
i Schon gewusst? Nicht der Wolf, nicht der Bär, nicht das Wildschwein – in dtsch. Wäldern ist wahrscheinlich die Zecke das gefährlichste Tier für unbeschwerte Spaziergänger. Zumindest, wenn man nach der Häufigkeit der Attacken geht. (Amina Gall „Mehr Zecken, mehr Risikogebiete“ SWP/SÜDWEST-UMSCHAU 21.2.24; BR24 18.6.24 + 28.4.25; Quelle: HF „Die Rückkehr der Großraubtiere“ und Anhang 1).

Zecken (in Deutschland = Gemeiner Holzbock Ixodes ricinus) fallen nicht von Bäumen. Sie sitzen bevorzugt in Wiesen, Büschen/Unterholz und krabbeln meist in Höhen zw. 40 und 80 cm (seltener über 1,50 m hinaus)! Frühsommer-Meningoenzephalitis(FSME)-Infektionen (virale Hirnhautentzündung) in Süd-deutschland die wichtigste Virusinfektion des Nervensystems, noch vor Herpes (SPIEGEL 18/2017 – Interview Oberfeldarzt Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundes-wehr. PS: 2022 gab es in Deutschland 546 Fälle mit leicht steigender Tendenz). Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit empfiehlt v.a. Menschen in Risikogebieten, ihren FSME-Impfschutz überprüfen zu lassen. Hyalomma–Zecken aus Afrika und Südeuropa können das Krim-Kongo-Fieber übertragen! ZEIT 15.9.18/11.6.19). Eine weitere Art aus dem Mittelmeerraum: Braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus (NATUR-SCHUTZ.ch 13.6.19/10.12.22; „Mit Reh & Hirsch gegen Borreliose“ DJV 3.6.14; SWP 23.6.21/HEIMAT, 21.2.24; Tagesschau 29.7.23; scinexx 13.7.23; „Wofür sind Zecken gut “ Waldakademie 20.3.23). Aktuell gelten 183 Landkreise als Risiko-gebiete (RKI)! Die Grenze verschiebt sich langsam nach Norden (vermutlich durch Klimawandel); siehe auch Broschüre „Den Klimawandel gesund meistern – Schutz vor Infektions-krankheiten durch Zecken, Mücken und Nager“ BMU-News. Diese wenige Millimeter großen Insekten zählen hierzulande zu den gefährlichsten Tieren. Borreliose-Erkrankungen pro 100.000 Einwohner/Jahr; 2007 – 2009 starben 45 Deutsche an Insektenstichen. (Der JÄGER in BW 12/2015; Claudia Füssler „Gefährlicher Zwerg“ ZEIT 18/2021 [von den weltweit rd. 700 Schildzeckenarten Ixodidae kommen 5 in Europa vor; in Deutschland derzeit 18]; SPIEGEL 8.3.22; Tropenzecke; Lederzecke; i Zecken.
Um sich vor einem Zeckenbiss zu schützen, empfiehlt die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz: geschlossene Schuhe, lange Hosen und langärmlige Kleidung tragen. Außerdem Anti-Insektenspray auf Haut und Kleidung sprühen und nach Natur-Besuchen Körper und Kleidung gründlich absuchen und Zecken schnell und sachgerecht entfernen. Neben Zecken lauern im Gras häufig Grasmilben. Die Bisse der („nur“) Tierchen können einen Juckreiz auslösen und Hautekzeme verursachen. Ab Juni schlüpfen die die Larven der Grasmilbe – und machen sich auf die Suche nach einem geeigneten Wirt. Oft sind das Haustiere oder Menschen. Für den Schutz gilt ähnliches wie bei Zecken: richtige Kleidung sowie das Absuchen von Körper und Kleidung. Wer den eigenen Garten vor einer Grasmilben-Plage bewahren will, dem empfiehlt die Gartenakademie Rheinland-Pfalz hauptsächlich den Kampf gegen mögliche Wirte. V.a. Mäuse seien ein häufiges Ziel der Tierchen, denn die Nagetiere sind die Hauptwirte der Zecken. An den Mäusen können sich die Blutsauger mit Borreliose oder FSME anstecken – die bedeutendsten Krank-heiten, die sie wiederum an Menschen weitergeben.

Zecken sollten auch bei Haustieren schnell entfernt werden, etwa mit einer Zeckenzange oder einem -hebel. Bei Katzen spielen beide Krankheiten im Alltag keine Rolle. „Anaplasmose“ – ebenfalls eine von Zecken übertragene bakterielle Infektion – betrifft v.a. Hunde. Wie bei „Borreliose“ hilft Antibiotika dagegen. Für Hunde und Katzen gibt es Tabletten, Flüssigkeiten zum Auftragen am Nacken oder entlang der Rückenlinie – s.g. „Spot-on“-Präparate – sowie Halsbänder.
Zecken machen vielen Menschen Angst, doch ein Förster sieht in ihnen mehr als nur eine Plage aus dem Wald – Zecken regulieren Populationen: So garstig und und unbeliebt die krank-machenden Milben auch scheinen, haben sie in der Natur einen Grund. „Alle Lebewesen stehen in Interaktionen, erklärt Förster Gotthard Schön. „Je mehr Faktoren in einem Ökosystem wirken, desto stabiler ist es.“ Eine jede Population nehme überhand, wenn sie keine Gegenspieler hat. Zecken wirken regulierend auf die Bestände von Wildtieren: Sie sortieren die Kranken und Schwachen aus und dienen selbst als Nahrung für Schnecken, Wespen oder Vögel. Die Parasiten aktivieren das Immunsystem ihrer Werte, sodass die Fittesten überleben und beschleunigen damit die Evolution.
Zecken mögen warme Witterung: Bayern zählt über 1.000 Borreliose-Fälle mehr als im Vorjahr. (Auszug SWP/SÜDWESTUMSCHAU/Valerie Zöllner 10.9.25).

Bei einem 2/’17 in Jütland/DK erlegten Goldschakal fand man beim Veterinär-institut der TU in Kopenhagen/DK 21 gefährliche Auwaldzecken Dermacentor reticulatus, davon 19 mit Rickettsien-Bakterien am Körper. Diese gab es in Skandinavien bis dato offiziell nicht und in Schleswig-Holstein ‚SH‚ traten sie nur im äußersten Süden auf. V.a. Ärzte und Tierbesitzer, aber auch Spazier-gänger, müssen sich nun darauf einstellen, dass sich neben dem Gemeinen Holzbock eine weitere große Zeckenart ausbreitet, die andere Erreger in sich trägt und manche Diagnose erschwert (zur Hyalomma-Zecke zuvor)! (Biologe Klaus Lachenmaier „Goldschakal in BW“ Der JÄGER in BW 9/2019; „Abgewehrt – So haben Zecken keine Chance“! GEOlino 5/2017; Thomas Veitinger „Die Blut-sauger sind da“ SWP/WIRTSCHAFT 30.4.25; „Umwelt-Tipp: Schutz gegen Zcken & Co.“ SWP/RATGEBER GARTEN/dpa 21.5.25; Franziska Ruf „Warum Zecken trotz der Gefahren nützlich sind“ NWZ 29.7.25).
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