Nachrichtlich: Wildunfall! Die hellen Punkte schützen Rehkitze in den ersten Lebensmonaten vor Feinden: Im Frühling gibt es im Tierreich immer reichlich Nachwuchs: Auch Rehmütter bekommen im Mai wieder kleine Kitze. Die sehen mit ihren weißen Punkten im rotbraunen Fell richtig niedlich aus. Aber wieso haben Rehe eigentlich nur, wenn sie klein sind, solche hellen Tupfen und verlieren sie mit der Zeit wieder?

Anmerkung: Das Foto wurde als Mitglied im SchwabenKitz-Team 3 bei der Kitz-rettung gemacht. Ansonsten unterdrücken Naturschützer und Wildfotografen ihre Begeisterung und machen zum Schutz von Jungtieren keine Fotos!
Rehkitze sind noch nicht kräftig genug, um mit ihrer Mutter gemeinsame auf Nahrungssuche zu gehen. Darum legt die Mutter ihre Kitze im Gras oder Laub ab, solange sie auf Futtersuche ist. Auch um vor Feinden zu fliehen (oder der Mähmaschine zu entgehen) bzw. sich zu verteidigen, sind die jungen Tiere noch nicht kräftig genug. Darum ist es Dafür ist es für Rehkitze überlebenswichtig, Feinden nicht zu schnell in Auge zu fallen. Und genau dazu dienen die hellen Punkte auf ihrem Rücken. Sie wirken wie eine Tarnkappe und sorgen dafür, dass die Umrisse des Rehkitzes im Gras oder Laub kaum zu erkennen sind.


Die Punkte sehen also nicht nur niedlich aus, sie sichern den Rehkitzen das Überleben, solange sie noch klein und schutzlos sind. Außerdem besitzen die jungen Tiere so gut wie keinen Eigengeruch, was sie zusätzlich vor Feinden wie dem Fuchs schützt.

Anhand der Kitzflecken kannst du übrigens auch grob das Alter eines Rehkitzes erkennen. Am Anfang sind die Flecken noch sehr hell. Sie verblassen über die kommenden Monate immer mehr, bis sie mit dem Fellwechsel zum Winter dann ganz verschwinden.


Um ein Rehkitz in der Wiese oder im Wald zu erkennen, musst du also schon ganz genau hinschauen. Wenn sich jemand oder etwas nähert, drückt sich das Rehkitz auf den Boden und macht sich ganz starr. Das nennt man den Drück-instinkt. Es macht sich also noch kleiner und unsichtbarer.

Mit der Zeit, wenn das Rehkitz kräftiger wird, weicht dieser Instinkt einem Fluchtinstinkt und es rennt bei drohende Gefahr schnell weg.

Siehst du doch einmal ein Kitz allein im Wald oder in der Wiese liegen, fasse es bitte nicht an. Wenn wir keine Reh-Mutter, in der Jägersprache „Geiß“ oder „Ricke“ genannt, in der Nähe sehen, denken wir schnell, das Tier sei in Gefahr oder verlassen worden. In der Regel ist die Mutter aber einfach gerade auf Futtersuche und kommt bald wieder. Wenn wir das Kitz angefasst haben und es unseren menschlichen Geruch an sich hat, nimmt die Mutter das Kleine nicht mehr an.

Aber nicht nur Rehkitze weisen weiße Flecke in ihrem Fell zur Tarnung auf, sondern auch Kälber des zur Familie der Hirsche und Unterfamilie der Echt-hirsche gehörenden Sikawildes (Neozoen; ursprünglich aus Ostasien – überwiegend in Wildgattern gehaltene Hirschart – Jagdstrecke ’23/’24 deutsch-landweit 3.524 St.), zu der auch der Damhirsch, Rothirsch, der amerikanische Weißwedelhirsch (Die häufigste Hirschart Nordamerikas; er ist deutlich kleiner und zierlicher als die oft in gleichen Regionen verbreiteten Wapitis. Lt. einer ’23 veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchung sind die s.g. Virginiahirsche durch ihre Verbreitung und ihr Gewicht die global an Biomasse reichste wild-lebende Landsäugetierart) sowie amerikanischer und sibirischer Wapiti zählen. In seiner gefleckten Sommerfärbung ähnelt das Sikawild (Anm.: Der in freier Wildbahn mittlerweile sehr seltene Dybowski-Hirsch ♂ weist einen besonders dunklen Farbton auf. Bei ihm ist auch im Winterkleid die Fleckzeichnung noch undeutlich auszumachen; die größte Art unter den Sikahirschen) dem Damwild.














Hier folgt ein fotografischer Ablauf eines Drohneneinsatzes von SchwabenKitz Göppingen (Team 3) zur Rehkitzrettung, bevor eine Wiese gemäht wird (PS: Seit der Gründung vor 6 Jahren wurden insgesamt über 1.700 Kitze gerettet (in der Saison ’25 = 400).


















i Laut SWP/WIRTSCHAFT 14.12.24 gibt es in Deutschland 10,5 Mio. Hunde; wenn nur 2 von 1.000 problematisch sind in ihrem Verhalten gegenüber Weide-tieren und Wild, haben wir ein Potential von 23.600 Exemplaren, die eine Bedrohung darstellen könnten. In den letzten 40 Jahren wurden in Deutschland im Durchschnitt jährlich 2 – 4 Menschen durch Hunde getötet. Allein in der Schweiz wurden 2015 ≈ 440 Rehe durch Hunde gerissen (Margit Haas „Hunde jagen Tiere“ NWZ 18.4.17). Schon gewusst? Im wolfsfreien (um 1500 ausgerottet) Großbritannien werden jährlich ≈ 15.000 Schafe durch Hunde gerissen.

i Verletzte Menschen bei Wildunfällen: In BW gab es 2024 insgesamt 203 Verkehrsunfälle mit Wild, bei denen Menschen verletzt wurden. Wie das Statistische Landesamt nun mitteilte, kamen dabei 231 Personen zu Schaden, 40 davon schwer. Bundesweit wurden ’24 mehr als 2.400 solcher Unfälle mit Personenschaden registriert, der Anteil des Südwestens: 8,4 %. Besonders unfallträchtig war der Juli mit 24 Fällen. Es folgen Juni, August, September und November mit jeweils 20 gemeldeten Wildunfällen. Mehr als die Hälfte der Unfälle ereignete sich auf Landes- und Kreisstraßen. (SWP / SÜDWEST-UMSCHAU/epd 10.11.25).

i Wildunfälle im Minutentakt: Alle 90 Sekunden stirbt in Deutschland ein größeres Wildtier durch den Straßenverkehr. Warum Ausweichen bei Wildunfällen oft gefährlich ist und was Experten raten. Tests in 2 Pilot-regionen: Wildwechselschilder, Reflektoren und Tempolimits gelten unter Experten als praktisch, aber wenig wirksam. Leitplanken könnten das Risko für Autofahrer etwas mindern. Vier von fünf schweren Unfällen passieren bei Dämmerung oder Dunkelheit. In zwei Pilotregionen – Enz- und Bodenseekreis – werden alternative Warnsysteme getestet, etwa durch Tempolimits und auffälligere Schilder. (Auszug SWP/SÜDWESTUMSCHAU/dpa 26.11.25)


Quellen: Madeleine Menger „Gut getarnt im Grünen“ SÜDWEST PRESSE / KRUSCHEL 20.3.21, Pia Holzschuh „Retter im Morgengrauen“ / SÜDWEST-UMSCHAU 26.4.25; DJV, jagdfakten.at, Wikipedia, HF „Großraubtiere Bär, Wolf, Buch“, HF „Großraubtiere Anhang 1“ + „Traumreise Alaska – Kanada“. Siehe LNV BW – Merkblatt Leistungsabzeichen Natur „Die Arbeit des Jagdhundes nach einem Wildunfall“ (F Nachsuche – angefahrenes Reh – an der L 1147 Adelberg oberhalb Abzweigung Zachersmühle) und Grünbrücken/Wildunfälle); siehe auch Glosse 😜 „Warnwesten für Rehe und Hirsche“.