In den für die baden-württembergische Kulturlandschaft typischen Streu-obstwiesen leben etwa 5.000 Tier- und Pflanzenarten, weil sich hier zwei Lebensräume auf einer Fläche vereinigen: oben ein lichter, wald-artiger Baumbestand aus Obstbäumen und darunter Wiesen und Weiden, die aus landwirtschaftlicher Nutzung hervorgegangen sind.

In dieser Lebensraum-Kombination fühlen sich sowohl Arten der Wälder als auch Arten halboffenen bis offener Landschaft wohl, Baumbewohner ebenso wie Wiesenfreunde. Ohne die unterhalb der Obstbäume liegende Krautschicht der Streuobstwiesen gäbe es für viele Pflanzen, Insekten, Amphibien, Vögel sowie Säugetiere kaum noch Lebensräume in unseren Regionen.















Sie bieten sowohl eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere wie Bienen, Igel, Feldmaus und Vögel als auch Schutz- und Rückzugszonen.






Das Mosaik aus Sonne und Schatten durch die Bäume sorgt für Abwechslung in der Wiese. Kräuter und damit blütenreiche Wiesen sind die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Kleinstlebewesen, die wiederum willkommene Nahrung für andere sind. Weitere Arten leben auf und an den Bäumen, die zusätzlich noch Lebensstätten für Säugetiere, Vögel, Moose, Flechten, Algen, Pilze und Aufsitzerpflanzen bieten. Nicht zuletzt der besondere Höhlenreichtum von Obstbäumen, v.a. von Apfelbäumen, ist für viele Arten ein wichtiger Faktor. Insgesamt geht man davon aus, dass in Streuobstwiesen mehr als 5.000 Arten leben.















Lebensraum in Not: In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Streuobstbäume in BW bereits um ca. 20 % verringert. Noch drastischer muss ihr Pflegezustand beurteilt werden: Etwa 80 % der Bäume sind nicht oder nur unzureichend gepflegt. Streuobstwiesen entstanden jedoch durch Menschen-hand und benötigen daher dauernde Pflege. Die Bäume müssen durch einen Baumschnitt regelmäßig „in Form“ gehalten werden, sonst altern sie vorzeitig und sterben ab. Wiesen und Weiden behalten nur dann eine ausgewogene Mischung aus Gräsern und Kräutern, wenn sie regelmäßig 1 – 2 Mal im Jahr gemäht oder beweidet werden. Aber weder die traditionelle Baumpflege und Obsternte noch die extensive Grünlandnutzung sind heute noch rentabel.











Daher brechen heute fast überall Baumbestände zusammen und viele Grundstücke verwahrlosen und wachsen zu. Diese Gefährdungssituation spiegelt sich auch im Rückgang der europaweit geschützten Vogelarten wider, die ihren Lebensraum in Streuobstwiesen haben.















Hier setzt das LIFE+-Projekt (L ´Instrument Financier pour L ´Environment) „LIFE+ Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales“ der EU. LIFE fördert das Schutzgebietssystem NATURA 2000 für bedrohte Tiere und Pflanzen sowie wertvolle Lebensräume. Das mit einem Preis ausgezeichnete Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen“ ist EU-weit eines der besten von insgesamt 63 LIFE + – Projekten, die im Jahr 2015 abgeschlossenen wurden. Neben dem Regierungspräsidium Stuttgart haben sich an diesem Naturschutzprojekt auch die Stiftung Naturschutzfonds BW, das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB), die Marketinggesellschaft BW (MBW), der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft BW e.V., die Manufaktur Jörg Geiger, die Gemeinden Dettingen/Teck und Weilheim/Teck sowie weitere 38 Gemeinden aus dem Projektgebiet finanziell beteiligt.
Von Januar 2009 bis August 2014 wurden in einem 450 km² großen Projekt-gebiet im Albvorland und im Remstal umfangreiche nachhaltige Maßnahmen zur Erhaltung und Revitalisierung von Streuobstwiesen umgesetzt. Schwer-punkte: Grünland – extensive Nutzung, kleinräumiges Naturmosaik, reich an Blüten und Insekten:










Kleinstrukturen: Hecken. Säume, kleinflächige Brachen, Nisthilfen.







Totholz, Höhlen, Pilze:









Zur Nachahmung empfohlen! Mehr Zeit für die Natur: Der Gemeinderat Dürnau beschloss in seiner jüngsten Sitzung die Verlängerung der kommunalen Naturschutzprogramme um drei Jahre. So werden weiterhin bei der Bewirtschaftung von Streuobstwiesen 2,50 € als Mähbeitrag pro Baum ausbezahlt und die Baumpflanzaktion alle zwei Jahre beibehalten. Zum Erhalt und zur Verjüngung des Bestandes beschafft die Gemeinde Hochstämme und stellt diese zur Verfügung. Der bisherige Eigenanteil von 5 € wird auf 10 erhöht. Die Gemeinde gibt dabei die bestellbaren Sorten vor. Abhängig von der Bewilligung der Baumschnittförderung des Landes von 15 €, macht die Gemeinde die Gewährung einer Aufstockung dieser Förderung um 5 € pro Baum. (NWZ/Region Ebersbach und Vorab 28.10.25)
Heimisches Streuobst im Blick: In Albershausen gab’s eine Ausstellungen Expertenbestimmung von Obstsorten. Vier Orte machten sich in ihrem Jubiläumsjahr für das Kulturgut stark. Jubiläumsjahr stand Pate. Anlass der Sortenausstellung in der Albershäuser Mensa war das Jubiläumsjahr vieler Städte, Gemeinden und Teilorte im Kreis. Auf das gemeinsame Kulturgut Streuobst hinweisen wollten die Nachbargemeinden Albershausen und Schlierbach sowie die Ebersbacher Teilorte Roßwälden und Sulpach. In die Hand genommen hat’s der Kreisverband für Obst- und Gartenbau, mit etlichen Ortsvereinen hat er daraus eine Sortenausstellung mit fachkundiger Bestimmung gemacht. Über 170 Apfel- und Birnensorten gab es so in Albershausen zu entdecken, dazu Erläuterungen über ihre Herkunft, Charakteristika und Besonderheiten. (Auszug: NWZ/Region Ebersbach und Voralb / Dieter Kassner 28.10.25).
Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 56; Wikipedia.