Was Moore können

Von den ursprünglich rd. 1,5 Mio. ha Moore in Deutschland (= 4,2 % der Landesfläche) gelten heute noch 5 % als naturnah. Fallen die Moore trocken, wird CO2 frei. Deshalb ist ihr Schutz so wichtig. Moore bestehen zu 95 % aus Wasser und sind dennoch keine Seen. Natürliche Moorgebiete sind heute fast verschwunden. Sie wurden v.a. für die Land- und Forstwirtschaft trockengelegt. Natürliche Moore gehören noch deutlich vor den Wäldern * zu de wichtigsten Kohlenstoffspeichern unserer Erde.

* Größere Kohlenstoffsenken als Wälder: Moore können ganz unterschied-licher Natur sein. Unterschieden wird grundsätzlich Zwischenaus aus den Grundwasser, Flüssen oder Seen gespeisten Niedermooren un Hochmooren, die ausschließlich von Regenwasser gespeist werden. Moore machen etwa 3 % der Erdoberfläche aus und enthalten 75 % der Menge an Kohlenstoff, die sich in der Atmosphäre befindet. In borealen Regionen Russlands enthalten Moore etwa 7x so viel Kohlenstoff wie die Wälder. In Indonesischen Regenwäldern wird sogar fast 10x mehr Kohlenstoff in Mooren gespeichert als in den Wäldern. Schon gewusst? 657 Mrd. t Kohlenstoff speichern alle Moore (6,2 %) weltweit – alle Wälder (33,3 %) speichern trotz der gut fünffachen Fläche nur 372 Mrd. t.

Etwa 80 % der Moore (320 Mio. ha) sind in natürlichem Zustand und etwa 60 % (280 Mio. ha) bilden Torfe. Die größten weitgehend ungestörten Moore liegen in Kanada und Sibirien. Etwa 20 % der Moore (80 Mio. ha) sind derart zerstört, dass keine Torfbildung mehr stattfindet.

Von diesen Mooren sind nach Schätzungen er International More Conservation Group etwa 50 Mio. ha entwässert, das entspricht der Fläche Spaniens. Degradierende – also in der Zerstörung befindliche – Moore zählen zu den größten Quellen von Treibhausgasen aus der Landnutzung, teilt die Humboldt-Universität Berlin auf ihrer Online-Seite Carlos mit, die sich mit dem Zusammenhang von Böden und Kohlenstoff beschäftigt (ungefähr 5 % der CO2-Emission Deutschlands ist auf trockengelegte Moore zurückzuführen).

Moore als Kohlenstoffspeicher: Moore stellen mit 1.300 – 2.400 Mio. t Kohlenstoff den größten Kohlenstoffspeicher in Deutschland dar. Bei der Torfbildung wird Kohlendioxid (CO2) der Atmosphäre entzogen und gespeichert. Ein Teil des Kohlenstoffs wird wieder als Methan (CH₄) freigesetzt. Werden Moore trockengelegt, gelangt der Sauerstoff in den wassergesättigten Torf – und CO2 wird so wieder freigesetzt. Man spricht von Torfschwund. Aus den trockengelegten Mooren entweichen große Mengen CO2 und Lachgas (N2O) – ein starken Treibhausgas. Entwässerungsgräben können viel Methan (CH₄) abgeben.

In Deutschland wurden bis heute mehr als 95 %der Moorböden trockengelegt. Dies führt zu einer Freisetzung von 47 Mio. t CO2-Äquivalenten oder anders ausgedrückt zu 4 – 5 % des gesamten deutschen Treibhausgasausstoßes, was in etwa der Emission durch den jährlichen Flugverkehr in Deutschland entspricht.

 Wie Moore entstehen können: Moore können in den Gebieten entstehen, in denen die Wasserzufuhr durch Niederschlag oder das Grundwasser deutlich höher ist, als die Verdunstung und die Versickerung. Zudem muss das Klima eine Torf bildende Vegetation erlauben.

Typische Moorpflanzen von links: Sonnentau Drosera intermedia (F: NP Hohe Mark/NSG/FFH Diersfordter Wald/NW), Wollgras Eriophorum angustifolium / Linaigrette à feuilles étrotes (F: Reserve Naturelle Botrange – Hochplateau Hautes Fagnes – D/B-Naturpark Hohes Venn), Torfmoos Sphagnum (F: NSG Wildseemoor/N.P. Schwarzwald).

Nur in sehr trockenen Gebieten mit Wüsten- oder Halbwüstencharakter treten keine Moore auf. Am intensivsten wachsen Moore im gemäßigt feuchten Klima, weil die Wärme ein kräftigeres Wachstum erlaubt als ein kühl feuchtes Klima. Dennoch liegen die ausgedehntesten Moorflächen in der kaltgemäßigten Zone der Tundra und Taiga, weil Wasser dort kaum versickern kann und deshalb viele und große nasse Flächen vorhanden sind. Durch Humusstoffe bräunlich gefärbte Gewässer sind typisch für Moorgebiete.

Niedermoore (Grundwasserverbindung: Niedermoore haben eine Verbindung zum Grundwasser oder auch zu Still- oder Fließgewässern und erhalten sie stetig gelöste Mineralien. Der pH-Wert liegt im neutralen Bereich. Häufig entstehen Niedermoore durch Verlandung. Er kommt zunächst zu einem allmählichen Verfüllen eines Sees mit mineralischen Ablagerungen und organischen Sedimenten (Mudden). Diese werden von Wasserpflanzen besiedelt, die Torf erzeugen. Hier bilden dann spezialisierte Pflanzen wie Weggen, Pfeifengras, Erlen und Weiden typische Pflanzengesellschaften.

Fotos von links: Pfeifengras Molinia coerulea, Torfmoos Sphagnum, Rauschbeere (F: NSG Wildseemoor/N.P. Schwarzwald), Rostrotes Torfmoors Sphagnum magellanicum (F: Urho-Kekkonen N.P./Finnland), Davalls Segge/Torf-Segge Carex davalliana (F: Hochplateau Hautes Fagnes – deutsch-belgischer Natur-park Hohes Venn – die über 2.200 Arten gedeihen in den kalten und klimatisch gemäßigten Gebieten fast weltweit).

Hochmoore (Regenmoore): Hochmoore – sie werden nur vom Regen gespeist – decken auch ihren Nährstoffbedarf durch Niederschlag und Staubeintrag. Sie sind damit sauer und sehr nährstoffarm, der pH-Wert liegt meist unter 4. Hochmoore entwickeln sich oft auf Niedermooren, wenn Torfmoose über das Grundwasser hinauswachsen. Oben findet Wachstum statt, die Basis der Moose sterben wegen Luftabschluss ab – aus dem sich unvollständig zersetzenden Gewebe entsteht so beständig neuer Torf.

Typische Moortiere: An die speziellen Lebensbedingungen haben sich nur bestimmte Arten angepasst. Einige von ihnen kommen nur hier vor, sind selten oder sogar vom Aussterben bedroht. Wer im Moor lebt, mag es auch feucht und kommt mit dem kargen Leben zurecht. Die Kreuzotter ist hier oft schwarz gefärbt und wird auch als „Moorotter“ bezeichnet.

Birkhahn Tetrao tetrix – über den Augen die unbefiederten intensiv roten „Rosen“ (F: Hochplateau Hautes Fagnes – deutsch-belgischer Naturpark Hohes Venn), Moorschneehuhn Lagopus lagopus (F: Pyhä-Luosto N.P./Finnland), Sumpfohreule Asio flammeus (F: Schaugehege „Lusen“/N.P. Bayerischer Wald), Blaukehlchen Luscinia svecica cyanecula – in M-Europa das „Weißsternige“ (F: „Günnemoor“/ NSG Teufelsmoor/Niedersachsen) – Moorfrosch Rana arvalis – die himmelbläuliche bis violette Färbung der ♂♂ in Paarungszeit hält meist nur wenige Tage (F: Wigierskiego Parku Narodowego/Polen), Kreuzotter Vipera berus – die Augen sind sehr auffällig, die kupferfarbene bis dunkelrote Iris hat eine senkrechte Pupille, was die Kreuzotter klar als Giftschlange ausweist; lebendgebärend, können sie sich auch in kälteren Regionen aufhalten (F: Ekenäs Archipelago N.P. „Schärenmeer“/Finnischer Meerbusen).

Moorflächen – Nutzung in Deutschland: Bei uns dienen die meisten Moor-flächen der Produktion von Futter- sowie Rohstoffen und etwa Torf für den Gartenbau (in %: Grünland 40, Acker 36, Forst 14, Torfabbau 1, Sonstiges 9). Diese Nutzungsmethoden führen zu einer mehr oder weniger intensiven Entwässerung und Veränderung der Moorböden, da die herkömmlichen land- und forstwirtschaftlichen Nutzpflanzen nicht auf nassen Böden gedeihen und die Böden auch nur im trockenen Zustand gut befahrbar sind. In Nischen entwickelt sich nach und nach eine klima- und moorfreundliche alternative „nasse Nutzung“ der Moore, die oft auch als „Paludikultur“ bezeichnet wird. Dabei spielt die Produktion nachwachsender Rohstoffe eine ganz wesentliche Rolle. Z.B. kann Torfmoos als Rohstoff für hochwertige Kultursubstrate im Gartenbau verwendet werden. Rohrkolben, Schuf oder Erlen als Baustoff, oder Rohrglanzgras zur Energieerzeugung.

Abbau von Torf – Torfstich oder Torfstechen: Mit Torfstechen wird der oberirdische Abbau von Torf bezeichnet. Dieses organische Material, das im Moor aus abgestorbenen Pflanzen entsteht, dienst als Brennstoff, zur Verbesserung des Bodens im Gartenbau, zur Herstellung von Textilfasern und für medizinische Heilzwecke. In der gemäßigten Klimazone ist das Torfstechen schon seit etwa 3000 v. Chr. nachweisbar. Bevor Torf gestochen werden konnte, musste das Moor durch ein verzweigtes Grabensystem entwässert werden. Danach wurde bei der Anlage eines Torfstichs die oberste Schicht entfernt, dann der darunter befindliche Weißtorf mit der Schaufel ausgehoben. Der tiefer liegende Brauntorf – nach dem Hauptabnehmer auch „Bäckertorf“ genannt – wurde mit Stecheisen in Soden gestochen.

Was sind Moorleichen? Allein in Europa wurden bisher über 700 mumifizierte Moorleichen v.a. beim Torfabbau entdeckt. Gerb- u. Huminsäuren konservier-ten Haut, Haare, Weichteile und Knochen. Die ältesten Moorleichen datieren aus der Bronzezeit. Die meisten Funde stammen aber aus der Zeit um Christi Geburt. So können wir rekonstruieren, wovon sich Menschen von 2000 Jahren ernährten und wie sie lebten.

Quellen: Mike Krause (Grafik und Text) „Was Moore können“ SÜDWEST PRESSE/WISSEN 10.4.21/Greifswald Moor Centrum, BfN, Moorschutz-deutschland.de, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Bodenatlas 2015 und Yasemin Gürtanyel „Klimaretter Moor“ MENSCH UND NATUR 10.10.20/ CARLOS, Humboldt Universität Berlin, GeoForschungsZentrum Potsdam; Wikipedia. Siehe HF “ Lebensraum Moor“ und F-Serie 0I + II.