmistkäfer Anoplotrupes stercorosus – Puszcza Augustowska/ Nordost-Polen) und deren Larven (Raupe des Weidenbohrers Cossus cossus Goat Moth / Древоточец пахучий – „Krasnij Les“/Роминтенская пуща/RUS) sowie Ringelwürmer (F: Tauwurm oder Gemeiner Regenwurm Lumbricus terrestris – Schlat-Rommental) oder Schnecken (F: Schwarze Wegschnecke Arion ater – NSG Stadtwald Augsburg/Bayern). Würmer und Schnecken sind allerdings nur Notbehelfe bei Nahrungsmangel, da sie Krankheitserreger übertragen und für Igel damit gefährlich werden können. Ohrwürer sind für Igel eine besondere Delikatesse. Außerdem fressen sie auch Hundert- und Tausendfüßer, Spinnen und Asseln.

Darüber hinaus jagen Igel auch kleine Wirbeltiere (F: Zauneidechse Lacerta agilis – Przemkowski Park Krajobrazowy/Westpolen; juv. Kernbeißer -NSG Untere Marschauen/Österreich) und fressen Aas. Gelegentlich fressen sie auch versehentlich pflanzliches Material, bspw. Früchte, können dieses aber nicht verdauen. Entgegen verbreiteter Behauptungen fressen Igel also keine Äpfel u. Pilze, sondern durchsuchen diese höchstens nach für sie essbaren Tieren wie Maden.

Jeder kann mithelfen, dass die Tiere in der Natur einen Platz zum Überwintern finden. Holzstapel, Laub-, Reisig- und Komposthaufen im Garten sind perfekte Verstecke. Gleichzeitig finden sie dort jede Menge Insekten zum Futtern, -Falls du ein Igelhäuschen kaufen oder selbst bauen willst: In eine Hecke gestellt und mit Blättern ausgepolstert sind diese ebenfalls ein tolles Igelquartier.

Tipps:

  • Igel nie mit Milch Obst, Gemüse und Körnern füttern! Sie vertragen Hackfleisch (ungesalzen und gut durchbraten), Rührei und hochwertiges Katzenfutter ohne Getreide.
  • Falls du Igel bei dir überwintern lässt: Die Tiere sind Einzelgänger, d.h., jedes braucht ein eigenes Quartier!
  • Igel fühlen sich an der frischen Luft am wohlsten, damit sie richtig schlafen können – z.B. auf der Terrasse oder in einem Kaninchenstall.

Quellen: Alexandra Mayer „Fit durch den Winter“ SÜDWEST PRESSE/ KRUSCHEL/Expertin Bärbel Mayer 2.10.21; „Anja Matthies „Wunder des Winterwalddes“ TVdirekt 1/2021; „Der Igel – Pflegefall oder Outdoor-Profi? NABU aktiv; Wikipedia. Siehe auch LNV-AK GP /Merkblätter – Touristik-Naturschutz-Aktionen!